Sebastian Vettel: Wer ist der Mann im Helm?

Kolumne von Joe Saward
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Die Formel 1 tut sich mit den sozialen Netzwerken schwer: Sebastian Vettel ignoriert sie komplett, und Vorreiter Lewis Hamilton ist gemessen an anderen Sport-Stars ein Fliegengewicht.

Ich habe mich darüber gefreut, von Sebastian Vettel im Rahmen des «Race of Champions» ein paar Worte über sein persönliches Leben zu lesen. Selbst wenn er nicht viel preisgegeben hat. Und das ist für mich ein frustrierendes Element dieser Formel-1-Ära – dass wir so wenig über Sebastian Vettel wissen.

Vettel ist ein kluger, lustiger, schneller und supertalentierter Mann, aber seine weltweite Anhängerschaft ist verhältnismässig klein, weil er kaum Anstrengungen unternimmt, bei den Fans mehr von sich preiszugeben. Das brauchte er auch nicht zu tun, wenn er beschlossen hat, sein Privatleben privat zu halten. Er scheint keine Verpflichtung zu fühlen, mehr aus seinem Leben zu plaudern, um die Königsklasse bekannter zu machen, und das muss niemanden wundern bei einem Sport, in welchem der offizielle Formel-1-Promoter so gut wie nichts promotet.

Was dieser Sport brauchen würde, das sind Typen mit Charakter. Und jedem sollte klar sein: Es muss doch etwas im Argen liegen, wenn Deutschland mit Vettel, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg drei Top-Fahrer hat, wenn Mercedes zudem Weltmeister ist, und doch hängt der Deutschland-GP Jahr für Jahr am seidenen Faden. 2015 gab es sogar überhaupt keinen, aufgrund der Probleme am Nürburgring.

Vettel verzichtet komplett auf die Nutzung sozialer Netzwerke, also müssen die Fans – was immer an Informationen über Sebastian zu erhalten ist – auf TV, Printmedien und Online-Angebot zurückgreifen.

Die meisten anderen Formel-1-Stars (mit der wenig überraschenden Ausnahme Kimi Räikkönen) nutzen die sozialen Netzwerke, um den Fans einen Blick hinter die Kulissen ihres Lebens zu schenken. Wie man das tut, ist immer eine Frage der Balance. Lewis Hamilton macht das nicht übel – er hat etwas mehr als drei Millionen Verfolger auf Twitter, wo er darüber berichtet, welche Musik ihm gerade gefällt, wo er postet, welche Produkte er unterstützt oder welche Charity er unterstützt, wo er Fotos aufschaltet und ein wenig erzählt, was er gerade so macht.

Drei Millionen klingt nach einer stattlichen Zahl, aber wenn wir den Formel-1-Verantwortlichen Glauben schenken wollen, wie viele Menschen der Sport weltweit jedes Jahr erreicht, dann sind drei Millionen von Lewis Pippifax. Fussball-Ido Cristiano Ronaldo hat 34,5 Millionen Follower, also mehr als zehn Mal so viele wie Hamilton. Kaka hat 22,3 Millionen. Die Formel 1 ist im Fernsehen gewiss prominenter vertreten als der Golfsport, aber Tiger Woods hat 5 Millionen Follower und Tennis-Star Novak Djokovic 4,5 Millionen. Selbst die Tweets von Andy Murray werden von mehr Sportfans verfolgt als jene von Hamilton.

Die anderen Formel-1-Fahrer? Fernando Alonso kommt auf 2,3 Millionen, Jenson Button auf 2,2 Millionen. Die Zahlen der McLaren-Honda-Fahrer zeigen – die Zahlen gründen nicht nur auf Erfolg. Es folgt eine grosse Lücke zu Nico Rosberg (1,1 Millionen), Sergio Pérez (830.000), Pastor Maldonado (794.000), Felipe Massa (595.000), Daniel Ricciardo (595.000), Romain Grosjean (513.000), Nico Hülkenberg (455.000) und Valtteri Bottas (236.000).

Fazit: Die Formel 1 tut sich noch immer schwer mit den sozialen Netzwerken. Wenn der GP-Sport auf diesem Gebiet längst fällige Fortschritte machen will, dann müssen die Hauptdarsteller dazu ermuntert werden, etwas mehr von sich preiszugeben. Denn viele Formel-1-Freunde würden bei Sebastian Vettel oder anderen Piloten gerne wissen: Wer sind die Männer in den Helmen?

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