Autodrom Most – Nachbarschafts-Zoff geht weiter

Rennsport ist kein Hallen-Halma
Die Geschichte um den Nachbarschaftsstreit von Most könnte auch an zahlreichen anderen Rennstrecken geschrieben worden sein. Denn vielen Menschen, die im Umfeld einer Rennstrecke leben, wird es auf lange Sicht zu laut. Ähnlich erging oder ergeht es auch dem Hockenheimring, dem Sachsenring und dem Schleizer Dreieck. Auch die Naturrennstrecke in Thüringen beschäftigte jahrelang die offiziellen Stellen. Wenn man sich dann nicht einigt, bleibt oft nur der Gang vor den Kadi. Josef Zajicek, Strecken-Betreiber in Most, erlebt aktuell genau das.
Wie reagieren Sie auf das Urteil des Bezirksgerichts Ústí nad Labem und die Anordnung, dass das Autodrom den Geräuschpegel 55 Dezibel an Arbeitstagen und 50 Dezibel an Sonn- und Feiertagen nicht überschreiten darf?
Gegenwärtig warten wir noch auf den genauen Wortlaut der Urteilsbegründung, die uns in den nachfolgenden Wochen zugestellt wird, dennoch war, ist und wird für uns das Einhalten der festgelegten Grenzen immer grundlegend sein und wir werden alle Schritte unternehmen, um diese gesetzlichen Grenzen zu erfüllen. Dabei müssen wir uns aber bewusst machen, dass das Autodrom seine Genehmigung zum Betrieb mit klar definierten Grenzen erhalten hat. Diese sind 60 dB am Tag und für den laufenden Betrieb und 70 dB während der Wettrennen. Zu diesen Bedingungen haben wir das Autodrom gekauft. Das Urteil des Gerichts über die niedrigeren Geräuschpegel empfinden wir deshalb als einen Schritt im Widerspruch mit der ausgegebenen Betriebsgenehmigung. Paradox dabei ist, dass der Geräuschpegel für die parallel am Autodrom laufende Straße Tvrzova, die sich noch näher an den betroffenen Häusern befindet, 68 dB beträgt, also weit höher liegt, als das Gericht für uns bestimmte. Von unserer Seite unternehmen wir alle möglichen Rechtsschritte, inkl. Einreichen einer Berufung beim Höchsten Gericht in Brünn.
Warum haben Sie sich mit dem Ehepaar, welches die Klage eingereicht hat, nicht außergerichtlich geeignet und musste in dieser Angelegenheit das Gericht entscheiden?
Eine gemeinsame Vereinbarung kann nur dann erfolgen, wenn beide Seite dazu willig sind. Wir haben lange versucht, einen Kompromiss zu finden, der das Funktionieren des Autodroms und den Erhalt des Komforts der Nachbarn erlauben würde. Wir waren bereit, eine Reihe von Einschränkungen einzugehen, dessen ungeachtet bestand die Gegenseite auf solchen Bedingungen, die de facto ein Ende des Autodroms bedeuten würden. Die Handlungen der Gegenseite wirken von Anfang an, wie eine Bemühung zur Liquidation unseres ordentlichen Unternehmens. Noch dazu hatte das Ehepaar früher auf dem Gelände des Autodroms seine Werkstatt und hat sich nie über den Lärm beschwert, das hat sich erst in der letzten Zeit geändert.
Wie sind die Verhandlungen verlaufen und welche Bedingungen stellt die Gegenseite?
Wir haben uns mit Vertretern des Verbands Zdraví pro Most (Gesundheit für Most) auf dem Magistrat der Stadt Most und auch in der Bezirksbehörde getroffen. Leider ist es niemals zu einem Kompromiss gekommen. Auf der letzten Verhandlung schlug das Ehepaar vor, dass wir an einen Tag fahren und am nächsten nicht. Diese Variante ist aber nicht möglich, weil es eine grundsätzliche Einschränkung der kommerziellen Mieten bedeuten würde, die fast immer mehrtägig sind und deren Verlauf nicht geteilt werden kann. Da wir nur durch die kommerziellen Fahrten den laufenden Betrieb und die Sicherheitsverbesserungen, Instandhaltung der Strecke und das Austragen der Prestigerennen finanzieren können, würde diese Einschränkung de facto das Ende des Autodroms und auch des Polygons bedeuten. Die Prestigerennen locken die Besucher an, sind aber gleichzeitig derart finanziell anspruchsvoll, dass wir zuschießen müssen. Wir müssen die Situation aber auch von der anderen Seite sehen. Wir bemühen uns trotz allem an einer Vereinbarung zu arbeiten, jedes Jahr senken wir in der Betriebsordnung den Geräuschpegel und sind auch für weitere Schallschutzmaßnahmen, die uns genehmigt werden, offen.
Wie viel investieren Sie in die Anpassungen des Autodroms?
Die Instandhaltung der Rennstrecke und ihrer Ausstattung sind extrem kostspielig, allein in die Asphaltoberfläche und die optimale Sicherheitsinfrastruktur haben wir schon Hunderte Millionen Kronen investiert. Es ist aber ein wirtschaftlicher Kreislauf. Die Mittel, die wir aus den kommerziellen Fahrten einnehmen, investieren wir zurück in die Instandhaltung und Modernisierung der Rennstrecke und bringen damit Aufträge und Gelegenheiten für Firmen der Region.
Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass das Autodrom Most und die hier stattfindenden Veranstaltungen Tausende von Besuchern in die Region locken, Arbeitsplätze schaffen und nicht nur dem Autodrom, sondern auch den örtlichen Unternehmen - Hotels, Restaurants und anderen Dienstleistern - wirtschaftliche Vorteile bringen. Wenn es zu einer Einschränkung der kommerziellen Mieten kommen würde, würden das alle spüren.
Wer war früher hier, das Autodrom Most oder die Nachbarn?
Das Autodrom Most wurde in den Jahren 1978 - 1983 erbaut. Das Ehepaar Huliček kaufte sein Haus im Jahr 1994, also viel später. Es muss nicht erwähnt werden, dass die Grundstücke und Häuser in Nähe des Autodroms meist günstiger sind, und die Besitzer sich der größeren Lärmbelastung bewusst sind.
Welche Bedeutung hat das Autodrom Most für die ganze Region?
Das Autodrom ist schon lange Jahre wichtiger Bestandteil der Region Most - es generiert Arbeitsplätze, unterstützt lokale Firmen und bringt Finanzmittel in die Stadt und die Region. Als wir das Autodrom übernommen haben, war es in wirtschaftlich kritischem Zustand. Es ist uns gelungen, ein modernes Areal aufzubauen, auf welchem internationale Veranstaltungen stattfinden, die nicht nur einen Beitrag zur Entwicklung des Motorsports sondern auch für die Sicherheit auf den Straßen haben. Ebenso haben wir zur internationalen Sichtbarkeit der Stadt Most und der Tschechischen Republik beigetragen.
Steht das Autodrom zum Verkauf und dies gerade wegen dieser Sache mit dem Lärm?
Das Autodrom Most ist Herz des tschechischen Motorsports und seine Zukunft ist für uns Priorität. Gegenwärtig schauen wir, ob ein Investor existiert, der Interesse hat, zu uns zu kommen und dabei zu helfen, das Autodrom noch intensiver weiterzuentwickeln. Ganz bestimmt ist Grund für einen möglichen Verkauf nicht die Sache mit dem Lärm. Für uns ist es wichtig, dass das Autodrom nicht nur für den Motorsport, sondern auch für die gesamte regionale Wirtschaft funktionsfähig und florierend bleibt.
Sind die Probleme mit dem Lärm das grundsätzlichste Problem des Autodroms?
Seit meinem Eintritt in das Autodrom im Jahre 2014 betreiben wir es iim Einklang mit der Betriebsgenehmigung, in der ein Geräuschpegel von 70 dB bei Rennen und 60 dB beim Training erlaubt ist. Wir bemühen uns, diese Grenzen nicht zu überschreiten und haben eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, um sie einzuhalten. Es ist paradox, dass das Autodrom hier Jahrzehnte lang funktioniert und im Laufe seiner Geschichte niemals solchen grundsätzlichen Kritiken hinsichtlich des Lärms ausgesetzt war wie jetzt. Schließlich hatte auch das benachbarte Ehepaar seine Werkstatt auf dem Gelände des Autodroms und hat sich nie über den Lärm beschwert, das hat sich erst in letzter Zeit geändert. Das Zusammenleben mit der örtlichen Kommune ist für uns jedoch von zentraler Bedeutung, und wir sind bereit, in weitere Maßnahmen zur Lärmminderung zu investieren, um den Lärmpegel zu senken und das Autodrom als funktionales und erfolgreiches Projekt zu erhalten.