Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Kann sich die Formel 1 Arbeitsverweigerung leisten?

Kolumne von Elmar Brümmer
Das schmerzt: Für sündhaft Geld ein Silverstone-Ticket bezahlen und dann nichts zu sehen bekommen. Wird die Formel 1 aus Schaden dümmer?

Das neue Sündenregister der FIA hat nur einen Fehler: Es gibt keine Strafpunkte für Teamchefs. Das ist ein Glück für Eric Boullier, denn mit der Arroganz der Macht am Kommandostand hat er die Arbeitsverweigerung der Formel-1-Teams beim verregneten ersten Training, gestern in Silverstone, so zu rechtfertigen versucht: «In Wimbledon werden die Spiele auch unterbrochen, wenn es regnet. Man kann uns nichts vorwerfen, wenn zu viel Wasser auf der Piste steht.»

Na ja, die Ausmaße der Elbeflut hatte der Landregen nicht gerade. Es geht einfach ums Wollen. Ein Daniel Ricciardo erbarmte sich schliesslich der Fans und warf sich mit seinem Toro-Rosso-Renner in die Pfützen.

Dank Boullier aber wissen nun Tausende von Fans, die bewundernswert stoisch auf den Tribünen verharrten, wenigstens Bescheid, was mancher von ihnen denkt. Dass im Nassen beispielsweise trotzdem Fußball gespielt wird, und es nur auf die richtige Besohlung ankommt, spielt im Kalkül der Bosse offenbar keine Rolle.

Wofür, bitte, produziert Pirelli Regenreifen?

Und, Kapriolen des britischen Wetters am als sonnig prognostizierten Sonntag vorausgesetzt: Setzen Kimi Räikkönen und Romain Grosjean dann sofort aus?

Bei allem Risikobewusstsein: «Ein Desaster für die Formel 1», tobte Bernie Ecclestone, «man muss die Regeln verschärfen.»

Die Äußerung von Monsieur Boullier ist keine zufällige. Sondern eher eine typische. Der Egoismus der Formel-1-Verantwortlichen beschränkt sich nicht nur auf die Witterungsbedingungen. Weil jeder sich nur selbst der nächste ist, wird vieles Sinnvolle, publikumswirksame und Kostengünstige verhindert. Die meisten Aktionen der Pseudo-Teamgemeinschaft FOTA sind zwar gut gemeint. Aber sie bleiben im Ansatz stecken.

Wer sich über das Mercedes-Urteil aufregt und die Argumentation pflegt, das jeder Testkilometer in der Formel 1 enorm viel bringt, der wurde von der Statistik des ersten Auftritts in Silverstone faktisch widerlegt: Elf Fahrer, die eine gezeitete Runde hatten – von den Stars durften sich nur Lewis Hamilton und Felipe Massa zeigen.

Vielleicht sollte sich der Weltrat mit einer weiteren Strafverschärfung befassen: Wer künftig nicht mindestens die Hälfte der Trainingssitzungen nutzt, bekommt im nächsten Jahr einen Testtag abgezogen.

Mal sehen, ob Eric Boullier dann wieder alle im Regen stehen lässt.

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