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IDM 2017: Wow, man kann sich bereits anmelden!

Von Günther Wiesinger
Die IDM kommt vom Regen in die Traufe

Die IDM kommt vom Regen in die Traufe

Es hat nach der Kündigung von Promoter MotorEvents nicht einmal neun Monate gedauert, da kann man sich schon für die IDM 2017 einschreiben. Zumindest, wenn man ausgiebig genug nachforscht.

Nach unserer Story «Die neue IDM: Aller Anfangs ist schwer» vom 4. April 2017 meldeten sich bei SPEEDWEEK.com per Posting und E-Mail etliche Interessenten mit der Frage: Wie und wo kann man sich eigentlich für die IDM 2017 anmelden?

Naja, bei diesem Thema sind wir eigentlich der falsche Ansprechpartner, denn dazu gibt es den DMSB, den neuen Promoter AG Motorsport des IVM und den neuen sportlichen Ausrichter.

Zwei Tage lang haben wir uns trotzdem nebenbei mit dieser Frage beschäftigt, die zwar keinen dringlichen Charakter hat, weil ja das erste Rennen noch fünf Wochen entfernt ist, falls der provisorische Terminkalender noch seine Gültigkeit hat.

Aber nix Genaues weiß man nicht.

Die IDM-interessierten Leser schreiben uns wenig Verheißungsvolles.

«Das geht doch in die Hose», meinte Thomas Idel. «Wie sollen da Teams und Fahrer motiviert sein? Da müssen erfahrene Leute ran, die das nötige Wissen haben. Unsere Nachbarn in Belgien, England und Frankreich machen vor, wie es geht. Aber so wird das nichts.»

«An die Fans, Teams und deren Sponsoren denkt keine Sau», ärgerte sich Carsten Velling. «Wenn die Herrschaften die Nase höher tragen als den Kopf, dürfen sie sich nicht wundern, wenn es da rein regnet.»

Und Herbert Paluch: «Die neue IDM fährt nicht gegen die Wand, sie ist schon voll reingebrettert. Und die neuen Macher der IDM machen jetzt auf Trump oder Erdogan: Die böse Presse (Speedweek) ist schuld daran, dass keiner weiß, was los ist.»

Nun ja, wir wollen alle weiteren Boshaftigkeiten beiseite lassen und uns auf die Fakten beschränken, so weit es geht.

Tatsächlich konnte man sich am 4. und 5. April noch nicht für die IDM 2017 anmelden.

Wir schauten zuerst einmal online beim DMSB nach. Dort fanden wir im Download Center des DMSB nur die Reglements. Man findet im Netz auch die alte IDM-Seite von Motor Events. Aber leider existiert dort kein neuer Eintrag seit Oktober 2016.

Wo bleibt eine eigene neue IDM-Website der neuen Macher?

Fehlanzeige.

Das kann ja von den Verantwortlichen wirklich keiner verlangen, denn die Firma MotorEvents hat den Vertrag für 2017 erst im Juni 2016 gekündigt... Also vor knapp neun Monaten.

Da muss sich keiner wundern, wenn bis heute noch keine neue idm.de-Website besteht.

Immerhin wird man jetzt von der Website www.idm.de auf eine Website umgeleitet, die eigentlich nichts direkt mit der IDM zu tun hat. Aber immerhin besteht dort seit heute Nachmittag ca. 14 Uhr die Möglichkeit zur Anmeldung.

Wow, am 6. April, also fünf Wochen vor dem Serienstart, können sich die Teams also bereits einschreiben.

Was es kostet, das haben die Verantwortlichen von der AG Motorsport der IVM noch nicht so richtig kommuniziert, aber das wird schon noch im Laufe des Jahres irgendwie durchsickern.

Überhaupt scheinen es die neuen IDM-Macher nicht der Mühe wert zu finden, irgendwelche Neuigkeiten über ihre weltbewegende Rennserie auszuposaunen.

Dass die meisten Teams und Sponsoren ihre Budgets im September oder Oktober des Vorjahres gemacht haben, ist klar.

In der IDM Superbike ist 2017 trotzdem mit ca. 25 Teilnehmern zu rechnen. Die Hoffnung, es würden durch das neue Reglement scharenweise neue Fahrer dazukommen, hat sich freilich nicht bewahrheitet.

Bei der Superstock 600 IDM kommen wir mit ganz viel Wohlwollen auf zehn Teilnehmer.

Ziemlich übel sieht es bei der neuen Superstock 300 IDM aus. Drei deutsche Einzelkämpfer plus zwei Fahrer vom Freudenberg-Team (u.a. Max Kappler aus der Repsol CEV-Meisterschaft) haben sich angemeldet. Die zehn Kits von Yamaha Deutschland haben also nicht gerade reißenden Absatz gefunden.

Immerhin sollen bei vier der sechs IDM-Events 20 Niederländer mitwirken, sie tragen ihren eigenen niederländischen R3-Cup aus.

Wir wissen ja: In der 300er-WM gilt ein Mindestalter von 15 Jahren, in der IDM STK 300 pochte der ADAC lange auf ein völlig witzloses Mindestalter von 18 Jahren, um seine eigenen erfolglosen Marken-Cups nicht zu gefährden. Der DMSB schaut bei diesen grausamen Manövern meist willfährig zu, macht sich damit lächerlich – und schaufelt sein eigenes Grab.

Zurück zur prickelnden IDM Superbike 2017.

Das sind die bisherigen Top-Teams samt ihren Fahrern:

Yamaha MGM: Mackels, Alt
Van Zon Remeha BMW: de Boer, Trautmann, Friedrich, Bühn
Suzuki Hertrampf: Schmitter, Iannuzzo
Suzuki Mayer: Grünwald
Honda Holzhauer HRP: Halbich
Kawasaki: noch kein Fahrer
Wilbers BMW: Sikora, Kosiniak.

Eigentlich ist es traurig, wenn in einem Land wie Deutschland, das weltweit zu den größten Motorradabsatzmärkten zählt, eine einst erfolgreiche Rennserie wie die Internationale Deutsche Motorrad-Meisterschaft von einem Haufen Dilettanten in wenigen Jahren ruiniert werden kann.

Wir erinnern uns an die ProSuperbike, Veranstalter war die Firma MotoMotion (Franz Rau, Steve McLaughin), als die Rennen teilweise im Rahmen der Grand Prix in Brünn und Salzburg gefahren wurden, als das DSF (heute Sport1) ausführliche TV-Zusammenfassungen zeigte.

Heute fehlen Hersteller und renommierte Teams von KTM, Ducati, Aprilia und MV Agusta, es fehlen zielführende Klassen, die auch mal wieder einen internationalen Spitzenfahrer hervorbringen.

Zur Erinnerung: Philipp Öttl bestreitet seine fünfte Moto3-WM-Saison, seit ihm ist kein neuer deutscher Fahrer mehr in den GP-Sport gekommen!

Das ist in 50 Jahren Motorradrennsport in Deutschland noch nie passiert.

Selbst Länder wie Malaysia haben Deutschland längst den Rang abgelaufen. Spanien hat zehn MotoGP-Fahrer, Deutschland einen.

Deutschland verfügt mit Schrötter und Cortese über zwei Moto2-WM-Fahrer, die Schweiz mit Lüthi, Aegerter und Raffin über drei, dabei existiert in der Schweiz keine Rundstrecke und keine Motorrad-Meisterschaft, die ihren Namen verdient.

Wie lange ist es her, dass wir in der IDM Superbike Fahrer wie Weibel, Andy Hofmann, Lindholm, Peter und Mario Rubatto, Kellenberger, Teuchert, Meklau, Ulm, Bauer, McWilliams, Neukirchner, Cudlin, Muggeridge, Ranseder, Daemen, Veneman, Wegscheider, Schulten, Nebel, Andersen, Nigon, Forés, Reiterberger, Lanzi, Smrz und Marvin Fritz erlebt haben?

Und heute: Wer will unbedingt Jan Halbich sehen?

In einem Land, das sich über 15 Millionen Inhaber von Motorradführerscheinen freut, in dem 4,1 Millionen Motorräder zugelassen sind, lassen sich keine 1,5 Millionen Euro auftreiben, die man für eine vernünftige Austragung der IDM braucht?

Der DMSB hat mit der IDM jahrelang Kindesweglegung betrieben. Und der von Skandalen gebeutelte ADAC kocht lieber sein eigenes Northern-Europe-Cup-Süppchen, statt den Patienten IDM zu kurieren.

Jetzt stehen die Funktionäre vor einem Scherbenhaufen.

Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Aber ich fürchte, die meisten Herrschaften vom Industrieverband Motorrad (IVM) haben vom Rennsport viel zu wenig Ahnung und für die IDM viel zu wenig Leidenschaft, um das sinkende Schiff noch retten zu können.

Ausserdem hat ihr Kerngeschäft Vorrang, das Verkaufen von Motorrädern. Und im Nebenberuf oder mit einem Feierabend-Job lässt sich die IDM nicht managen. Vier Jahre lang hat die IVM tatenlos zugeschaut, wie IDM-Promoter MotorEvents an den «mafiösen Strukturen» von DMSB und ADAC gescheitert ist.

Und warum sollen wir glauben, dass jetzt alles besser wird?

Die IDM trägt ein Ablaufdatum. Sie leidet seit mehr als fünf Jahren an den falschen Konzepten, sie wird an den Fans vorbei organisiert, es kommt nicht einmal ein Rennen auf dem Sachsenring zustande.

Die IDM wirkt inzwischen endgültig wie eine Inzuchtveranstaltung der deutschen Importeure, die sich jetzt in ihrer Verzweiflung einem Verlag mit Haut und Haaren ausgeliefert haben.

Die IDM finanziert sich überwiegend durch die Nenn- und Einschreibegebühren, so etwas funktioniert nirgends auf der Welt.

Den Niedergang dieser einst populären Rennserie kann heute keiner mehr schönreden.

Aber wir kennen ja die wahren Verursacher, es ist wie bei den politischen Versagern: Im Zweifelsfall ist die Lügenpresse schuld.

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