Merci, Renault – Lotus gerettet, Comeback geritzt?

Von Mathias Brunner
Romain Grosjean im Lotus

Romain Grosjean im Lotus

​Im Fahrerlager von Singapur eines der heissesten Themen: Nach Renault habe auch Lotus-Chef Gérard Lopez eine Absichtserklärung unterzeichnet, um das Team zu retten.

Wann wird es offiziell gemacht? Vor wenigen Tagen, so sickert im Fahrerlager von Singapur durch, habe Renault-Chef Carlos Ghosn eine Absichtserklärung unterzeichnet, wonach der französische Automobilkonzern wieder die Mehrheit am Lotus-Rennstall übernimmt und damit 2016 als Werksteam in die Formel 1 zurückkehrt.

Das wäre eine wundervolle Nachricht, denn es bedeutet nicht nur, dass Renault der Formel 1 erhalten wird, sondern auch, dass Lotus vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt wird.

Nachdem Ghosn festgehalten hat, es werde künftig keine Kundenmotoren mehr geben (will heissen: keine V6-Turbos für Red Bull Racing und die Scuderia Toro Rosso), wird es aller Voraussicht nach 2016 zwei Motorenhersteller geben, die sich auf nur ein Team konzentrieren können – Honda auf McLaren, Renault auf, nun Renault.

Das heutige Lotus (das mit dem früheren Rennstall gleichen Namens von Colin Chapman rein gar nichts zu tun hat) ging aus dem Toleman-Rennstall hervor, der anfangs der 80er Jahre aus der Formel 2 in die Formel 1 aufgestiegen war. Ayrton Senna debütierte 1984 mit Toleman in der Formel 1.

Ted Toleman verkaufte sein Team später an Benetton, die zuerst als Sponsor des Rennstalls auftraten. Team-Manager wurde Flavio Briatore, unter dessen Leitung Michael Schumacher 1994 und 1995 Weltmeister wurde. In der Saison 2002 war Renault als Werksrennstall zurück, mit Fernando Alonso gab es 2005 und 2006 zwei weitere Titel, Ende 2009 verkauften die Franzosen das Team jedoch schrittweise an Genii Capital unter dessen Chef Gérard Lopez.

Insgesamt gab es drei Epochen von Renault, in welchen die Franzosen in der Formel 1 mit den berühmten gelben Boliden als Werksrennstall unterwegs waren: von 1977 (als Turbo-Pionier, anfangs belächelt, später gefürchtet) bis 1985, dann von 2002 bis 2009.

Renault wird aus dem Vollen schöpfen können – auch dank der Nissan-Edelmarke Infiniti (die von Red Bull Racing weggeholt wird), dank Öl- und Spritpartner Total, dank Pastor Maldonas Sponsor PDVSA.

Wenn sich Renault verpflichtet hat, wieder als Werksteam zurückzukehren, dann kann das nur heissen: Carlos Ghosn hat einen Machtkampf mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gewonnen, Renault rückt in die Reihe der an Preisgeld privilegierten Rennställe hoch, an die Seite von Ferrari oder Mercedes. Unklar ist, für wie lange sich Renault im Gegenzug bei Ecclestone verpflichtet, der Formel 1 die Treue zu halten.

Unklar ist ferner, wieviele Anteile am heutigen Lotus-Team den Besitzer wechseln und in welchen Schritten das passiert. Es ist auch unbestätigt, ob nun der vierfache Formel-1-Champion Alain Prost Anteile erhält und eine Rolle übernimmt, wie sie Niki Lauda bei Mercedes spielt (Aufsichtsrats-Chef des Rennstalls). Und wer Teamchef wird – der bisherige Renault Sport F1-Chef Cyril Abiteboul oder der erfahrene ART-Teamchef Frédéric Vasseur?

Was das zweite Cockpit neben Pastor Maldonado angeht: Romain Grosjean ist offenbar weg, die Anzeichen in Singapur verdichten sich, wonach der Genfer die Nummer 1 beim neuen GP-Team des US-Amerikaners Gene Haas wird.

Innerhalb des Renault-Konzerns ist daher ein Thema, als einheimische Gallionsfigur Jean-Eric Vergne vom Dasein des Ferrari-Simulatorfahrers zu befreien.

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