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Hamilton und Leclerc disqualifiziert: FIA unter Druck

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton vor Charles Leclerc in Texas

Lewis Hamilton vor Charles Leclerc in Texas

​Der Ausschluss von Lewis Hamilton (Mercedes) und Charles Leclerc (Ferrari) nach dem USA-GP hat viel Unmut erzeugt. Die FIA hatte keine andere Wahl als die Disqualifikation, aber es muss sich etwas ändern.

Stunden nach dem Fallen der Zielflagge beim USA-GP gab es für Mercedes und Ferrari dicke Post der FIA-Regelhüter: Lewis Hamilton und Charles Leclerc wurden disqualifiziert, die Ränge 2 für den Briten und 6 für den Monegassen damit futsch.

Die FIA-Kommissare Dennis Dean (USA), Derek Warwick (Grossbritannien), Andrew Mallalieu (Barbados) und Felix Holter (Deutschland) hatten keine andere Wahl – am Mercedes W14 von Hamilton und am Ferrari SF-23 von Leclerc war die Bodenplatte zu stark abgeschliffen.

Im sportlichen Reglement umfasst das Thema Bodenplatte zwei Seiten und 23 Abschnitte. Die Platte muss über die ganze Fläche zehn Millimeter dick sein (mit einer Toleranz von 0,2 Millimetern), wenn sie neu ist, als akzeptabler Abschliff nach einem Einsatz gilt ein Millimeter.

Am Mercedes und am Ferrari waren die Platten jedoch abgewetzter, dies eine Folge der welligen Strecke und des strammen Einsatzes der Autos nach der GP-Quali – Sprint-Quali, Sprint, Grand Prix.

Da ein Formel-1-Rennwagen im Sprintformat nach dem freien Training unter so genannte Parc fermé-Bedingungen gestellt wird, also keine Teile mehr verändert und nur unter Aufsicht gewechselt werden dürfen, konnten Mercedes und Ferrari nichts tun, um etwas gegen den übermässigen Verschleiss der Platte zu unternehmen. Ausser, sie hätten die Platte getauscht – was einen Start aus der Boxengasse erfordert hätte.

Die Disqualifikation gab auch im Fahrerlager des Autódromo Hermanos Rodríguez in Mexiko viel zu reden.

Weltmeister Lewis Hamilton fand: «Diese Bodenplatte hat doch mit der Leistungsfähigkeit des Autos überhaupt nichts zu tun. Klar versuchen alle, mit so wenig Bodenabstand als möglich zu fahren – weil dann der Abtrieb am nachhaltigsten wirkt. Gleichzeitig wissen wir auch, wie steif diese Autos abgestimmt sind und wie sie sich auf Wellen der Rennstrecke verhalten.»

«Was nach dem USA-GP passiert ist, das ist lächerlich. Ich hätte das anders gelöst. Jeder wusste, wie wellig die Bahn ist und dass die Platten abwetzen. Also hätte ich allen Wettbewerbern erlaubt, nach dem Sprint eine neue Platte zu montieren.»

Red Bull Racing-Star Max Verstappen gibt zu bedenken: «Wir wissen, dass ein modernes Flügelauto dann am besten funktioniert, wenn es möglichst tief gelegt ist. Mercedes war bei der Abstimmung einfach zu aggressiv. So kam es zur Disqualifikation.»

«Wenn du die Abstimmung nicht auf den Punkt gebracht hast, dann gibt es kaum noch Spielraum zum Reagieren. Du kannst den Reifendruck erhöhen, aber keiner will mit Ballonreifen herumfahren.»

«Aber wenn Auto in der Kontrolle hängengeblieben ist, dann müsste auch der zweite Wagen dieses Rennstalls geprüft werden. Üblicherweise ist die Abstimmung von zwei Autos des gleichen Teams recht ähnlich.»

Im Fahrerlager von Mexiko war viel Unmut zu spüren. Nicht wegen der Disqualifikation an sich – wenn ein Auto nicht reglementkonform ist, dann haben die Rennkommissare keine andere Wahl als den Ausschluss. Mercedes und Ferrari haben das Urteil akzeptiert.

Aber es bleiben viele Fragen: Welche Autos sollen geprüft werden? Fällt ein Wagen durch, müsste dann nicht davon ausgegangen werden, dass das zweite Auto auch nicht dem Reglement entspricht? Muss übermässige Abnutzung der Bodenplatten durch das Sprintformat zum Umdenken in Sachen Kontrollen führen?

Fakt ist: Es ist personell und zeitlich unmöglich, nach einem Grand Prix alle Rennwagen auf alle Teile zu prüfen. Max Verstappen: «Dann müsste die FIA hundert Leute einstellen.»

Fakt ist auch: Besonders im strammen Zeitplan von drei Rennen in Folge brauchen die Rennställe ihre Autos so schnell als möglich zurück, um für die Weiterreise ihre sieben Sachen zu packen.

Es muss bei Stichproben bleiben, dabei werden nach dem Zufallsprinzip immer vier Autos ausgewählt, die ins Ziel gekommen sind. Als bei Hamilton und Leclerc die zu stark abgeschliffene Platte auffiel, waren die meisten anderen Autos längst zurück aus dem Parc fermé bei den Teams. Daher hatten die Kommissare keine Möglichkeit, eine flächendeckende Prüfung der Autos anzuordnen.

Der Wirbel nach dem USA-GP muss zu einer besseren Lösung führen. Für die Saison 2024 ist angedacht, nach dem Sprint allen Teams zu erlauben, eine frische Bodenplatte zu montieren.

Und die Ausrede mangelnder Zeit bei der Kontrolle ist nur bedingt akzeptabel: Die Kontrolle einer Bodenplatte dauert nur wenig Minuten. Vielleicht wäre es in Texas seitens FIA gescheiter gewesen, mehr Autos auf Regelkonformität der Platte zu kontrollieren, statt die Zeit für Kraftstoff-Stichproben zu verplempern.

Der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton sagt: «Wir müssen aus den Vorkommnissen in den USA etwas lernen und das in Zukunft klüger lösen.»


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