Gegen 25 Kerle: Erste Frau gewinnt Formel Ford-Titel

Kolumne von Rainer Braun
Bis zur Saison 1987 waren Siege und Titelgewinne in der deutschen Formel Ford 1600-Meisterschaft fest in Männerhand. Aber nur solange, bis Ellen Lohr antrat.

Mit dem Auftritt der jungen Kart-Pilotin Ellen Lohr aus Mönchengladbach änderten sich vor 35 Jahren die Kräfteverhältnisse im deutschen Formel Ford 1600-Titelkampf. Am Saisonende 1987 staunte die Fachwelt nicht schlecht, als die 22-Jährige im vornehmen Wiesbadener Kurhaus als erste Frau die Meister-Trophäe im deutschen Formel Ford 1600-Titelkampf in Empfang nehmen konnte.

Als die couragierte junge Dame begann, mit ihrem schwarzen Van Diemen FF 1600 und Startnummer #1 die ersten Rennen zu gewinnen, gingen bei den Herren der Schöpfung langsam die Alarmglocken an. Da fuhren immerhin solche Kaliber wie Marco Werner, Karl Wendlinger, Fritz Kreutzpointner oder Klaus Panchyrz mit.

Auch für mich als permanenten FF 1600-Streckensprecher war Ellens Siegeszug eine völlig neue Erkenntnis, die ich am Mikrofon natürlich entsprechend hochgejubelt habe. Dabei ermahnte sie mich im Laufe der Saison gleich mehrfach, doch bitte ihre Rolle als erfolgreiche Frau in der Männer-Domäne Formel Ford nicht so aufzublasen. «Ich bin ein Wettbewerber wie jeder andere hier im Starterfeld – als Sensation oder dergleichen möchte ich bitte nicht gesehen werden.»

In diesem Punkt haben wir allerdings weder zu Ellens Formel Ford- oder Formel 3-Zeit, noch danach in ihren DTM-Jahren bei Alpina oder Mercedes einen Konsens gefunden. Ellen war da sehr eigen und ließ sich nicht davon überzeugen, dass ihr Auftritt was Besonderes sei und der Motorsport auch ein bisschen vom Showgeschäft lebt.

Umso genussvoller habe ich dann Ende November 1987 im Kurhaus in Wiesbaden die Formel Ford-Meisterehrung moderiert und Ellens Leistung jetzt erst recht als die Sensation des Jahres hervorgehoben. Prompt griff sie nach dem Mikro und korrigierte meine Wortwahl dahingehend, dass sie nicht mehr und nicht weniger geleistet habe als ihre männlichen Konkurrenten. Und fast trotzig schob sie nach: «Ich sehe in meiner Leistung keine Sensation, nur weil ich eine Frau bin.»

Auch in den Jahren danach sind wir bei diesem Thema immer wieder aneinander gerasselt – egal, ob bei Interviews an der Rennstrecke oder PR-Veranstaltungen vor ausgewähltem Publikum. Am Ende haben die Leute sogar geglaubt, dass Mikrofon-Gezeter zwischen uns beiden sei nur eine gut inszenierte Show-Nummer.


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