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Weltmeister Verstappen: «Dann würde ich kündigen»

Von Mathias Brunner
Max Verstappen und Gianpiero Lambiase

Max Verstappen und Gianpiero Lambiase

​Und wieder mal eine liebevolle Kabbelei zwischen Weltmeister Max Verstappen und seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase. Grund dieses Mal waren die Flügeleinstellungen des Rennwagens in Suzuka.

Ein Wortwechsel deutete an: Hier ist etwas im Busch. Mit gewohnt unerschütterlicher Stimme und militärisch knapp meldete sich beim Großen Preis von Japan Renningenieur Gianpiero Lambiase im Ohr von Max Verstappen: «Update zum Frontflügel, bitte.»

Verstappen gab zur Antwort, der Wagen habe zunächst untersteuert, nun wechsle das langsam zu Übersteuern.

Lambiase, weiter die Ruhe selbst: «Okay, wie erwartet also, Danke.»

Max, in Bezug auf den folgenden Reifenwechsel: «Ein oder zwei Klicks weniger wären okay.»

Lambiase, nun mit einem Hauch von Ironie in der Stimme: «Ich will nicht behaupten, ich habe es dir ja gesagt, aber – verstanden, danke.»

Verstappen war ehrlich genug, nach seinem 57. GP-Sieg zuzugeben: «Es ist ganz einfach. GP hatte Recht, ich hatte Unrecht, was die Flügeleinstellung anging.»

Bisweilen wirken der italienisch-britische Doppelbürger Lambiase und der in Belgien geborene Niederländer wie ein altes Ehepaar.

In Wahrheit aber handelt es sich um eine beinahe symbiontische Zusammenarbeit eines Weltklasse-Rennfahrers mit seinem Renningenieur; um tiefes gegenseitiges Verständnis.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner sagt über Verstappen und Lambiase: «Die Dynamik zwischen den beiden ist so intensiv, dass du dich zwischendurch unweigerlich fragst, wer hier eigentlich der Fahrer und wer der Ingenieur sein soll.»

«Ich glaube, die Arbeit zwischen einem Piloten und seinem Renningenieur ist ganz elementar für den Erfolg. Der Ingenieur muss umsetzen können, was der Fahrer braucht. Ich erkenne zwischen GP und Max ein so starkes Band wie früher zwischen Sebastian Vettel und Guillaume Rocquelin.»

Wer ist dieser Gianpiero Lambiase eigentlich?

Geboren am 14. Oktober 1980 in Bedford (Großbritannien), mit italienischen Wurzeln. Abschluss 2002 als Mechanik-Ingenieur am University College von London.

Lambiase kam über das Formel-3-Team von Colin Kolles 2005 zum Formel-1-Rennstall aus Silverstone, den die Fans unter sechs verschiedenen Namen kennen: Jordan, Midland, Spyker, Force India, Racing Point, Aston Martin.

Bereits 2010 arbeitete Gianpiero als Renningenieur am GP-Renner, an der Seite von Tonio Liuzzi, von 2011 bis 2013 bei Force India mit Paul Di Resta, 2014 mit Sergio Pérez, den er 2021 bei Red Bull Racing wiedersehen sollte.

2015 holte ihn Red Bull Racing nach Milton Keynes, wo Lambiase zunächst den Russen Daniil Kvyat betreute. Seit 2018 ist Gianpiero der Mann an der Seite von Max Verstappen.

Der Niederländer über seinen Vertrauensmann: «Gianpiero sagt wie ich geradeheraus, was Sache ist. Wir sind miteinander grundehrlich, das ist besonders in jenen Momenten wertvoll, wenn es mal auf der Rennstrecke nicht so gut läuft.»

«Dabei kann es auch zu Situationen kommen, dass der Eine mit dem Anderen sehr streng sein muss. Aber das ist wichtig. Ich brauche jemanden, der mir vor Augen führt, wenn ich etwas vermassle, auch am Funk.»

Das hat Max zu einem Scherz animiert. Als er im Rahmen des Podcasts «Talking Bull» von seinem Stallgefährten Sergio Pérez gefragt wurde, mit welchem Mitarbeiter von Red Bull Racing er gerne mal den Platz tauschen würde, kicherte Verstappen: «Mit meinem Renningenieur Gianpiero, dann kann ich zur Abwechslung mal ihn am Funk anblaffen!»

Max vertieft: «Wir sind am Funk so offen miteinander, dass jemand vielleicht denken könnte, wir seien aufeinander wütend. Und ich selber finde, ab und an klingt das wirklich so. Aber wir sind nie wütend aufeinander, wir suchen einfach nach Mitteln und Wegen, mehr Speed zu finden. Wir verstehen uns so gut, dass es auch keinen Grund gibt, sich nach einer hitzigen Debatte beim Anderen entschuldigen zu müssen.»

«Wir haben eine tolle Arbeitsbeziehung, und wir stacheln uns gegenseitig an. Das hält uns beide auf Trab.»

Max ging vor einiger Zeit sogar so weit zu sagen: «Was passiert, wenn Gianpiero die Formel 1 verlässt? Dann würde ich einen Tag später kündigen.»

Klar war das von Max ein Scherz. Aber seine Worte dürfen durchaus als Kompliment für seinen treuen Wegbegleiter verstanden werden.

Japan-GP, Suzuka Circuit

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:54:23,566 h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +12,535 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +20,866
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +26,522
05. Lando Norris (GB), McLaren, +29,700
06. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +44,272
07. George Russell (GB), Mercedes, +45,951
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +47,525
09. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +48,626
10. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1 Runde
11. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1 Runde
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Runde
13. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
14. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1 Runde
15. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
16. Pierre Gasly (F), Alpine, +1 Runde
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1 Runde
Out
Guanyu Zhou (RCH), Sauber, Elektrik
Alex Albon (T), Williams, Crash
Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, Crash

WM-Stand (nach 4 von 24 Grands Prix)
Fahrer
01. Verstappen 77 Punkte
02. Pérez 64
03. Leclerc 59
04. Sainz 55
05. Norris 37
06. Piastri 32
07. Russell 24
08. Alonso 24
09. Hamilton 10
10. Stroll 7
11. Tsunoda 7
12. Oliver Bearman (GB) 6
13. Hülkenberg 3
14. Magnussen 1
15. Albon 0
16. Zhou 0
17. Ricciardo 0
18. Ocon 0
19. Gasly 0
20. Bottas 0
21. Sargeant 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 141 Punkte
02. Ferrari 120
03. McLaren 69
04. Mercedes 34
05. Aston Martin 33
06. Racing Bulls 7
07. Haas 4
08. Williams 0
09. Sauber 0
10. Alpine 0

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