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Günter Schmid, Erich Zakowski und ein Formel-1-Motor

Kolumne von Uwe Mahla
Der berühmt-berüchtigten Ford C100

Der berühmt-berüchtigten Ford C100

​Spätherbst 1980, es herrschte, wenn es sowas im Renn-Business überhaupt gibt, ein bisschen Saure-Gurken-Zeit. Mein Ex-Chef Erich Zakowski bat mich um eine Reise nach England in besonderer Mission.

Erich Zakowski, mein damaliger Chef, stand eines Morgens vor meinem Schreibtisch und fragte, ob ich Zeit für einen kurzen Trip nach England hätte. Das war um diese Jahreszeit, also im späten Herbst 1980. Ich war gerade mit den Texten der Zakspeed-Pressemappe für die kommende Saison fertig, und ein Trip nach England – warum nicht?

Erich erklärte mir den Auftrag: Er habe mit Günter Schmid, dem Chef des Formel-1-Rennstalls ATS, vereinbart, dass er von diesem einen Cosworth-Formel-1-Motor ausleihen könne.

Den benötigte er, also Zak, weil er seitens Ford in das ehrgeizige Gruppe C-Projekt C100 eingebunden werden sollte. Den für dieses Vorhaben eingeplanten Achtzylinder wollte er sich unter diesem Aspekt einmal genauer ansehen. Den möge ich für ihn aus der ATS-Fabrik in Bicester abholen.

Solchermaßen gebrieft machte ich mich von Niederzissen aus mit meinem wunderbaren metallic-grünen Dreiliter-Granada in Richtung Westen auf den Weg.

In Bicester wurde ich freundlich empfangen. Hilfreiche Geister verfrachteten den Motor in mein Auto. Der ehemalige ATS-Mechaniker Bruno Flückinger erinnert sich noch heute: «Ich weiß noch genau, wie wir das Trumm Motor ganz vorsichtig in den edlen Kombi gehievt haben.» Und ich machte mich frohgemut auf den Rückweg.

Bald beschlich mich ein ungutes Gefühl. Denn man hatte mir keinerlei Formalitäten mit auf den Weg gegeben.

Was würden die Zöllner fragen, wenn ich dort mit einem original Formel-1-Motor vorfuhr? Wem gehörte der? Muss der nicht verzollt werden? Und Ähnliches ging mir durch den Kopf. Ich kam an die belgische Grenze, wo sich niemand für meine Fracht interessierte.

Beim deutschen Zoll ließen sie mich ohne mit der Wimper zu zucken passieren. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Unbehelligt fuhr ich weiter, fuhr mit dem wertvollen Motor in die heimische Werkstatt, wo die Jungs das Anschauungs-Exemplar erwartungsfroh in Empfang nahmen und ausluden. Damit war die Angelegenheit erledigt.

Dachte ich.

Einige Wochen später erreichte ein Anruf von Günter Schmid das Zakspeed-Büro. Zak ließ sich verbinden. Es ging um den Motor und wie das denn jetzt weiterginge. Es wurde eine Menge hin und her geredet. Ja er, der Zak, bräuchte den Motor noch länger, aufwendige Konstruktionsvorbereitungen und so. Und schließlich, es gebe da ja auch noch einen offenen Betrag zwischen den beiden Firmen zugunsten von Zakspeed. Es wäre doch sinnvoll, das so irgendwie zu verrechnen. Kurz und gut, die Sache blieb erstmal offen und unerledigt.

Unterdessen nahm der Zakspeed C100 Gestalt an. Wie wir alle wissen, war diese Konstruktion alles andere als ein Glücksgriff. Insbesondere unabstellbare Vibrationen lösten die Fahrten mit dem Gruppe-C-Sportprototypen alles andere als einen Wohlfühlfaktor aus. Die Werkspiloten Klaus Ludwig, Manfred, Winkelhock, Klaus Niedzwiedz und Marc Surer beschwerten sich lautstark, weil das wilde Schlackern ein vernünftiges Fahren einfach saugefährlich und schier unmöglich machte.

Zurückzuführen war diese Unart im Wesentlichen auf besagten Cosworth-Motor, dessen extremes Vibrationsverhalten vom zu weichen Chassis nicht hinlänglich abgefangen werden konnte.

Das führte dazu, dass dieser Achtzylinder als Motorisierung für den C100 bald zum alten Eisen geworfen wurde. Derjenige, den ich aus England geholt hatte, gehörte sicher auch dazu.

Die Frage, wem der schlussendlich gehörte, wurde nie abschließend geklärt.


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