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Moss: Wenn dich britischer Humor körperlich trifft

Von Uwe Mahla
Sir Stirling Moss

Sir Stirling Moss

Sir Stirling Craufurd Moss, das Formel-1 und Sportwagen-Ass der 50er und 60er-Jahre, war der Held seiner Kindheit. Heute berichtet Uwe Mahla über ein Zusammentreffen mit dem britischen Ausnahmepiloten.

Im zarten Alter von 13 Jahren schrieb ich einen Brief an Stirling Moss (das Porto für Juan-Manuel Fangio nach Argentinien war mir zu teuer), den damals noch jungen Briten, der sich anschickte, alle in Grund und Boden zu fahren, und der dennoch nie Weltmeister geworden ist.

Was man anstellen müsse, um Rennfahrer zu werden, war meine Frage. Moss antwortete, auf einem feinen Briefbogen mit in British Racing Green geprägten Lettern, bewundernswert persönlich und umfassend, ohne jedoch große Hoffnungen zu machen.

Er selbst, schrieb Moss, habe insofern Glück gehabt, als sein Vater in der Lage gewesen sei, ihn finanziell zu unterstützen. Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, bei einem Werksteam wie etwa Cooper, BRM oder Vanwall als Mechaniker anzuheuern und dann vielleicht mal die Chance zu bekommen, ein Rennauto zu fahren.

Moss schloss mit dem sibyllinisch-britischen Satz: «However, I must say, that this is exremly unlikely.» Ich als enttäuschter Profi-Aspirant ließ die Sache mit dem Rennsport daraufhin dann erst mal fallen.

Mehr als 20 Jahre später stand ich Stirling Moss gegenüber. Das war beim 24 h-Rennen in Le Mans 1978. Moss war dort als Ehrengast des Veranstalters und Fahrer eines Oldies, ich als aufstrebender Renn-Reporter.

Unter professionellen Aspekten hatte ich - Arbeitsschwerpunkt aktuelle Motorsportberichterstattung - Moss zwar sozusagen ad acta gelegt, denn dessen aktive Zeit war lange vorbei.

Ich freute mich aber aufrichtig, meinem Idol der frühen Jahre einmal persönlich und gewissermaßen offiziell zu begegnen, bekam als Journalist tatsächlich auch die Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln und ihm die Hand zu schütteln.

Es muss wohl die Größe des Moments gewesen sein, die mich dabei ein wenig tölpelhaft zu Werke gehen ließ. Eröffnete ihm, Moss sei seit meinem zwölften Lebensjahr mein Hero.

Das freue ihn, antwortete der kurz, aber höflich. Dann fuhr ich fort, um der Konversation einen zusätzlichen persönlichen Touch zu geben: «Ich habe Ihnen 1958 eine Brief geschrieben, und …»

Moss unterbrach mich, und seitdem weiß ich, wie einen der typisch britische Humor körperlich treffen kann: «Aah, Sie waren das.» Moss hat mich fröhlich und wohlwollend angelacht und erinnerte sich meiner später eher meines peinlichen Rückzuges wegen als an den Brief.


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