Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Paukenschlag bei Audi: Chef Markus Duesmann geht

Von Mathias Brunner
​Am 26. August 2022 bestätigte Audi: Die Marke mit den vier Ringen steigt 2026 in die Formel 1 ein. Markus Duesmann, seit April 2020 Audi-Konzernchef, wird das nicht mehr auf seinem Posten erleben, er muss gehen.

Im Rahmen des Grossen Preises von Belgien 2022 gab Audi bekannt: Die Premium-Marke kommt in die Königsklasse, schrittweise wird der Sauber-Rennstall übernommen, ab 2026 stehen in der Formel 1 zwei Audi-Boliden am Start.

Einer der grössten Formel-1-Befürworter wird den Einstieg nicht mehr als Audi-Mitarbeiter erleben: Am Nachmittag des 29. Juni hat der Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns beschlossen – Chef Duesmann muss seinen Posten bei der VW-Tochter Audi räumen.

Duesmann wird ab 1. September durch Gernot Döllner ersetzt, der zuletzt für die Gesamtstrategie des VW-Konzerns zuständig war. Davor leitete Döllner die Konzept-Entwicklung von Porsche und war dabei beispielsweise zuständig für die Baureihe Panamera.

Markus Döss, Aufsichtsrats-Vorsitzender von Audi: «Ich danke Markus Duesmann für seine wichtigen Leistungen bei Audi in den vergangenen Jahren. Er hat mit Weitblick wichtige strategische Entscheidungen vorbereitet und vorangetrieben. Dazu gehört insbesondere die Elektrifizierungsstrategie. Darauf wird Audi auch in Zukunft weiter aufbauen können.»

Was ist passiert? Das Nachrichten-Magazin «Der Spiegel» berichtet von interner Kritik an Duesmann. Nicht alle waren wohl von seinen Umbauplänen überzeugt, auf dem wichtigen Markt China schwächelte der Absatz, der Fortschritt im Elektroauto-Bereich geht dem VW-Konzern zu wenig flott vorwärts.

Die Beziehung von Duesmann zu VW-Chef Oliver Blume galt als belastet. Döllner hingegen wird als enger Vertrauter des Porsche- und VW-Chefs Blume bezeichnet.

Duesmann eckte an, er verkündete zum Beispiel vorschnell die Abkehr vom Verbrennungsmotor, was viele langjährige Audi-Kunden verstimmte. Auch Aussagen über zu Tempobegrenzungen oder autofreien Tagen erzeugte Unmut.

Der Wechsel an der Audi-Spitze sollte auf das kommende Formel-1-Engagement keine Auswirkungen haben. Der VW-Aufsichtsrat hatte sich im Frühling 2022 für das Engagement in der Königsklasse ausgesprochen, an dieser strategischen Ausrichtung im Motorsport ändert sich nichts. Gegenwärtig übernimmt Audi schrittweise Anteile am Sauber-Rennstall. Der Aufbau der Mannschaft unter dem Dach der eigens gegründeten Audi Formula Racing GmbH am Standort in Neuburg an der Donau läuft auf Hochtouren. Schon jetzt sind mehr als 260 Fachleute an Bord.

Das Entwicklungsteam besteht im Kern aus erfahrenen Mitarbeitenden von Audi Sport und Audi, die über langjähriges und vielfältiges Know-how im elektrifizierten Motorsport verfügen. Dazu kommen Formel-1-Spezialisten von extern, die das Team gezielt verstärken. Bis zum Jahresende soll der Personalaufbau abgeschlossen sein und die Mannschaft aus mehr als 300 Mitarbeitenden bestehen.

Parallel wird das Kompetenz-Center Motorsport in Neuburg für das Formel-1-Projekt ausgebaut: In einem Neubau mit einer Grundfläche von rund 3000 qm werden ab dem zweiten Halbjahr weitere Prüfstände für die Entwicklung der Power-Unit installiert.

Eine Modulbauweise erlaubt es, die hochmodernen Prüfstände bereits in Betrieb zu nehmen, noch bevor das Gebäude Anfang 2024 fertiggestellt sein wird.

Oliver Hoffmann, Vorstand für die technische Entwicklung bei Audi: «Das Formel-1-Projekt hat in den letzten Monaten richtig Fahrt aufgenommen. In der fortlaufenden Konzeptphase wird die Grundlage unserer Antriebseinheit für 2026 geschaffen. Wir legen viel Wert auf Detailarbeit, etwa bei Materialien oder Fertigungstechnologien, ebenso stehen Themen wie das Energiemanagement des Hybridantriebs im Fokus. Effizienz ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Formel 1 und die Mobilität der Zukunft, diese Ansätze werden beide Welten voranbringen.»

Wertvolle Erkenntnisse in der Entwicklung, für den Prüfstandaufbau und die Validierung der Messinstrumente liefert ein Einzylinder-Motor, der seit Ende 2022 im Testbetrieb ist.

Die erste Hybrid-Antriebseinheit, bestehend aus Verbrennungsmotor, Elektromotor, Batterie und Steuerungselektronik, soll noch in diesem Jahr auf dem Prüfstand laufen und die Basis für das zukünftige Fahrzeugkonzept bilden.

Darüber hinaus wird der dynamische Entwicklungssimulator in Neuburg auf Formel-1-Stand gebracht und die Entwicklung weiter vorantreiben.


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