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Riccardo P. und die nackten Pos von Imola

Kolumne von Uwe Mahla
Riccardo Patrese

Riccardo Patrese

​Der Italiener Riccardo Patrese, dieser Tage 69 Jahre alt geworden, wurde 1992 WM-Zweiter und gewann sechs Grands Prix, wurde aber dennoch nie als Superstar empfunden. Wieso eigentlich?

Riccardo Gabriele Patrese hat am 17. April seinen 69. Geburtstag gefeiert, mit 256 Grands Prix war der Italiener aus Padua jahrelang Dienstältester der Königsklasse, er gewann immerhin sechs Rennen, und 1992 stand ihm nur Nigel Mansell in Sachen WM-Titel vor der Donne – dennoch machte die Öffentlichkeit lange nicht so viel Aufhebens um ihn wie um manch anderen Formel-1-Star. Warum?

Riccardo selbst liebte den Rummel nicht wirklich. Als er 1983 den Großen Preis von Südafrika in Kyalami gewann, vor Andrea de Cesaris und seinem Brabham-Stallgefährten Nelson Piquet, der sich mit dieser Platzierung zum ersten Turbo-Weltmeister der Geschichte machte, da genoss er das auf sehr vornehme, leise Art und Weise.

Bald entzog er sich dem Trubel der Siegesparty und ging gemütlich mit mir zum Parkplatz, wo wir fast drei Stunden an derselben Stelle im Stau steckten. Dann nahm er sich ein Herz, schnappte sich ein Motorrad und verschwand in der Menge.

Solche Sieger sieht man selten.

Eine andere Episode belegt, dass Star-Allüren Patrese fremd waren: Meine damals einjährige Tochter krabbelte 1982 in Zeltweg am Boden unseres Wohnmobils herum. Teambesitzer Bernie Ecclestone sah sich das an und murmelte etwas von «no babies in the paddock». Das war aber nicht ganz so harsch gemeint, wie es klang.

Ein Anderer sah das mit dem Baby ganz anders: Riccardo Patrese schäkerte herzerfrischend mit unsere Kleinen – und sie mit ihm. Der Kinderfreund ließ es nur allzu gern geschehen, dass der kleine Quirl sich seiner als Klettergestell bediente. Ja, Riccardo war – und ist noch heute – ein richtig netter Kerl.

Der Triumph von Kyalami mag ihn auch über folgende Begebenheit hinweg getröstet haben: Er war in Imola 1983 im Begriff, nach Nelson Piquets Ausfall mit überdrehtem Motor die Ehre der Brabham-BMW-Truppe zu retten.

Gegen Rennende überrumpelte er den bis dahin führenden Ferrari-Mann Patrick Tambay und war auf dem sicheren Weg zu seinem zweiten GP-Sieg (nach Monaco 1982).

Allerdings verlor er in der Vorfreude die Kontrolle über sein Rennauto und landete im Abseits. Als wäre das noch nicht schlimm genug, jubelte das Publikum, weil nun wieder ein Ferrari führte und gewann.

Bernie war fassungslos: «Guck dir die italienischen Fans an, die jubeln, wenn ein Italiener gerade das Rennen verliert, weil auf diese Weise ein Ferrari vorn ist.»

Die Tifosi hatten übrigens schon vor dem Training ihrem Unmut gegenüber dem Ferrari-Gegner Brabham-BMW johlend, buhend und pfeifend Ausdruck verliehen. Und die derart verhöhnte Brabham-Truppe quittierte dieses Verhalten auf ihre Weise: Alle Mann streckten ihre nackten Hinterteile aus dem Boxentor dem Publikum entgegen.

So etwas konnte man sich damals noch leisten, ohne vom Weltverband abgestraft zu werden.

Die Nähe zum Motorsport hat Patrese nie verloren. Auch heute noch taucht er häufig bei Historie-Veranstaltungen auf. Patrese sagt: «Erst kürzlich hatte ich wieder das Vergnügen in Goodwood mit dem Brabham-BMW BT52 von 1983 – war das eine wunderbare Zeit damals! Aber ich werde weiterhin dabei sein, wenn mein Sohn Lorenzo mit Audi in der GT Word Challenge am Start ist.»

Wie sagt doch der Volksmund: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

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