Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Was Fernando Alonso in Melbourne gelernt hat

Von Mathias Brunner
Alonso: «Wir hätten keine Zweistopp-Strategie geschafft»

Alonso: «Wir hätten keine Zweistopp-Strategie geschafft»

Der Ferrari-Star segelt in Sachen WM-Titelgewinn auf Kurs: «Ich habe bei der Konkurrenz so einiges entdeckt.»
Melbourne-GP, Ende der 46. Runde: Der verblüffende Leader Adrian Sutil (Hey, nach Nico Hülkenberg in Brasilien zum zweiten Mal in Folge ein Force India in Führung!) kam an die Box. (Wir würdigen die tolle Leistung des Formel-1-Rückkehrers bald hier mit einer eigenen Story.)

Nun war angerichtet für ein wundervolles Finale – Kimi Räikkönen vor Fernando Alonso. Die Tifosi rutschten auf ihren Sitzschalten unruhig herum. Würde jetzt der grosse Sturmlauf des Asturiers auf die finnische Bastion kommen?

Eine Weile pendelte der Vorsprung von Kimi bei knapp acht Sekunden, dann waren es auf einmal nur noch sechs, doch dann wieder acht und in der Folge setzte sich Räikkönen leichtfüssig wie ein junges Reh ab.

Ganz offenbar konnte der Weltmeister von 2007 Reserven abrufen, die der Weltmeister von 2005 und 2006 nicht mehr hatte.

Fernando Alonso und seine Körpersprache sind eine Sache für sich. Da kann uns der vielleicht kompletteste Racer von allen noch so versichern, wie zufrieden er mit dem WM-Auftakt war. Der Körper drückt eher einen dumpfen Schmerz aus, dass nicht er ganz oben auf dem Podest gestanden hat. Racer durch und durch sind miserable Verlierer. Und meist auch keine guten Schauspieler.

Und trotzdem: Eigentlich kann der Spanier ganz zufrieden sein.

Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Ich muss immer ein wenig schmunzeln, wenn Fernando darüber spricht, dass Ferrari den Topteams noch hinterher hinke und dass alles nicht optimal laufe. Erstens – ist Ferrari etwa kein Topteam? Und das mit dem Hinterherhinken kann ich auch nicht so richtig erkennen ...»

Originalton des angeblichen Hinterherhinkers: «Ein sehr gutes Rennen, ein fabelhafter Start in die Saison, wir sind gewissermassen mit dem richtigen Fuss aufgestanden.»

«Das war kein einfaches Wochenende, mit all den Wetter-Kapriolen, aber dann ein starkes Rennen, trotz viel Verkehrs. Es war ein Wochenende voller Fallen, aber wir sind nicht hineingetappst und haben 18 Punkte dafür erhalten. Wir haben nicht gewonnen, aber wir sind die Zweitglücklichsten hier.»

Und dabei erlaubt sich Alonso sogar so etwas wie ein feines Lächeln.

Der Spanier weiss: «Zum ersten Mal seit drei Jahren sind wir gut in die Saison gestartet. Aber was das alles wert ist, werden wir erst am kommenden Wochenende in Malaysia sehen, wenn wir einen vielleicht etwas normaleren Verlauf erleben.»

Hätte Ferrari eine bessere Chance auf den Sieg gehabt, wenn man – wie Lotus – auf eine Zweistopp-Taktik gesetzt hätte?

Alonso meint: «Schwer zu sagen. Du musst dich recht früh auf eine solche Taktik festlegen. Ich musste mich zu Beginn des Rennens mit Sebastian und Felipe herum schlagen, später lag uns Sutil im Magen. Vor einem solchen Hintergrund ist eine Zweistopp-Taktik nicht zu machen.»

Was hat den WM-Favoriten an diesem Wochenende verblüfft?

«Eigentlich nichts», antwortet Fernando. «Wir hatten einen guten Winter, und das Auto macht auf der Strecke, was es tun sollte. Mein persönliches Ziel bestand darin, aufs Siegerpodest vorzudringen. Das haben wir geschafft.»

Aber war Alonso nicht vom Speed Räikkönens überrascht?

«Nein», erwidert Fernando. «Das hatte sich schon bei den Wintertests abgezeichnet. Daher ist dieser Sieg für mich nicht aus heiterem Himmel gekommen, und Kimi hat ihn voll und ganz verdient. Das schnellste Auto jedoch hat Red Bull Racing, sie haben es hier nur mit dem Reifen-Abbau nicht auf die Reihe bekommen.»

Was hat Alonso im Albert-Park gelernt, was ihm bei den Wintertests in Spanien verborgen geblieben war?

Nun beginnt der Spanier doch noch zu lachen: «Da gibt es so Einiges. Aber das behalte ich für mich, um es anschliessend mit den Ingenieuren zu diskutieren. Wenn du dich im Kampf mit gegnerischen Autos befindest, dann erkennst du viele Stärken und Schwächen. Aber diese Information bleibt am Ferrari-Tisch.»

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