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Lewis Hamilton (Mercedes): Kupplung macht Verdruss

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton: Trotz Problemen mit der Kupplung reichte es zum 45. GP-Sieg

Lewis Hamilton: Trotz Problemen mit der Kupplung reichte es zum 45. GP-Sieg

​Erneut ist Weltmeister Lewis Hamilton schlecht in einen Grand Prix gestartet. Der Brite konnte in Kanada dennoch gewinnen, sagt aber: «Unsere Kupplung macht mir Sorgen.»

Nico Rosberg fasste den Start zum Grossen Preis von Kanada in Montreal so zusammen: «Ich bin gut gestartet, Sebastian Vettel ist sensationell gestartet, Lewis Hamilton ist schlecht gestartet.»
Was dann passierte, erhitzt anhaltend die Gemüter: Hamilton verteidigte sich gegen den aussen attackierenden Rosberg, die Silberpfeile berührten sich auf Felgenhöhe, beide konnten weiterfahren, aber mit einem kleinen Unterschied – der Engländer als Zweiter, Rosberg kehrte als Neunter aus der ersten Runde zurück.

Während Nico Rosberg am Sonntagabend schon auf dem Weg zum Flughafen war, scharte Hamilton eine kleine Medienrunde um sich. Es war offensichtlich, wie happy der Weltmeister von 2008, 2014 und 2015 über seinen zweiten Sieg in Folge nach Monaco ist, aber es gibt da auch etwas, was am Briten nagt.

«Ich verstehe nicht ganz, was mit der Kupplung passiert ist. Die Kupplung lieferte einfach nicht jenes Drehmoment, das ich gewohnt bin. Nico hatte ein ähnliches Problem, aber nicht ganz so schlimm. Ich konnte von Glück reden, dass die Anfahrt zur ersten Kurve nur knapp 300 Meter lang ist. Hätten wir eine Anfahrt wie, sagen wir in Spanien gehabt, dann wären die Gegner links und rechts an mir vorbeigefahren.»

«Meine Kupplung rutschte also zu stark, dabei habe ich die ganzen Abläufe exakt befolgt. Auch die Probestarts waren gut gewesen. Wir müssen das verstehen. Ich habe mir die ganzen Daten angeschaut, und die belegen, dass ich keinen Fehler gemacht habe. Das ist schon mal gut zu wissen. Aber es macht mir schon Sorgen, dass wir immer und immer wieder von der Kupplung erwischt werden.»

«Es ist umso seltsamer, weil wirklich das ganze Wochenende von Kanada über die Probestarts immer prima waren. Aber eine Kupplung verhält sich eben nicht immer gleich. Noch auf der Formationsrunde war der Start phantastisch – ich liess die Kupplung kommen, perfektes Drehmoment, keine durchdrehenden Räder, so hätte das später sein sollen! Aber eine Runde später mache ich exakt das Gleiche, und das verflixte Ding rutscht nur. Die Kupplung ist wirklich etwas, das wir uns dringend ansehen müssen.»

Kupplung: Was sich geändert hat

Weltmeister Mercedes erläuterte Mitte April zum für 2016 geänderten Startprozedere Folgendes: «Seit der Einführung von stehenden Starts in der Formel 1 fielen diese sehr unterschiedlich aus. Die grosse Herausforderung für die Teams ist nicht nur, die besten Starts im Feld zu haben, sondern Schwankungen so gut wie möglich abzustellen.»

«Bei Mercedes messen wir einen Start bezogen auf die zurückgelegte Distanz innerhalb der ersten vier Sekunden. Die meisten Teams verwenden eine ähnliche Messung. Unter diesem Gesichtspunkt hatten die Silberpfeile in der Saison 2015 im Durchschnitt die besten Starts im Feld. Das Problem dabei ist, dass aufgrund der Schwankungen trotz starker Durchschnittswerte einige schlechte Starts dabei waren, die zu Positionsverlusten führten. Bei den bisherigen beiden Rennen 2016 hatte Nico den sechstbesten Start im Feld in Melbourne – und den besten in Bahrain. Im Gegenzug dazu zählten vier der fünf Fahrer, die in Melbourne einen besseren Start hinlegten, in Bahrain zu den schlechtesten Startern. Die Ausnahme ist Sebsatian Vettel, der gar nicht erst am Start stand. Innerhalb von zwei Rennen könnte man also kein besseres Beispiel für diese Schwankungen finden. Der beste Starter war in Melbourne übrigens Pascal Wehrlein – ein Rookie bei seinem Grand Prix-Debüt, der für das zweitneueste Team in der Startaufstellung antritt!»

«Eine der wichtigsten Herausforderungen für die Fahrer tritt in der Mittelphase des Losfahrens auf, wenn sie das Drehmoment kontrollieren, bevor sie die leistungslimitierte Phase erreichen. Das Team kann ihnen mit der Kupplung helfen, welche die erste Phase des Losfahrens steuert. Aber sobald sie die Kupplung loslassen, sind die Fahrer auf sich allein gestellt. In dieser Mittelphase versucht der Fahrer, die Balance für den perfekten Reifenschlupf zu finden. Ein bisschen zu viel in die eine Richtung – und die Räder drehen durch. Ein bisschen zu viel in die andere Richtung und das Auto gerät ins Stottern. Bei all dem Lärm und dem Betrieb der anderen Autos um sie herum, ist es sehr knifflig, das richtig hinzubekommen.»

«Die Einschränkungen im Reglement haben dafür gesorgt, dass die Rennstarts mehr vom Fahrer gesteuert werden. Zur Erklärung: Das Team darf dem Fahrer via Funk keine Anweisungen geben. Der Fahrer muss die Kupplung mit nur einer Wippe manuell kontrollieren. Die Performance hängt mehr denn je von den Fähigkeiten des Fahrers ab – allerdings nicht gänzlich. Es liegt immer noch am Team, dem Fahrer leistungsstarkes und konstantes Equipment zur Verfügung zu stellen. Damit erhält die Aufgabe für alle Beteiligten eine zusätzliche Ebene, weswegen es nicht überraschen sollte, wenn wir in dieser Saison noch mehr Unterschiede innerhalb des Feldes erleben werden.»

«Die Regeln sollen für unvorhersehbarere Rennen sorgen. Wenn es mehr Schwankungen bei den Rennstarts gibt, finden sich mehr Fahrer abseits ihrer Startpositionen wieder. Das sorgt für interessantere Rennen. Das ist in Melbourne und Bahrain passiert. Somit lässt sich durchaus zusammenfassen, dass die Regeln ein Erfolg sind. Wenn vermischte Startaufstellungen das Ziel sind, dann ist dieser Weg viel fairer. Denn das Ergebnis wird weiterhin auf Basis der Leistungen von Fahrer und Team erreicht. Eine umfassendere Aussage lässt sich nach einer halben Saison unter einem konstanten Reglement treffen.»

«Egal, wie die Regeln aussehen mögen, die Unterschiede gehören zur Natur von Rennstarts. Trotz jahrzehntelanger Entwicklung, Forschung und Übung hat noch niemand diesen Bereich perfektioniert. Die Formel 1 hat in den vergangenen Jahren als Sport viele sehr schwierige und beeindruckende Lösungen gefunden. Wenn also die gesamte technische Kompetenz des Fahrerlagers dieses Rätsel noch nicht geknackt hat, dann muss es ziemlich schwierig sein.»

«Die Teams werden niemals aufgeben, wenn sie sich einer technischen Herausforderung gegenüber sehen. Jeder ist stets auf der Suche nach Verbesserungen. Die Lehren aus den ersten beiden Saisonrennen unter dem neuen Reglement haben diesen Prozess bereits in Gang gesetzt. Es scheint sich jedoch keine Wunderlösung am Horizont abzuzeichnen, welche die Variabilität einfach auslöscht. Die wahre Frage ist eher jene, ob sie unbedingt etwas Schlechtes darstellt. Angesichts der guten Unterhaltung auf den Startrunden in Melbourne und Bahrain könnte man meinen, dass sie für ein besseres Spektakel gesorgt hat.»

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