Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Imanuel Schramm: «Die Leute sind total hungrig»

Von Rudi Hagen
Schnelles Schwaben-Duo: Imanuel Schramm und Frank Schiemer

Schnelles Schwaben-Duo: Imanuel Schramm und Frank Schiemer

Auf ein Ende des Ukraine-Krieges, endlich wieder Gras- und Sandbahnrennen und mehr Verständnis der Veranstalter für die Belange der Gespannteams hofft Imanuel Schramm. Der A-Lizenzler hat wieder Frank Schiemer im Boot.

Imanuel Schramm (47) aus Tettnang und Beifahrer Frank Schiemer (43) aus Bad Waldsee starten am 13. August beim EM-Semifinale der Gespanne in Bad Hersfeld wieder für den Schweizer Verband «Federation Motocycliste Suisse». Die beiden Oberschwaben sind im vergangenen Jahr - coronabedingt - nur wenige Trainings gefahren, konnten aber das (kleine) Grasbahn-Event in Neuenhasslau gewinnen und waren auch in Haunstetten bis zum unfallbedingten Abbruch des Renntages vorne mit dabei.

Das Highlight des Jahres 2021 war für Schramm jedoch im privaten Bereich anzusiedeln. Seine Frau Melanie brachte am 17. Mai ihren gemeinsamen Sohn Antonio zur Welt.

Wird es eine Saison 2022 geben angesichts der schrecklichen Ereignisse in der Ukraine? Schramm: «Irgendwann wird man sich schon überlegen müssen, ob man ein Fußballspiel oder ein Langbahnrennen durchführen kann, wenn da drüben die Menschen sterben. Aber ich hoffe, dass diese furchtbare Sache noch irgendwie halbwegs gut ausgeht.»

In Bezug auf die Corona-Pandemie ist Schramm zuversichtlich. «Ich sehe keinen Grund, warum man in diesem Jahr keine Rennen machen sollte. Wenn jetzt wieder Rennen gefahren werden, dann werden die Veranstalter so viele Zuschauer haben wie noch nie zuvor. Die Leute haben zwei Jahre wenig oder gar keinen Bahnsport gesehen, die sind total hungrig. Auch wenn die Veranstalter Auflagen bekämen, zum Beispiel nur 75 Prozent der möglichen Kapazität an Zuschauern reinlassen zu dürfen, dann hätten sie doch immer noch genug. In Mühldorf waren früher mal über 20000 Leute an der Bahn. 75 Prozent davon bekommen die doch nie.»

Ärgerlich wird es für Schramm, wenn die Veranstalter ausgerechnet wieder bei den Gespannteams die Preisgelder deckeln wollen. «Sie sagen, sie müssten wegen Corona kürzen. Ich frage warum? Die haben zwei Jahre keine Ausgaben gehabt, mussten keine Rennen absagen, weil sie keine geplant hatten und sie haben die Einnahmen der Mitglieder bekommen. In Haunstetten zum Beispiel sind die Gespannfahrer für ein Spottgeld gefahren. Und was war das Ende vom Lied? Die haben mehr Zuschauer gehabt als beim EM-Halbfinale.»

Rennsport ist teuer und Bahn-Gespannsport mangels Sponsoren sowieso. Eine gute und umfängliche Ausrüstung der Teams mit Motoren und Ersatzteilen ist unumgänglich. So profitieren auch die veranstaltenden Clubs, wenn sie möglichst gut ausgerüstete Gespannteams für ihre Rennen verpflichten.

Schramm: «Gutes Material ist wichtig. Wir haben so viel dabei, wir können immer fahren, egal, ob wir ein oder zwei Motorschäden haben. Und was gibt es Peinlicheres für einen Veranstalter, wenn sie fünf Gespanne im Programm haben und am Ende fahren drei und einer davon fällt noch aus.»

Und dann rechnet Schramm weiter vor: «Der Hinterreifen kostet aktuell 69 Euro. Der hält zirka vier Minuten. Auf der Sandbahn sind das zwei Läufe. Dann hast du die 69 Euro beerdigt. Und das Methanol hat früher einen Euro pro Liter gekostet, jetzt sind es 2,40 Euro. Der Transporter, mit dem wir zu den Rennen fahren, verbraucht zirka 15 Liter auf 100 km. Für einen vollgeladenen Sprinter ist das normal. Macht also 30 Euro für diese Strecke. Das ist viel Geld.»

Das Duo Schramm/Schiemer, welches für die Clubs MSV Herxheim und MSC Neuenhasslau fährt, trainiert Anfang April zwei Tage in Haunstetten, dann folgen weitere Trainingstage in Mühldorf und Pfarrkirchen. Imanuel Schramm hat zudem auf dem heimischen Grundstück in Wellmutsweiler seine eigene kleine Grasbahn auf 450 m Länge erweitert. Hier kann der Zündungsspezialist und Inhaber von Dmon-Parts nach Herzenslust die von ihm vertriebenen Zündungen von Selettra und PVL testen und einstellen.

Oft unter den wachen Augen von Marcel Gerhard, dem Langbahn-Weltmeister von 1992 und heutigem Konstrukteur (GTR-Motoren) und Tuner, der im grenznahen Frauenfeld in der Schweiz lebt.

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