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Röhrl und Pirro: Zwei Unglückliche auf dem Podest

Von Uwe Mahla
Emanuele Pirro und Walter Röhrl

Emanuele Pirro und Walter Röhrl

Zu Walter Röhrls 75. Geburtstag muss unbedingt auch noch mal diese für den Regensburger ebenso wie für Emanuele Pirro bezeichnende Geschichte erzählt werden. Kolumnist Uwe Mahla erinnert sich.

Kein Augenzeuge wird je vergessen, wie der smarte Römer Emanuele Pirro, in eine Servierschürze gekleidet, Walter Röhrl formvollendet ein Kaltgetränk servierte. Des Spaßes halber, ein wenig aber auch, um seinen Respekt gegenüber dem Rallye-As zum Ausdruck zu bringen. Mehr dazu weiter unten.

Der 1962 geborene Emanuele Pirro hat sich vom Kart über Junior-Formeln bis in die Formel 1 hochgedient. Wenn sich auch seine Formel 1-Statistik mit 37 Einsätzen (1989 bis 1991, mit Dallara und Benetton) und nur drei WM-Punkten nicht überwältigend liest, so muss man ihn aber allemal als einen der großen Touren- und Sportwagen-Fahrer seiner Epoche einordnen. Eingefleischten Motorsportfans ist Pirro auch als Mitglied der Riege der Formel-1-Stewards ein Begriff.

In den Jahren 1985 bis 2000 gehörte er zur absoluten Tourenwagen-Elite der Welt und gewann mehrere nationale Tourenwagen-Meisterschaften, darunter die italienische, und zwar mit Audi. «Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich meine ganze Karriere bei Schnitzers und BMW geblieben, aber leider kam es 1992 da zu Verwerfungen. Weil ich darüber so enttäuscht war, entschied ich mich, BMW und damit auch das Team Schnitzer zu verlassen. Bezeichnenderweise war es Charly Lamm selbst, der mir die Telefonnummer von Dr. Ullrich gab, der gerade Motorsportchef von Audi geworden war.»

So wurde seine lange Laufbahn mit nicht weniger als fünf Gesamtsiegen im Audi-Sportwagen beim 24 Stunden-Rennen in Le Mans gekrönt, der letzte davon 2007. Es gibt ein Gerücht, demzufolge Pirro nur ungern vom Rennauto Abschied genommen hätte.

So verwundert es auch nicht, wenn er später, nach seiner Zeit als Werkspilot, abermals in den dortigen Ergebnislisten registriert ist. 2010 als Lola-Fahrer, allerdings nicht klassiert, aber ein Jahr später beim historischen Rennen auf dem Sarthe-Kurs immerhin als Klassensieger. Lange fungiert Pirro für Audi als Markenbotschafter, was ihm aufgrund seines freundlichen, höflichen Wesens und seiner guten Erziehung ähnlich gut gelingt wie der Umgang mit Gaspedal, Rennreifen und Lenkrad.

Die eingangs geschilderte Sache mit Walter Röhrl hatte übrigens einen anderen Hintergrund. Pirro erinnert sich: «Es war am Nürburgring, ich kam als Gastfahrer und schaffte die Pole Position, gewann das erste Rennen und führte im zweiten, bis BMW mir aufgab, Steve Soper passieren zu lassen. Das Problem war, Steve war nur Dritter und Röhrl Zweiter, der so den Sieg erbte. Natürlich war ich nicht sehr glücklich, aber ich verstand die Notwendigkeit und akzeptierte ohne Murren. Komisch wurde es dann allerdings bei der Siegerehrung. Ich versuchte Walter zu gratulieren, aber er wollte nicht mit mir sprechen. Er war sauer auf mich, und sagte, er hasse es, so zu gewinnen. Also zwei unglückliche Fahrer auf dem Podium.»

Pirro ist der freundliche, zugängliche und höfliche Gentleman geblieben, als den ich ihn vor fast einem Vierteljahrhundert in meiner Funktion als Sport-Pressesprecher bei BMW kennen gelernt habe. Kürzlich fragte ich nach all den Jahren via Messenger bei ihm wegen eines Interview-Termins an – prompt kam die Antwort: «Klar erinnere ich mich an Dich. Es wird mir eine Freude sein, mit Dir zu reden.»

Heute lebt Pirro mit seiner Frau Marlene nahe Viterbo; beide Söhne, wie könnte es anders sein, sind als Techniker im Motorsport unterwegs. Fad ist ihm selbst noch lange nicht.

Bisher war er sehr stark in verschiedene Funktionen der FIA eingebunden, u.a. als Formel-1-Steward, in der Fahrer- und Strecken-Kommission; ähnliche Aufgaben nimmt er im Rahmen des italienischen Motorsports wahr. Auch zahlreiche Charity-Aktivitäten profitieren von seinem guten Namen und seinem Engagement. So verwundert es nicht, wenn er – gerade 60 Jahre alt geworden – glaubhaft versichert: «Meine Leidenschaft für derartige Aktivitäten ist größer denn je».


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