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Charles Leclerc (Ferrari): Helm wie Gilles Villeneuve

Von Mathias Brunner
​Der Monegasse Charles Leclerc lässt die Herzen der Tifosi höher schlagen: Der fünffache GP-Sieger tritt auf dem Circuit Gilles Villeneuve mit dem Helmdesign des unvergessenen Kanadiers an.

1978 trat die Formel 1 erstmals auf jener Rennstrecke an, die heute als GP-Klassiker gilt: die anspruchsvolle Piste im Parc Jean-Drapeau, die seit 1982 nach dem kanadischen Ferrari-Star Gilles Villeneuve benannt ist, nach jenem Villeneuve, der zur Begeisterung der Fans die erste Ausgabe des Rennens in Montreal gewann.

Der heutige Ferrari-Fahrer Charles Leclerc erinnert an den kleinen Kanadier mit dem grossen Kämpferherzen: Der 25-jährige Monegasse hat am Freitagmorgen sein Helm-Design für den Grand Prix von Kanada präsentiert – es sind die Farben, die Villeneuve trug. Da schlagen die Herzen der Tifosi höher.

Als das Ferrari-Idol Villeneuve 1978 die Ziellinie des Kanada-GP kreuzte, flippten die Zuschauer komplett aus: Der Ferrari-Pilot war über sich hinausgewachsen – ganz untypisch für ihn hatte er Geduld bewiesen.

Eigentlich hätte Jean-Pierre Jarier im Lotus gewinnen müssen, doch der französische Ersatzfahrer des im September 1978 verstorbenen Ronnie Peterson wurde von der Technik seines Renners im Stich gelassen. Gilles Villeneuve ging in Führung und behielt die Nerven. Es passte zu diesem verrückten Grand Prix, dass bei seiner Zieldurchfahrt Schneeflocken fielen!

1982 hat die Motorsportwelt diesen Piloten verloren, der bis heute die Fans fasziniert. Grand-Prix-Sieger Johnny Herbert sagte mir einmal: «Für mich war er der Grösste. Ihn interessierte nur eines – auf die Rennbahn hinausfahren und von allen der Schnellste sein. In jeder Runde. Ich hatte immer den Eindruck, Siege oder gar ein WM-Titel waren für ihn zweitrangig. Er wollte einfach nur die Gegner in Grund und Boden fahren.»

Der Rennkomet Gilles Villeneuve verglühte im Abschlusstraining zu Grossen Preis von Belgien in Zolder, am 8. Mai 1982. Der Kanadier wollte die Quali-Zeit seines verhassten Ferrari-Stallgefährten Didier Pironi unterbieten. Die beiden hatten beim WM-Lauf zuvor in Imola einen Pakt geschlossen, der Franzose hielt sich nicht daran, Gilles sagte grimmig: «Ich werde nie wieder ein Wort mit ihm reden.» Auf traurige Art und Weise sollte sich das bewahrheiten.

Gilles lief in Zolder auf den March von Jochen Mass auf, der Deutsche zackte zur Seite, um Platz zu machen, aber diese Linie hatte bereits Villeneuve gewählt. Das Unvermeidliche geschah. Ein grosses Kämpferherz hörte auf zu schlagen.

Die Faszination für den Mann mit dem scheinbar grenzenlosen Mut ist ungebrochen, selbst so viele Jahre nach seinem Tod. In Italien wird er bis heute verehrt wie vor ihm nur Tazio Nuvolari, auch er ein Derwisch hinter dem Lenkrad.

Vielleicht gründet die Faszination der Fans auch darin, dass sie verstanden haben, was Johnny Herbert so formuliert: «Unvergessen, wie Villeneuve in Zandvoort 1979 nach einem seiner zahlreichen Abflüge mit ramponiertem Ferrari weiterfuhr, ständig fielen Teile von seinem Ferrari ab, an die Box kam er mit einem veritablen Dreirad, die Mechaniker schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Gilles hat derweil gefordert, man möge ihm gefälligst frische Reifen geben, damit er weiterfahren könne. Er wusste überhaupt nicht, dass sein Auto so kaputt war. Gewiss gibt es erfolgreichere Rennfahrer, aber es hat bestimmt nie einen grösseren Racer gegeben als Gilles Villeneuve.»



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