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Monza-Sieger Max Verstappen: «Ferrari war sauschnell»

Von Mathias Brunner
Die entscheidende Szene: Sainz verbremst sich, kurz darauf attackiert Verstappen gnadenlos

Die entscheidende Szene: Sainz verbremst sich, kurz darauf attackiert Verstappen gnadenlos

​Grosser Preis von Italien im Autodromo Nazionale di Monza: Max Verstappen gewinnt seinen 47. Grand Prix. Der Red Bull Racing-Fahrer sagt: «Unglaublich, was dieses Team in diesem Jahr leistet.»

Traditions-GP von Italien im königlichen Park von Monza: Weltmeister Max Verstappen fährt mit einer makellosen Leistung zu seinem 47. Sieg in einem Formel-1-WM-Lauf. Es ist sein zehnter Sieg in Folge und sein zwölfter Triumph in der GP-Saison 2023 und sein zweiter in Monza nach 2022, dazu der 91. Podestplatz des Niederländers. Für den Rennstall Red Bull Racing ist es der 106. Volltreffer in der Königsklasse.

Der 25-jährige Niederländer sagt nach seinem bärenstarken Rennen: «Zehn Sieg in Folge, von so etwas hätte ich nie zu träumen gewagt vor der Saison. Aber das war ein hartes Stück Arbeit heute. Auf der anderen Seite ist ein Sieg doppelt schön, wenn du ihn dir hart verdienen musst.»

«Das Duell mit Carlos hat Spass gemacht, wir liessen einander genügend Raum. Ich sah, dass unser Auto besser zu den Reifen ist, aber Ferrari war sauschnell heute, mit einer wirklich tollen Top-Speed.»

«Ich fand es knifflig, Sainz nahe genug zu kommen für einen Angriff. Ich wollte geduldig bleiben. Dann blockierte Carlos kurz die Reifen, das gab mir die Möglichkeit, bessere Traktion aus der Kurve zu haben und dann erfolgreich anzugreifen. So konnte ich endlich an ihm vorbeigehen. Letztlich hat auch heute einmal mehr das Reifen-Management entschieden.»

So lief der Monza-GP

Das Rennen begann bei Idealbedingungen im Spätsommer: 29 Grad Lufttemperatur, 43 Grad Asphalttemperatur, 120.000 Fans auf den Rängen, von welchen die meisten vom ersten GP-Sieg für Ferrari seit Österreich 2022 (Charles Leclerc) träumten.

Bei der Anfahrt zum Start (nur Hamilton, Bottas und Magnussen auf dem harten Reifen, alle anderen Piloten auf mittelhart) musste Yuki Tsunoda seinen AlphaTauri-Rennwagen zur Seite stellen – Motorschaden, Startprozedere abgebrochen (aber keine rote Flagge), fünf Minuten Pause, denn der Wagen des Japaners steckte in einem Gang fest und konnte nicht einfach weggeschoben werden. Bittere Pille für die Monza-GP-Sieger von 2020 (mit Pierre Gasly).

Das Ganze bedeutete: überhitzende Autos, mehr Belastung für die Kupplung, Reifentemperatur runter, Renndistanz kürzer (51 Runden), weil auch langsame Aufwärmrunden Sprit verbrauchen und die Kraftstoffmenge knapp kalkuliert ist. Startplatz 11 von Tsunoda blieb frei, Nico Hülkenberg von P13 sah eine Lücke vor sich.

Im zweiten Anlauf nach Formationsrundenstart um 15.20 Uhr klappte es: Carlos Sainz in Ferrari kam von Pole-Position gut weg und zog gleich zu Verstappen hinüber, Max musste sich gegen Leclerc wehren, der geriet unter Druck von Russell.

Stand nach Runde 1: Sainz, Verstappen, Leclerc, Russell, Pérez, Piastri, Albon, Norris, Hamilton und Hülkenberg auf Platz 10, Alonso dahinter Elfter.

Alex Albon machte sich in Runde 2 über Piastri her und rückte im Williams vor auf P6.

Verstappen hielt sich in der Nähe von Sainz, wie ein Raubtier, das auf Beute lauert. In Runde 4 wurde es den Piloten gestattet, die Heckflügel ihrer Autos flachzustellen. Verstappen berichtete am Funk: «Das Auto von Sainz beginnt schon zu rutschen, hier ist alles okay.»

Max rückte seinem früheren Toro Rosso-Stallgefährten Sainz näher und näher. In Runde 6 war es so weit – Angriff in der ersten Kurve. Sainz wehrte sich mit Zähnen und Klauen, Max ging vom Gas und monierte am Funk: «Das war unanständig.»

Verstappen blieb geduldig, weiter hinten machte Pérez im zweiten Auto von Red Bull Racing Druck auf den Mercedes von George Russell. Max stellte am Funk fest, dass die Ferrari tollen Top-Speed haben. Renningenieur Gianpiero Lambiase: «Keine Sorge, er hat viel Mühe mit den Hinterreifen.»

Verstappen mit Sainz und Leclerc in die Zange zu nehmen, war die einzige Chance von Ferrari. Aber Leclerc verlor ein wenig den Anschluss an Max. Fernando Alonso schnappte sich Nico Hülkenberg und rückte vor auf P10.

Runde 12: Sainz, Verstappen, Leclerc, Russell, Pérez, Albon, Piastri, Norris, Hamilton und Alonso.

In Runde 14 war Max nahe genug für einen neuen Angriff, aber Sainz verteidigte sich sehr geschickt. Die Frage war: Wie lange noch?

Pérez kam Russell in der ersten Kurve nahe und schimpfte am Funk: «Er hat mich von der Bahn gedrängt.» In Wahrheit hatte sich der Mexikaner leicht verbremst.

Runde 15: Sainz liess in der ersten Kurve die Vorderräder rauchen, Verstappen setzte sich aus Kurve 1 heraus an die Aussenseite und war damit in der Roggia auf der besseren Linie und besser auf der Bremse – Führung für den Niederländer! Schweigen auf den Rängen.

In Kurve 1 schnappte sich in Runde 16 Pérez den Mercedes-Fahrer Russell, der RBR-Fahrer damit neu Vierter.

Runde 17: Verstappen schon 2,5 Sekunden vor Sainz, Leclerc (der am Funk feststellte, Carlos habe Mühe mit den Reifen, Übersetzung: Sainz möge ihn passieren lassen), Pérez, Russell, Piastri, Norris, Hamilton, Alonso und Bottas. Hülkenberg nach Reifenwechsel auf P17.

Am Ende von Runde 19 holten sich Sainz und Russell beide harte Pirelli-Reifen ab, Leclerc, nur noch knapp hinter Pérez, wurde eine Runde später hereingeholt, auch Verstappen erhielt harte Walzen. Damit Pérez in Führung.

Leclerc reihte sich hinter Sainz ein, heisser Zweikampf zwischen den beiden Ferrari. Durch die Balgerei lag Pérez nach seinem Stopp dicht hinter den zwei roten Rennern.

Stand in Runde 22: Piastri, Hamilton (beide noch auf dem ersten Reifensatz), Verstappen, Sainz, Leclerc, Pérez, Russell und Bottas.

Russell erhielt von der FIA eine Fünfsekundenstrafe: Er hatte (nach dem Reifenwechsel) in der ersten Kurve abgekürzt vor Alpine-Fahrer Ocon.

Lando Norris schob sich an seinem McLaren-Stallgefährten Oscar Piastri vorbei auf Rang 9, der junge Australier bedankte sich mit einem Schubser. Tatort: erste Kurve. Die FIA ermittelte, befand dann aber – Rennzwischenfall.

Verstappen ging mühelos an Hamilton vorbei und führte wieder.

Zum Ende von Runde 27 kam endlich auch Hamilton an die Box, er reihte sich auf Rang 10 hinter Fernando Alonso wieder ein.

Stand: Verstappen 5,3 Sekunden vor Sainz, unmittelbar dahinter Leclerc und Pérez, Russell Fünfter, dann Albon, Norris, Piastri und Alonso vor Hamilton. Lewis schimpfte am Funk: «Das ist verdammt langer Weg mit diesen Walzen bis ins Ziel, Mann.» Der Brite sprach von den mittelharten Pirelli.

Das Einstopprennen plätscherte vor sich hin. Unterhaltung boten Norris (knapp an Albon dran) und Pérez (knapp an Leclerc dran).

In Runde 31 war Pérez mit den rechten Rädern in Roggia neben der Bahn, klar war der Mexikaner nicht begeistert. In Runde 32 klappte das in der Bremszone zu Kurve 1 besser – Pérez neu Dritter vor Leclerc. Nächstes Opfer: Sainz.

Verstappen inzwischen schon acht Sekunden vor Sainz. Carlos am Funk: «Es wird knapp, das bis ins Ziel zu verteidigen.» Antwort an den Spanier: «Gib dein Bestes.»

In Runde 38 zog Norris auf gleiche Höhe mit Albon, aber der Thai-Brite blieb vorne, Lando war nicht happy: «Ich war neben ihm, er hat mir weggedrängt.»

Runde 41: Pérez immer grösser im Rückspiegel von Sainz, weiter hinten Berührung zwischen Piastri und Hamilton, am McLaren des jungen Oscar war der Frontflügel hin. Piastri kam an die Box für eine neue Fahrzeugnase, die FIA-Regelhüter schauten sich das nochmals genauer an – Fünfsekundenstrafe für Hamilton!

Pérez griff Sainz mehrfach an, Carlos blieb vorne. Dabei musste Sergio in Kurve 1 dem Ferrari ausweichen. Pérez: «Er bewegt sicn Auto in der Bremszone verdammt spät.»

Sainz spielte am Funk den Unschuldsengel: «Was versucht der Kerl da?»

In Runde 46 war das Manöver vollzogen – Pérez in der Bremszone von Kurve 1 vorbei an Sainz. Betretenes Schweigen unter den Tifosi.

Eine Runde später verlor Sainz auch einen Rang an Charles Leclerc, aber Sainz schlug zurück, fast eine Kollision! Die beiden Ferrari-Fahrer schenkten sich nichts! Sainz am Funk: «Bringen wir das nach Hause.» Übersetzung – Leclerc solle die Faxen lassen.

Runde 46: Hamilton schnappte sich Albon, der mit abbauenden Reifen kämpfte.

Leclerc liess die Faxen nicht, aber vom Ferrari-Kommandostand kam die Anweisung: «Keine Risiken.» Davon wollte Leclerc nichts wissen, er rutschte mit rauchenden Reifen in Kurve 1 neben die Bahn, blieb aber wie eine Klette an Sainz.

Das alles störte Verstappen nicht – überlegener Sieg. Wieder einer.

Italien-GP, Autodromo Nazionale Monza

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:13:41,143 h

02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +6,064 sec

03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +11,193

04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +11,377

05. George Russell (GB), Mercedes, +23,028

06. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +42,679

07. Alex Albon (T), Williams, +45,106

08. Lando Norris (GB), McLaren, +45,449

09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +46,294

10. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1:04,056 min

11. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +1:10,638

12. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +1:13,074

13. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:18,557

14. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, 1:20,164

15. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:22,510

16. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:27,266

17. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1 Runde

18. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde

Out

Esteban Ocon (F), Alpine, Aufgabe
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Motorschaden


WM-Stand (nach 14 von 22 Grand Prix, inklusive 3 von 6 Sprints)

Fahrer 
01. Verstappen 364 Punkte
02. Pérez 219
03. Alonso 170
04. Hamilton 164
05. Sainz 117
06. Leclerc 111
07. Russell 109
08. Norris 79
09. Stroll 47
10. Gasly 37
11. Ocon 36
12. Piastri 36
13. Albon 21 
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 6 
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 2 
19. Sargeant 0
20. Lawson 0
21. De Vries 0 
22. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 583 Punkte
02. Mercedes 273
03. Ferrari 228
04. Aston Martin 217
05. McLaren 115
06. Alpine 73
07. Williams 21
08. Haas 11
09. Alfa Romeo 10
10. AlphaTauri 3

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