Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Formel-1-Boom in USA: Kanada-GP war Trendsetter

Von Adam Cooper
​Die Formel 1 boomt in den USA, aber jahrelang hielt Kanada die Flagge der Königsklasse in Nordamerika aufrecht. François Dumontier, CEO des Promoters Octane Racing Group, erzählt.

Zum 45. Mal findet auf der Insel Notre-Dame im Park Jean-Drapeau ein Formel-1-Rennen statt. Der Grosse Preis von Kanada im quirligen Montreal ist ein Klassiker. Und es passt zur faszinierenden Geschichte des Rennens, dass die erste Ausgabe 1978 von jenem Piloten gewonnen wurde, dessen Name die Strecke heute trägt – Circuit Gilles Villeneuve. Zuvor fand der Kanada-GP in Mosport statt (100 km östlich von Toronto) oder in Mont-Tremblant (bei Saint-Jovite, Québec).

In den USA ist die Formel 1 derzeit voll angesagt, nicht zuletzt dank der Netflix-Dokuserie «Drive to Survive». Aber wir hatten Jahre, in welchen es keinen USA-GP gab, weil das Interesse so gering war, von 1985 bis 1988, von 1992 bis 1999, von 2008 bis 2011. Und da hielten die Kanadier die Formel-1-Flagge aufrecht.

Völlig anders 2023. Miami ausverkauft. Austin ausverkauft. Las Vegas ausverkauft. Aber viele US-Amerikaner lassen sich den Grand Prix in Montreal dennoch nicht entgehen. Montreal ausverkauft. Am kommenden Wochenende werden 350.000 Fans erwartet.

Der Kanada-GP hat seinen festen Platz im WM-Programm, nicht zuletzt deshalb, weil Land, Provinz, Stadt und Tourismus-Verein zusammengespannt haben.

François Dumontier, Geschäftsleiter des Rennpromoters Octane Racing Group: «Das Land Kanada und die Provinz Québec steuern ungefähr 30 Prozent der Antrittsgebühr bei, mit dem gleichen Betrag engagiert sich der Tourismus-Verein von Montreal, der eine eigenständige Firma ist, also von der Stadtkasse abgekoppelt. Die Stadt trägt die restlichen 10 Prozent und steuert auch Hilfe in Sachen Service bei, wie etwa die elektrische Versorgung.»

Das Abkommen zwischen der Formel 1 und den Kanadiern läuft bis 2029 und ist durch zwei Jahre Corona-Zwangspause bis 2031 verlängert.

François Dumontier weiter: «Strecke und Gebäude gehören der Stadt, wir als Promoter mieten die Anlage und sind auch für die ganzen temporären Tribünen, Begrenzungsmauern und Zäune verantwortlich. Wenn die Formel 1 abgezogen ist, wird aus dem Park wieder eine ganz normale Naherholungszone.»

Die ausverkauften Rennen in Austin, Miami und Las Vegas haben die Nachfrage nach Tickets für Montreal nicht verringert. François Dumontier sagt: «Gewiss, wir sind schon lange dabei, aber das bedeutet nicht, dass wir uns auf den Lorbeeren ausruhen. Wir haben für 2019 ein neues Boxengebäude gebaut und das Fahrerlager vergrössert. Wir denken ständig daran, wie wir die Instrastuktur verbessern können. Wir sind uns der Konkurrenz bewusst.»

«Das Interesse der Fans bleibt gross. Wir hatten 2022 rund 43 Prozent Besucher aus Montreal und der Provinz Québec, 57 Prozent von ausserhalb. Wir sind das grösste Sport-Ereignis von Kanada. Es ist einfach, aus dem Einzugsgebiet etwa von New York hierher zu fliegen. Und gemessen am US-Dollar sind die Preise attraktiv. Wir haben durch die zusätzlichen Läufe in Miami und Las Vegas keine Besucher verloren.»

«Ich finde es fabelhaft, dass wir nun drei Rennen in den USA haben, dazu Mexiko und wir. Die Netflix-Doku hat der ganzen Formel 1 geholfen, nicht nur dem Interesse in den USA. Wir haben viele neue und junge Fans dazu gewonnen.»

Grosser Preis von Kanada: Das Goldene Buch

2022 Max Verstappen, Red Bull Racing *
2019 Lewis Hamilton, Mercedes
2018 Sebastian Vettel, Ferrari *
2017 Lewis Hamilton, Mercedes *
2016 Lewis Hamilton, Mercedes *
2015 Lewis Hamilton, Mercedes *
2014 Daniel Ricciardo, Red Bull Racing-Renault
2013 Sebastian Vettel, Red Bull Racing-Renault *
2012 Lewis Hamilton, McLaren-Mercedes
2011 Jenson Button, McLaren-Mercedes
2010 Lewis Hamilton, McLaren-Mercedes *
2008 Robert Kubica, BMW-Sauber
2007 Lewis Hamilton, McLaren-Mercedes *
2006 Fernando Alonso, Renault *
2005 Kimi Räikkönen, McLaren-Mercedes
2004 Michael Schumacher, Ferrari
2003 Michael Schumacher, Ferrari
2002 Michael Schumacher – Ferrari
2001 Ralf Schumacher, Williams-BMW
2000 Michael Schumacher, Ferrari *
1999 Mika Häkkinen, McLaren-Mercedes
1998 Michael Schumacher, Ferrari
1997 Michael Schumacher, Ferrari *
1996 Damon Hill, Williams-Renault *
1995 Jean Alesi, Ferrari
1994 Michael Schumacher, Benetton-Ford *
1993 Alain Prost, Williams-Renault *
1992 Gerhard Berger, McLaren-Honda
1991 Nelson Piquet, Benetton-Ford
1990 Ayrton Senna, McLaren-Honda *
1989 Thierry Boutsen, Williams-Renault
1988 Ayrton Senna, McLaren-Honda *
1986 Nigel Mansell, Williams-Honda *
1985 Michele Alboreto, Ferrari
1984 Nelson Piquet, Brabham-BMW *
1983 René Arnoux, Ferrari *
1982 Nelson Piquet, Brabham-BMW
1981 Jacques Lafitte, Ligier-Matra
1980 Alan Jones, Williams-Ford
1979 Alan Jones, Williams-Ford *
1978 Gilles Villeneuve, Ferrari (ab hier Montreal)
1977 Jody Scheckter, Wolf-Ford (Mosport)
1976 James Hunt, McLaren-Ford (Mosport)
1974 Emerson Fittipaldi, McLaren-Ford (Mosport)
1973 Peter Revson, McLaren-Ford (Mosport)
1972 Jackie Stewart, Tyrrell-Ford (Mosport)
1971 Jackie Stewart, Tyrrell-Ford (Mosport)
1970 Jacky Ickx, Ferrari (Mont-Tremblant)
1969 Jacky Ickx, Brabham-Ford (Mosport)
1968 Denny Hulme, McLaren-Ford (Mont-Tremblant)
1967 Jack Brabham, Brabham-Repco (Mosport)

* Sieg von der Pole-Position aus

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