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Sebastian Vettel (Ferrari): Sieg in Kanada gestohlen
​Unglaubliche Szenen im und nach dem Grand Prix von Kanada 2019: Ein Ausflug neben die Bahn kostete Ferrari-Star Sebastian Vettel den ersten Platz. Vettel war fuchsteufelswild: «Sie haben uns den Sieg gestohlen.»
Formel 1
Im Artikel erwähnt

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Wenn es um die wunderbaren Erfolge von Sebastian Vettel in der Formel 1 geht, kann es zu einer Korrektur durch den vierfachen Weltmeister kommen. Denn beim Thema "53 GP-Siege" tadelt der Heppenheimer hin und wieder: "Pardon, für mich sind es 54."
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Taten sagen manchmal mehr als Worte. Sebastian Vettel stampfte nach dem Kanada-GP 2019 durchs Parc fermé, um sich wie vorgeschrieben auf die Waage zu stellen. Er kam an den Autos von Hamilton und Leclerc vorbei, hielt kurz inne, dann packte er kurz entschlossen die 1 vor dem Mercedes von Hamilton und stellte sie auf den leeren Platz daneben, wo sein Ferrari hätte stehen sollen. Donnernder Applaus von der Haupttribüne! Und das war in der 48. Runde des Traditions-GP von Kanada passiert: Sebastian Vettel ratterte von der Bahn, übers Gras, hatte alle Hände voll zu tun, den Ferrari unter Kontrolle zu halten, kam auf die Bahn zurück, fast wäre Hamilton in den Ferrari geknallt. Lewis meldete sich sofort am Funk: "Das war gefährlich! So kann er nicht auf die Bahn zurückfahren!" Das fanden auch die Rennkommissare Gerd Ennser (Deutschland), Mathieu Remmerie (Belgien), Emanuele Pirro (Italien) und Mike Kaerne (Kanada): Sie gaben Vettel eine Fünfsekundenstrafe. Damit war dieses Rennen gelaufen: Hamilton fuhr hinter Vettel ins Ziel, gewann aber das Rennen. Ferrari-Fans verliessen die Strecke. Einige pfiffen. Zuvor hatte Vettel am Funk deponiert: "Nein, nein, nein, nein, nein – das ist nicht fair. Ernsthaft! Du musst doch blind sein, um das nicht sehen zu können. Ich war im Gras, trudelte auf die Bahn zurück, ich hatte doch Gras auf den Rädern, ich konnte von Glück reden, dass ich nicht in die Mauer geknallt bin. Diese Welt dreht sich falsch! Die Strafe ist nicht fair. Wohin sollte ich denn fahren? Sie haben uns diesen Sieg gestohlen!" Später meinte Seb im ersten Interview auf dem Siegerpodest: "Ich habe genug gesagt, sollen doch die Leute entscheiden!" Die Fans in Montreal entschieden: Als Lewis Hamilton das Wort ergriff, begannen viele von ihnen zu pfeifen und zu buhen. Vettel schritt sofort ein: "Moment mal, nein, die Leute sollen Lewis nicht auspfeifen oder buhen. Hamilton hat mir viel Respekt gezeigt. Wenn jemand ausgebuht gehört, dann die Rennkommissare." "Wir hätten heute den Sieg verdient. In gewisser Weise fühle ich mich als Kanada-Sieger. Ich bin aus gutem Grund als Erster über die Ziellinie gefahren. Ich sehe uns als Sieger. Es gibt wohl nicht viele, die dem widersprechen würden, aber Einige halt schon." Wie sah Vettel den Ausflug in die Wiese? "Es war ein kleiner Fehler, ich hatte das ganze Rennen über zu kämpfen mit der Hinterachse. Lewis machte von hinten viel Druck, da war nicht viel Spielraum. Ich verlor den Wagen aus der Kontrolle, musste korrigieren, geradeaus fahren. Wäre es eine andere Kurve gewesen …. Ich fuhr übers Gras, zum Glück konnte ich den Wagen überhaupt der Mauer fernhalten." "Ich weiss nicht, was diese Strafe soll. Jeder muss doch verstehen, dass ich auf Gras nicht so viel Bodenhaftung habe wie auf Asphalt." "Was mich ärgert – ich habe niemandem geschadet. Ich habe auch kein Problem mit Lewis, er hat ja nichts entschieden. Als ich den Wagen wieder unter Kontrolle hatte, lag er direkt hinter mir. Ich weiss nicht, wie nahe er mir kam. Was in dem Moment hinter mir war, damit konnte ich mich in dem Moment nicht befassen." "Es ist seltsam, die Ziellinie als Erster zu kreuzen und nicht zu siegen. In gewisser Weise fühle ich mich als Sieger, als moralischer Sieger." "Wir können jetzt noch eine Stunde über das alles reden, aber es wird nichts ändern. In solchen Momenten reagierst du instinktiv, du versuchst nur, den Wagen von der Mauer fern zu halten, dann erst hatte ich Zeit, mal in den Spiegel zu sehen und sah dort formatfüllend Hamilton. Jeder weiss, dass ich nie versuchen würde, einen Gegner zu gefährden." Ferrari legte in Form des Rechts auf Revision Berufung ein, die FIA schmetterte das ab, das Ergebnis von Kanada blieb, wie es war. Sebastian Vettel gewann in seiner Karriere danach nur noch einen Grand Prix, in Singapur 2019.
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Erster im Ziel, aber nicht Sieger: Keine Seltenheit
Ein Formel-1-Fahrer, der als erster ins Ziel kommt, aber den entsprechenden Grand Prix nicht gewinnt, das ist in der Königsklasse häufiger vorgekommen als erwartet. Neben Vettel und Hamilton in Montreal 2019 ist das beispielsweise passiert in … Kanada 1973 Erster im Ziel: Howden Ganley (NZ), Iso-Marlboro-Ford Sieger: Peter Revson (USA), McLaren-Ford Im chaotischen Regen-GP verlor die Rennleitung die Übersicht und schickte das erstmals eingesetzte Safety-Car (einen VW-Porsche) zum falschen Zeitpunkt auf die Bahn. Ganley sah als Erster die Zielflagge, und die Rundentabelle seines Rennstalls wies ihn als Sieger aus. Als ein tüchtiges Durcheinander aus späten Boxenstopps entwirrt war, fand die Rennleitung – der US-Amerikaner Peter Revson hatte die Nase vorn. Was Ganley bis heute bestreitet. Grossbritannien 1976 Erster im Ziel: James Hunt (GB), McLaren-Ford Sieger: Niki Lauda (A), Ferrari In Brands Hatch wurde James Hunt in eine Startkollision verwickelt, rote Flagge. Auf der Fahrt zurück zur Box nahm der Engländer die Cooper Straight, statt eine volle Runde zurückzulegen. Die Rennleitung wollte ihn deswegen nicht zum Neu-Start zulassen. Unter dem Druck eines wütenden Mobs knickten die Kommissare ein, Hunts Auto kam in die Startaufstellung. Nach dem Rennen protestierten Ferrari, Tyrrell und Fittipaldi. Zwei Monate nach dem britischen WM-Lauf wurde Hunt disqualifiziert und Lauda zum Sieger erklärt. Italien 1978 Erster im Ziel: Mario Andretti (USA), Lotus-Ford Sieger: Niki Lauda (A), Brabham-Alfa Romeo Das Rennen wurde vom einem Startunfall überschattet, der Schwede Ronnie Peterson verlor in der Nacht auf Montag sein Leben wegen einer Fett-Embolie. Beim Neu-Start fuhren Mario Andretti und Gilles Villeneuve nach Ansicht der Rennleitung zu früh los, sie erhielten dafür eine Strafminute. Daher Sieg für Lauda. Kanada 1980 Erster im Ziel: Didier Pironi (F), Ligier-Ford Sieger: Alan Jones (AUS), Williams-Ford Ähnlicher Fall in Montreal 1980 wie zwei Jahre zuvor in Monza: Auch Didier Pironi wurde ein Frühstart zur Last gelegt, das setzte eine Strafminute. Brasilien 1982 Erster im Ziel: Nelson Piquet (BR), Brabham-Ford Sieger: Alain Prost (F), Renault Sieger Nelson Piquet und der zweitplatzierte Keke Rosberg wurden wegen untergewichtiger Autos disqualifiziert. San Marino 1985 Erster im Ziel: Alain Prost (F), McLaren-TAG Porsche Sieger: Elio de Angelis (I), Lotus-Renault Der McLaren von Prost war untergewichtig, daher wurde er aus der Wertung gekegelt. Mexiko 1987 Erster im Ziel: Nelson Piquet (BR), Williams-Honda Sieger: Nigel Mansell (GB), Williams-Honda Nach einem schweren Crash von Derek Warwick musste das Rennen unterbrochen werden. Der Stand des Rennens bis Runde 30 wurde mit der zweiten Rennhälfte gekoppelt. Mansell fuhr zwar hinter Piquet durchs Ziel, weil er aber im ersten Rennteil weit vor dem Brasilianer gelegen hatte, erhielt er den Sieg zugesprochen. Japan 1989 Erster im Ziel: Ayrton Senna (BR), McLaren-Honda Sieger: Alessandro Nannini (I), Benetton-Ford Das Rennen bleibt wegen der Skandal-Kollision zwischen den McLaren-Stars Senna und Prost in Erinnerung. Prost musste aufgeben, Senna startete eine atemberaubende Aufholjagd. Nach dem Rennen fand die Rennleitung, der Brasilianer habe den Notausgang benützt, um nach der Kollision mit Prost wieder auf die Bahn zu gelangen – Disqualifikation. Das machte Prost zum Weltmeister. Kanada 1990 Erster im Ziel: Gerhard Berger (A), McLaren-Honda Sieger: Ayrton Senna (BR), McLaren-Honda Gerhard Berger wurde eine Strafminute wegen Frühstarts aufgebrummt. Belgien 1994 Erster im Ziel: Michael Schumacher (D), Benetton-Ford Sieger: Damon Hill (GB), Williams-Renault Benetton-Pilot Schumacher wurde der Sieg wegen einer zu stark abgeschliffenen Bodenplatte aberkannt. Brasilien 2003 Erster im Ziel: Kimi Räikkönen (FIN), McLaren-Mercedes Sieger: Giancarlo Fisichalla (I), Jordan-Ford Nach schwerem Unfall musste das Rennen abgebrochen werden. Die Rennleitung zog den Stand nach 53 Runden fürs Ergebnis heran und erklärte Kimi zum Sieger. Aber sie hatte falsch geurteilt, wie Teamchef Eddie Jordan via Protest monierte. Denn gemäss Reglement hätten 54 Runden gezählt werden müssen. Das FIA-Gericht gab Jordan Recht. Belgien 2008 Erster im Ziel: Lewis Hamilton (GB), McLaren-Mercedes Sieger: Felipe Massa (BR), Ferrari Zwei Stunden nach dem Rennen war Hamilton seinen Sieg los, weil die Rennkommissare fanden, der Engländer habe beim Duell gegen Kimi Räikkönen in der Schikane abgekürzt. Das setzte eine 25-Sekunden-Strafe.
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