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Die letzte Ausfahrt – wann, wie, warum?

Von Peter Hesseler
Schumi fährt aus dem Rampenlicht

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Mark Webber philiosophiert über den richtigen Zeitpunkt seines Rücktritts – wie haben denn andere das gemacht?

»Wann soll man aufhören», fragt sich Mark Webber (36). Der Red Bull Racing Pilot philosophiert derzeit über den richtigen Zeitpunkt, der Formel 1 den Rücken zu kehren.

Das hat er schon mal getan, vor drei Jahren. Damals empfahl er sogleich den richtigen Nachfolger für ihn mit: Kimi Räikkönen.

Webber befürchtet, den Absprung zu verpassen. Er sagt, es sei schwierig, lange genug zu bleiben, um die eigenen Fähigkeiten auskosten. Und kurz genug, um nicht eines Tages über den Zenit hinaus zu sein und herumzuschleichen.

Wer hat den Absprung dieses Problem, dem jeder Fahrer eines Tages ausgesetzt ist, bisher gut gelöst, wer weniger gut?

Da wäre Michael Schumacher (307 GP/91 Siege). Dem Kerpener wurden seine Rücktritte 2006 und 2012 jeweils von seinen Teams diktiert, die Nachfolger geordert hatten. Bei Ferrari damals Kimi Räikkönen, bei Mercedes wird es nun Lewis Hamilton.

Ende 2011 verschwand Jarno Trulli in der Versenkung – mit 252 GP (ein Sieg) auf dem Buckel. Seine Erfahrung wurde bis heute nie wieder nachgefragt. Trulli war auch nicht ganz preiswert, soll bei Caterham bis zuletzt vier Millionen Dollar kassiert haben.

Davor verabschiedete sich Nick Heidfeld (35) aus der F1. Der Mönchengladbacher wurde Mitte 2011 bei Lotus ohne mögliche Gegenwehr auf die Strasse gesetzt, allerdings bei vollen Bezügen. Seitdem kam kein Angebot mehr. Heidfeld ist aber noch nicht zurückgetreten. Er hofft, seinen 183 GP noch einige hinzuzufügen, weiss aber, dass das schwierig werden dürfte.

Ende 2009 ward plötzlich Kimi Räikkönen nicht mehr gesehen. Er wechselte der Laune nach in den Rallye-Sport. Ausserdem zahlte Ferrari kräftig dafür, dass er 2010 kein F1-Engagement mehr annahm. Zwei Jahre später kehrte er triumphal zurück, gewann sogar mit Lotus ein Rennen und wurde WM-Dritter.

Ende 2007 schon verliess Michaels Bruder Ralf Schumacher (180 GP, sechs Siege) die Formel 1. Dem damals erst 32-Jährigen wurde seitens Toyota für 2008 Timo Glock vorgezogen. Schumacher trat nie aus der F1 zurück. Er liebäugelte später mit einem Comeback im Toro Rosso, wurde aber dort nicht ernsthaft als Kandidat in Erwägung gezogen. «Ralle» wechselte in die DTM, wo er kaum ein Mal über das Mittelfeld hinaus kam. Oft befand er sich im hinteren.

2006 ging Juan Pablo Montoya neue Wege – mitten in der Saison verabschiedete sich der Kolumbianer in die NASCAR-Serie. Er verkraftete es nie, sich bei McLaren der Gegenwehr von Kimi Räikkönen aussetzen zu müssen. Der Finne trieb den Heisssporn aus Südamerika mit seiner Ruhe – und seinem Speed – zum Wahnsinn. Montoya crashte in Indy in sein Heck und blieb gleich in den USA. Schade um einige Stunts, die er im Monoposto vorführte, und die wir heute nicht mehr sehen.

Schon drei Jahre vor JPM ging Heinz-Harald Frentzen, aber leise durch die Hintertür. HHF hatte nach 157 Rennen (drei Siege) noch längst nicht genug, als er bei Sauber überflüssig wurde und ein Jordan-Angebot ablehnte. Das heutige Force-India-Team hatte ihn 2001 gefeuert, weil Honda einen Japaner im Jordan sehen wollte – und Teamchef Eddie Jordan kämpfte Ende 2003 wieder um Frentzens Dienste. Doch der winkte ab und befand: «Nick Heidfeld hat noch eine Zukunft in der Formel 1. Er soll den Platz bekommen.» Und so kam es. Heidfeld, der ebenso bei Sauber weichen musste wie HHF, konnte seine gestrauchelte Karriere neu aufbauen, wofür Jordan als Team ein idealer Platz war.

HHF ging allerdings nicht mit Freude. Noch drei Jahre später gab er zu: «Ich hatte doch gerade erst genug Erfahrung gesammelt. Und dann konnte ich sie nicht mehr richtig auskosten.»

2004 gab es einen lockeren Kontakt mit Sam Michael von Williams um eine Rückkehr zu seinem Ex-Team, aber HHF wollte sich nicht mehr mit allen Mitteln in die Schlacht werfen. Und sich schon gar nicht anbiedern. HHF wechselte in die DTM, allerdings zum falschen Werk (Opel) und musste sich in einem Auto abmühen, dass nie siegfähig war. HHF schlug sich im Opel besser als Schumi II im Benz, aber gewonnen hat er in der DTM auch nicht.

Ein Jahr vor HHF – Ende 2002 – hatte schon dessen alter Widersacher Eddie Irvine die Segel gestrichen. Der Ire war bei Ford negativ aufgefallen, weil er mehr verdiente als der Vorstandsvorsitzende. Und sein Team, Jaguar, hatte zu diesem Zeitpunkt auch schon keine grosse Zukunft mehr. Eddie ging und weinte dem Sport keine Träne nach, machte stattdessen Kasse mit Aktien, Immobilien, Restaurants und vielen anderen Geschäften.

Der Letzte in dieser Reihe soll – für dieses Mal – Mika Häkkinen sein. Denn ein zweifacher Champion tritt nicht jedes Jahr zurück. Häkkinen entschied damals schon früh, zum Monaco-GP, dass er Ende 2001 zurücktreten werde. Da war er erst 33 Jahre alt. Der Finne war 1991 in die Formel 1 gekommen und hatte den aufwendigen Stil gepflegt. Häkkinen  musste für seine Erfolge Herz und Seele einbringen. Und hatte am Ende keine Energie mehr für das lästige Drumherum, die Presse, Sponsoren, etc. Er stand dazu und wurde fortan als Rasenmäher-Fahrer gesichtet – in der Werbung, bevor er in die DTM wechselte. Dort wurde er – mit Mercedes – zum Siegfahrer. Ein McLaren-Test 2005 zeigte, dass sich Häkkinen vom Tempo her doch ein wenig von der Formel 1 entfernt hatte. Auf die Stammfahrer fehlte ihm nach einem Tag eine volle Sekunde. Manche fanden, das sei viel. Andere hielten es für aufholbar. Aber beides konnte Mika lächelnd akzeptieren.

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