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Jules Bianchi: Wer fährt in Russland seinen Marussia?

Von Mathias Brunner
Das Marussia-Trio im Sommer am Hungaroring: Jules Bianchi, Alexander Rossi, Max Chilton

Das Marussia-Trio im Sommer am Hungaroring: Jules Bianchi, Alexander Rossi, Max Chilton

Der Franzose Jules Bianchi liegt schwer verletzt im japanischen Krankenhaus, aber der GP-Tross zieht weiter – wer wird für den Franzosen in Sotschi im Marussia-Ferrari antreten?

Die Formel kann sehr unsentimental sein und herzlos wirken: Nach dem schweren Unfall von Jules Bianchi beim Japan-GP zieht der Tross weiter nach Sotschi, und das drängt die Frage auf – wer soll im Wagen des Franzosen Platz nehmen?

Marussia selber nimmt dazu gegenwärtig keine Stellung, aber grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten.

Entweder das Team tritt in Russland überhaupt nicht an. So wie das beispielsweise Sauber 1994 nach dem schweren Unfall von Karl Wendlinger getan hat, als der Tiroler bewusstlos im Krankenhaus lag. Da wurde der zweite Wagen von Heinz-Harald Frentzen von Peter Sauber zurückgezogen, in Absprache mit Mercedes-Benz-Rennleiter Norbert Haug.

Oder Marussia fährt in Sotschi mit nur einem Wagen – so wie das Simtek in Imola 1994 tat, nach dem tödlichen Unfall von Roland Ratzenberger. Sein Stallgefährte David Brabham wurde es damals freigestellt, ob er fahren wolle oder nicht.

Der Australier sagt über diese schwere Entscheidung: «Am Abend fragte mich das Team, ob ich fahren wolle. Auch die FIA überliess die Entscheidung mir alleine. Ich hatte noch nie einen Stallgefährten verloren, also wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich konnte nicht klar denken. Also sagte ich: Ich fahre das Warm-up und entscheide mich dann.»

«An Schlaf war in der Nacht auf Sonntag kaum zu denken. Meine Frau machte sich grosse Sorgen, sie war in der 18. Woche schwanger. Am Sonntag ging es mir kaum besser. Ich hatte den Eindruck, die ganze Welt schaut auf mich. Im Warm-up war ich sehr gut unterwegs. Vielleicht hatte mich das Team mit halbvollem Tank rausgeschickt. Als ich an die Box zurückkam, hatte ich das Gefühl, ich müsse fahren – ich wollte mein Team nicht im Stich lassen.»

Oder Marussia fährt – immerhin als Team in russischem Besitz – vor dem eigenen Publikum mit zwei Piloten. Dann würde sich als Bianchi-Ersatzmann der US-Amerikaner Alexander Rossi aufdrängen, der um ein Haar schon den Belgien-GP bestritten hätte (als es mit Max Chilton Unstimmigkeiten bezüglich seiner vertraglichen Verpflichtungen gab). Rossi wurde im Sommer als offizieller Reservefahrer unter Vertrag genommen.

Generell sind die Rennställe laut Abkommen mit «Formula One Management» und dem Autoverband FIA verpflichtet, bei allen WM-Läufen mit zwei Autos anzutreten. Aber niemand würde Marussia einen Vorwurf machen, mit nur einem Wagen oder gar nicht zu fahren, während Jules Bianchi um sein Leben kämpft. Verträge hin oder her – die Entscheidung liegt letztlich beim Team.

Marussia will zu einem späteren Zeitpunkt über die Fahrerfrage informieren.

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