Pat Symonds (Williams): «Mercedes mit Schwachstellen»

Von Mathias Brunner
Williams-Technikchef Pat Symonds (links) mit dem leitenden Ingenieur, Rob Smedley

Williams-Technikchef Pat Symonds (links) mit dem leitenden Ingenieur, Rob Smedley

​Nach einer tollen Saison 2014 (WM-Schlussrang 3) erwarteten viele Experten, dass Williams 2015 Rennen gewinnen würde. Das ist nicht passiert. Technikchef Pat Symonds will das 2016 nachholen.

Williams gelang 2014 eine eindrucksvolle Renaissance: Vom neunten Platz im Konstrukteurspokal 2013 steigerte sich das drittälteste Formel-1-Team (nach Ferrari und Williams) 2014 auf Rang 3, nur Mercedes und Red Bull Racing waren besser. Für 2015 glaubten viele Fachleute, dass Felipe Massa und Valtteri Bottas zu den Sieganwärtern gehören würden. Aber der erste GP-Sieg für Williams seit 2012 in Spanien (mit Pastor Maldonado) lässt weiter auf sich warten. Williams wurde 2015 erneut Dritter in der Markenwertung, dieses Mal hinter Mercedes und Ferrari.

Formel-1-Urgestein Pat Symonds, seit Mitte 2013 Technikchef von Williams, ist kein Mann der vollmundigen Ankündigungen. Aber der 62jährige Engländer sagt etwas, das aufhorchen lässt: «Ich bin üblicherweise kein Optimist, aber ich weiss, dass wir in diesem Winter grössere Fortschritte machen als vor einem Jahr. Ich bin ziemlich zufrieden mit den Verbesserungen an unserem neuen Wagen.»

Viele Formel-1-Insider sind der Überzeugung: Kundenrennställe sind nicht in der Lage, Rennen zu gewinnen. Haben nicht Mercedes-Benz und Ferrari 2015 sämtliche Grands Prix gewonnen?

McLaren-Chef Ron Dennis hat behauptet: «Erfolg ist in der Formel 1 heute nur noch dann möglich, wenn man Partner eines Automobilherstellers oder Werks-Team ist. Das ist der Grund, wieso wir uns mit Honda zusammen getan haben.»

Und «Mr. Red Bull» Dietrich Mateschitz bestätigte in einem Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com: «Du bekommst den Motor, der gut genug ist, um deinen unmittelbaren Konkurrenten Punkte wegnehmen zu können. Er wird aber niemals gut genug sein, um jenes Werksteam schlagen zu können, das dir diesen Motor liefert. Mit so einem Kundenmotor wirst du nie mehr Weltmeister.»

Williams ist ein Kunde von Mercedes, gemäss Ron Dennis könnte Williams also nicht siegfähig sein. Aber Pat Symonds sagt: «Während ich zugeben muss, dass Mercedes und Ferrari in der Saison 2015 die Nase vorn hatten, so bin ich nicht der Ansicht, dass ein Kunden-Team zum Vornherein zur Erfolglosigkeit verdammt ist. Ich glaube, bei Ron Dennis ging es eher darum dazulegen, wieso McLaren sich mit Honda zusammengetan hat. Vielleicht ging es auch darum, die Sponsoren davon zu überzeugen, dass dieser Schritt der Richtige gewesen ist, um eines Tages wieder zu gewinnen.»

«Aber die Logik von Ron Dennis hat einen Fehler. Er hat vergessen, dass er 2009 Hauptpartner von Mercedes war, das Mercedes-Kundenteam BrawnGP in jener Saison jedoch Weltmeister geworden ist. Das zeigt: das ist machbar. Wieso sollte uns das also nicht auch gelingen?»

Ein Kritiker würde einwenden: Auch die Logik von Pat Symonds hat einen Fehler. Denn BrawnGP profitierte damals von einer mehr als einjährigen Entwicklungszeit des Autos und dem Kniff des Doppeldiffusors.

Pat Symonds sagt nun gegenüber Reuters erneut: «Ich glaube fest daran, dass wir Mercedes schlagen können. Wenn sie aus den Motoren etwas mehr herausholen als wir, was, sagen wir eine Zehntelsekunde pro Runde wert ist, dann liegt es an uns, ein Auto zu bauen, das eben um diese eine Zehntelsekunde schneller ist. Dann sind wir wieder auf Augenhöhe.»

«Red Bull Racing, Ferrari und McLaren-Honda haben grössere Ressourcen als wir. Aber wir haben all diese Rennställe geschlagen. Wieso soll uns das nicht wieder gelingen? Selbst wenn Mercedes 2015 sehr stark war, so ist das doch nicht mit der Situation von 1988 mit Senna und Prost bei McLaren-Honda zu vergleichen, als McLaren um ein Haar alle Rennen gewonnen hätte. Mercedes hat Schwachstellen. Es ist unsere Aufgabe, an einem Tag bereit zu sein, wenn die Silberpfeile schwächeln.»

«Aber letztlich wollen wir uns in eine Position bringen, in welcher wir wieder bei jedem Rennen ein Wörtchen um den Sieg mitreden können. Dazu müssen wir auch die eigene Fehlerquote verringern, die war 2015 zu hoch.»

Symonds spielt auf verschiedene Patzer an. Paradebeispiel war das Missgeschick, Valtteri Bottas in Belgien vermeindlich rundum mit weichen Walzen auf die Bahn zu schicken – rechts hinten aber einen mittelharten Reifen zu montieren. Die Doppelführung in England wurde durch einen wenig clever angesetzten Reifenwechsel verloren. Hamilton und Vettel sagten Dankeschön.

Pat Symonds: «Wir haben uns 2015 zu viele operative Fehler erlaubt, niemand kann das wegreden. Wir haben im Winter ausgiebig über diese Fehler gesprochen. Niemand ist dagegen immun, etwas falsch zu machen. Aber wir arbeiten daran, die Gründe dafür auszumerzen.»

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