Neues Rätsel Racing-Raritäten: Falsches Timing
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der Engländer Julian Bailey mit seinem Tyrrell-Ford beim Grossen Preis von Italien in Monza 1988. Bailey fuhr im Training auf Startplatz 26, damit kickte er seinen Tyrrell-Teamgefährten Jonathan Palmer in die Nichtqualifikation. Im Rennen wurde Bailey Zwölfter, mit zwei Runden Rückstand auf Gerhard Berger im Ferrari. Es war das einzige von 16 Rennen 1988, das McLaren nicht gewann.
Der heute 61-jährige Julian Terence Bailey wurde in England geboren, wuchs aber auf Menorca in Spanien auf. Als Teenager verfiel er der Rennleidenschaft und, inzwischen wieder in Grossbritannien zuhause, ein Sieg beim Formel-Ford-Festival von Brands Hatch 1982 deutete an – dieser junge Mann kann etwas. Festival-Gewinner fanden sich später reihenweise in der Formel 1 wieder, wie Mark Webber, Jenson Button, Johnny Herbert oder Eddie Irvine.
Bailey trat 1987 in der Formel 3000 an (vergleichbar mit der heutigen Formel 2) und gewann sein drittes Rennen. Er war der erste Brite überhaupt, der in der F3000 siegen konnte. Der legendäre Teamchef Ken Tyrrell wurde hellhörig.
Tyrrell holte Bailey 1988 in die Königsklasse. Das Pech von Julian: Das Auto war nicht besonders konkurrenzfähig. Bailey konnte keinen Punkt erobern, sein Stallgefährte Jonathan Palmer kam auf fünf Zähler. Damit war die GP-Karriere von Bailey zu Ende.
Bailey fuhr in den folgenden Jahren Sport- und Tourenwagenrennen. 1999 wurde er britischer GT-Meister, im Jahr darauf gewann er die FIA GT-Meisterschaft.
Und wie war das jetzt mit der einzigen McLaren-Niederlage 1988?
Die Kombination Ayrton Senna und Alain Prost fuhr 1988 mit dem McLaren MP4/4-Honda die Konkurrenz in Grund und Boden. In Monza schied Alain Prost zwar aus, aber Senna führte mühelos, und alles sah nach dem zwölften Sieg von McLaren im zwölften Saisonlauf aus.
Auf den Tribünen waren die Tifosi so gut wie verstummt: Zwei Runden vor Schluss lagen die Ferrari von Gerhard Berger und Michele Alboreto zwar auf den Rängen 2 und 3, aber weit hinten. Die ersten Besucher rollten die gelben Fahnen zusammen und gingen nach Hause.
Senna kam dem Williams von Jean-Louis Schlesser näher, der für den erkrankten Nigel Mansell eingesprungen war. Senna rückte zum Überrundungsmanöver schnell auf, so schnell, dass Schlesser einen Moment lang zögerte. Das reichte, um den Bremspunkt zu verpassen und die Linie zu vermasseln. Senna zog aussen vorbei und stolperte dann über ein Rad des Williams – die Tifosi trauten ihren Augen nicht!
Keine 120 Sekunden später kreuzten die Ferrari zu einem unerwarteten Doppelsieg die Zillinie. Die Begeisterung war grenzenlos.
Ich stand damals zum Schluss des Rennens in der Boxengasse, wie eine gewaltige Welle wogte der Jubel über alles hinweg, dann stürmten die entfesselten Menschen die Rennbahn, die Polizei riegelte blitzschnell die Hinterausgänge der Boxen ab, und es bedurfte stattlichen Schweizer Körpereinsatzes, um dem Chaos durch eine Holztür in der Box zurück ins Fahrerlager zu entfliehen.
Schlesser war damals der Ansicht, der ganze Schlamassel mit Senna sei nicht seine Schuld gewesen, aber er entschuldigte sich, den Tränen nahe, bei Ayrton Senna.
McLaren-Teamchef Ron Dennis traf Schlesser 2013 im Fahrerlager von Monaco. Der Engländer kühl: «Das ist der Mann, der uns an einer makellosen Saison gehindert hat.»
Damit zum neuen Rätsel, für das wir Ihnen zwei Tipps geben: Erstens deuten die Randsteine klar auf den Ort hin, und zweitens handelt es sich hier um einen Fahrer, dessen Herkunft heute in Sachen F1-Karriere problematisch wäre.
Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.