Reifen-Fiasko: Teams selbst schuld, FIA muss handeln!
Wie lange will die FIA noch solche Bilder sehen?
Adrian Newey, der beste Formel-1-Techniker der Gegenwart. Wenn es einen Mann im Fahrerlager gibt, dem man in Sachen Technik nichts vormachen kann, dann ist es dieser zurückhaltende Brite aus der Shakespeare-Stadt Stratford-upon-Avon. Aber auch ein Newey hat seine Gedulds-Grenze, und die ist nun erreicht.
Adrian: «Wir hatten in diesem Jahr einige ziemlich beunruhigende Reifenschäden. Pirelli hat darauf mit einer anderen Konstruktion reagiert. Die wurde uns in Montreal zum Ausprobieren angeboten. Zwei oder drei Rennställe haben sich dann leider dazu entschlossen, die Einführung dieser Reifen zu verhindern.»
Was Newey anspricht: Pirelli reagierte zum Montreal-GP hin auf wiederholte Laufflächen-Ablösungen (so genannte Delaminationen) dergestalt, dass die Stahlgürtel in der Reifenschulter gegen solche aus Kevlar ausgetauscht wurden. Kevlar-Schultern waren bereits 2011 und 2012 verwendet worden und hatten keinen Grund zur Beanstandung gegeben.
Gemäss eines Wunsches des Autoverbands FIA und von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone wurden die Mischungen zur Saison 2013 hin generell weicher, die Reifenstruktur flexibler, die Schulter der Walzen aber stärker – um einen Verlust der Seiten-Stabilität durch die weicheren, mehr federnder Seitenwände auszugleichen. Daher also der Wechsel von Kevlar zu Stahl.
Der zweite Punkt, den Newey anspricht: Die geänderten Reifen wurden von einigen Teams bewusst blockiert – und zwar von jenen Rennställen, die mit dem bisherigen Reifen wunderbar leben konnten. In der Formel-1-Welt, in welcher jeder nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und nicht ans Wohl des ganzen Sports denkt, ist das bedauerlich, aber an der Tages-Ordnung.
Die Formel 1 steht sich auch mit dem Reglement selber im Weg: Eine kurzfristige Änderung der Reifen beispielsweise erfordert das Einverständnis aller Rennställe, und die war durch das Veto von Ferrari, Force India und Lotus nicht gegeben.
Eine Hintertür öffnet die Sicherheit. Der Autoverband FIA kann kurzfristig und unter Umgehung des Reglements Änderungen einführen, sofern sie der Sicherheit dienen. Muss der Autoverband FIA aufgrund der Vorkommnisse von Silverstone nicht handeln?
Adrian Newey sagt klipp und klar: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit den Kanada-Reifen diese katastrophalen Reifenschäden von heute gesehen hätten. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn jetzt nicht gehandelt würde. Ich glaube, wir haben keine andere Option.»