Unfall Jules Bianchi: Wer muss Untersuchung fürchten?
Unfall von Jules Bianchi am 5. Oktober in Suzuka: Ein schwarzer Tag für die Formel 1
Sechs Wochen hat das hochkarätige Gremium Zeit, um die Vorkommnisse vom 5. Oktober 2014 in Suzuka (Japan) aufzuarbeiten, die vom Verbandspräsidenten Jean Todt einberufene Unfallkommission unter der Leitung von Peter Wright (früher in Lotus-Diensten, seit 1994 für die FIA tätig) hat die Arbeit unverzüglich aufgenommen. Unter der Leitung von Wright werden ihre Expertise einbringen:
Ross Brawn (früherer Teamchef von Mercedes und Ferrari)
Stefano Domenicali (früherer Teamchef von Ferrari)
Gerd Ensser (Repräsentant der Rennkommissare)
Emerson Fittipaldi (Formel-1-Champion, Präsident der Fahrerkommission)
Eduardo de Freitas (Rennleiter Langstrecken-WM)
Roger Peart (Rennkommissar aus Kanada)
Antonio Rigozzi (Anwalt aus dem FIA-Berufungsgericht)
Gérard Saillant (Arzt)
Alex Wurz (Präsident der Fahrergewerkschaft)
FIA-Chef Jean Todt fordert einen kompletten Bericht bis zum nächsten Motorsport-Weltrat vom 3. Dezember in Doha (Qatar). Der Franzose erwartet, dass die unabhängig arbeitende Kommission jeden Aspekt unter die Lupe nimmt. Und tatsächlich gibt es sehr viel aufzuarbeiten und zu hinterfragen.
Einige Fragen, welche die Kommission stellen wird:
Marussia-Team
Welche Erkenntnisse gibt es aus der Black-Box des Rennwagens? Kann die FIA nachweisen, was Marussia beteuert? Dass es nämlich keinerlei Anweisung für Bianchi gab, das Tempo zu verschärfen? In welchem Zustand waren die Reifen des Unfallfahrers? Kann ein mechanischer Defekt am Marussia wirklich ausgeschlossen werden?
Rennveranstalter
Wieso wurde der Plan verworfen das Rennen vorzuziehen? Ist Kurve 7 in Sachen Auslaufzonen und Prallschutz zeitgemäss genug? Muss ein anderer Asphalt in Betracht gezogen werden, welcher Regenwasser besser absickern lässt?
Rennleitung
War der Ablauf mit Zeichengebung der Streckenposten nach dem Dreher von Adrian Sutil korrekt? Hätte nicht das Safety-Car auf die Bahn geschickt gehört? Welche Rollen spielten Sichtverhältnisse und verstärkter Regen? Wie lässt sich eine nachhaltige Temporeduktion an Unfallorten sicherstellen?
Rettungsfahrzeuge
Lassen sich solche Vehikel besser schützen? Wann sollen sie auf die Bahn geschickt werden?
Rennwagen
Wie kann ein Formel-1-Auto noch widerstandsfähiger gebaut werden? Wie ist der Kopf des Piloten besser zu schützen? Ist der Weg zu einem zusätzlichen Rollbügel vor dem Fahrer oder zu einer Kanzel unausweichlich? Was ist der Stand der Dinge bei dieser Forschung und wie schnell liesse sich so etwas umsetzen?
Noch ist völlig unklar, ob die Kommission Zeugen einladen wird und um wen es sich dabei handelt. Als Ermittlungsgrundlage gelten Film- und Fotomaterial, die Daten aus dem Marussia-Rennwagen sowie der Unfallbericht von Charlie Whiting, dem Rennleiter und Sicherheitsdelegierten der Formel 1.
Auch nicht klar ist, welche Konsequenzen es haben wird, wenn die Kommission auf Verfehlungen hinweisen sollte.
