Niki Lauda nach Quali-Farce: Formel 1 ist führerlos

Von Adam Cooper
Das neue Quali-Prozedere: Die Gesichter von Niki Lauda und Toto Wolff bei Mercedes sagten alles

Das neue Quali-Prozedere: Die Gesichter von Niki Lauda und Toto Wolff bei Mercedes sagten alles

​Rennlegende Niki Lauda (67) kann über das Gemurkse mit dem Quali-Prozedere und nach der Blamage von Melbourne nur den Kopf schütteln: «Die Formel 1 ist führerlos.»

Der gesunde Menschenverstand hat gewonnen: Die Teamchefs und –manager der elf Formel-1-Rennställe haben sich am Sonntagmorgen im Albert-Park darauf verständigt, dass schon in Bahrain in knapp zwei Wochen nach dem Quali-Prozedere von 2015 gefahren wird, das Ausschlussverfahren hat sich in der Praxis nicht bewährt.

Nach diesem Eigentor von FIA-Präsident Jean Todt und Serien-Promoter Bernie Ecclestone wundern sich viele im Fahrerlager: Wie konnte ein so grosser Fehler überhaupt gemacht werden, wo doch schon beim ersten Vorschlag klar war – die neue Quali-Form war zum Scheitern verurteilt.

Niki Lauda sagt über jene Sitzung der Strategiegruppe, bei welcher dieses Kuckucksei ausgebrütet wurde: «Also Bernie stand auf und meinte: “Wir müssen das Training spannender gestalten! Lasst uns das so machen: Der Schnellste im Abschlusstraining muss vom zehnten Platz losfahren, der Zehntschnellst steht auf Pole!“»

«Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat spontan gerufen „Jawohl!“, weil er dachte, dass seine Fahrer um Platz 10 herum stehen würden und er also dann auf Pole sein würde. Alle begannen herzhaft zu lachen. Aber Bernie war mit diesem Plan wirklich ernst. Dann machte Charlie Whiting den Vorschlag mit dem Ausscheidungsverfahren. Anders gesagt: Um Bernies Plan vom umgekehrten Feld zu entgehen, stimmten wir dem Vorschlag von Charlie zu mit den Piloten, die nacheinander wegfallen.»

«Es wurde bald klar, dass die ganzen Details nicht durchdacht waren. Erst als später ein Treffen der Team-Manager stattfand, wiesen sie Whiting darauf hin, dass das neue Quali-Prozedere einige Logiklöcher aufweist.»

«Auch der ganze Ablauf war seltsam: Beim ersten Treffen stimmten alle dafür. Dann war Ferrari auf einmal dagegen. Als die Team-Manager ihre Bedenken äusserten und es eine erneute Abstimmung gab, da war Ferrari wieder dafür.»

«Nach dem, was wir aber hier am Samstag in Australien erlebt haben, war klar, dass sich sofort etwas ändern muss. Schon für Bahrain. Zum Glück geschieht das. Die ganze Idee einer neuen Quali war einfach ein Riesenfehler.»

Der Wiener Formel-1-Champion der Jahre 1975, 1977 und 1984 über das grössere Bild: «Die Formel 1 ist führerlos. Normalerweise hätten Bernie und die Teams entschieden, in welche Richtung es gehen soll. Denn sie haben Verträge miteinander. Aber nun hat sich das geändert. Heute versuchen Bernie und FIA-Chef Jean Todt, sich vorher abzusprechen, wo es mit dem Reglement hingehen soll. Wenn die Teams dann nicht einverstanden sind, müssen sie dagegen stimmen.»

Aber so einfach ist das nicht: Denn in der Strategiegruppe haben Todt und Ecclestone je sechs Stimmen, die Rennställe aber zusammen nur sechs.

Niki Lauda: «Das ganze System ist blockiert. Jeder verteidigt nur seine eigene Position, keiner denkt an das grosse Ganze, daran, was für die Formel 1 das Beste wäre. Und so kommen wir zu den falschen Entscheidungen.»

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