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Gesundheitskonzept im IDM-Paddock: Die Hintergründe

Kolumne von Esther Babel und Günther Wiesinger
IDM Oschersleben: Maskenpflicht in der Boxengasse

IDM Oschersleben: Maskenpflicht in der Boxengasse

Einzelne Leser regten sich nach der Lektüre des Artikels über die Hygiene-Maßnahmen im Rahmen der IDM auf. Doch ein Fahrerlager ist grundsätzlich kein idealer Schauplatz für eine Anti-Corona-Demo.

Wenn es um die Corona-Pandemie geht, verlieren manche Menschen nach den vielen Einschränkungen und langen Lockdowns rasch die Fassung. Das ist verständlich, denn die Covid-19-Seuche hängt uns allen zum Hals heraus. Es ist höchste Zeit, dass dem Virus der Garaus gemacht wird, durch Impfungen, Testungen und durchgemachte Erkrankungen. Im Sommer werden wir voraussichtlich die Herden-Immunität erreicht haben. Dazu müssen 65 bis 80 Prozent der Bevölkerung eines Landes zur 3G-Gruppe gehören – sie müssen getestet, geimpft oder genesen sein.

Es gibt und gab wohl noch selten ein Thema, das die Gesellschaft so gespalten hat wie Corona. Manche Zeitgenossen lernt man plötzlich von einer ganz neuen Seite kennen. So geschehen auch bei unserem SPEEDWEEK.com-Artikel zum Thema Hygiene-Maßnahmen im IDM-Fahrerlager in der Motosport Arena Oschersleben und deren zum Teil lasche Handhabung.

Im Schutz der Anonymität sonderten vermeintliche Motorsportfans liebenswürdige Postings ab, die vor blindwütigen Verbalinjurien strotzten und mit dem Kern der Sache rein gar nichts zu tun hatten. Die charmanten Untertöne wurden von manchen Wirrköpfen mitunter auf Englisch formuliert. Viel Sinn ergaben sie trotzdem nicht.

Um das große Ganze scheint es diesen Motorsport-Freunden nicht zu gehen.

Offenbar haben manche Leser riesige Mengen Schaum vor dem Mund, wenn es um Corona geht. Das könnte zu einem getrübten Durchblick führen.

Deshalb bemühen wir uns ein bisschen um Aufklärung, zumindest für jenen Teil der Leserschaft, der sich für die Hintergründe im Zusammenhang mit der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft (IDM) und die beschwerlichen Auflagen der Gesundheitsbehörden interessieren.

Ohne Gesundheitskonzept kein Wettkampf

Ohne Gesundheitskonzept kann bekanntlich seit einem Jahr kein sportlicher Wettkampf ausgetragen werden, weder im Fußball, noch im Tennis, im Judo, in der Leichtathletik oder im Motorsport.

In der MotoGP-WM werden seit Juli 2020 nur 1300 Personen ins Fahrerlager eingelassen statt 3000 bis 5000. Die Teammitglieder bewegen sich in einer «bubble» (Blase). In Katar durften sie nur in vier bestimmten Hotels wohnen, es gab einen vorgegebenen Korridor zur Rennstrecke, dazu sind pausenlose Tests an der Tagesordnung, obwohl in Doha im März und April fast alle GP-Teammitglieder geimpft wurden. Dank dieses strengen Konzepts konnten 2020 immerhin 15 Grand Prix ausgetragen werden, für 2021 sind 19 geplant.

Auch das Team des leidgeprüften IDM-Promoters hat im Vorfeld des Auftakts in Oschersleben mit Hilfe von allerlei Regeln, behördlichen Anordnungen, Vorgaben und Maßnahmen ein strenges Gesundheitskonzept erarbeitet, das auch bei den Behörden Gefallen fand, sodass die Durchführung des IDM-Laufs in der Motorsport Arena genehmigt wurde.

Für diese Bemühungen sollten wir allen Beteiligten dankbar sein. Denn die ersten beiden IDM-Veranstaltungen 2021 waren, falls es der ein oder andere schon vergessen haben sollte, nicht genehmigt und daher abgesagt worden.

Was einzelne IDM-Teammitglieder von gewissen Maßnahmen halten und ob sie alle Sinn ergeben, tut dabei gar nichts zur Sache. Wem die Spielregeln nicht gefallen, der kann daheim bleiben.

In Deutschland werden die Corona-Maßnahmen und die entsprechenden Lockerungen von anerkannten Gesundheitsexperten im Zusammenspiel mit der Politik verordnet.

Sie sind zu befolgen, ob es uns passt oder nicht. Die Mehrheit hält sich daran, denn sie will dieses heimtückische Virus endlich zum Teufel jagen.

Natürlich gibt es Millionen Besserwisser, die vor 15 Monaten Begriffe wie Pandemie und Aerosol noch nicht einmal buchstabieren konnten und jetzt mit Halbwissen und Halbwahrheiten glänzen und laienhaft über Sinn oder Unsinn der Maßnahmen streiten.

Wenn in den Spielregeln steht, dass ein negativer Test abgeliefert werden muss, auch wenn er lediglich eine Momentaufnahme darstellt, und dass auf dem ganzen Motopark-Gelände Maskenpflicht herrscht, muss eben ein Test abgegeben und eine Maske aufgesetzt werden.

Was heute bei jedem Racing for-Fun-Event und Track Day gilt und im Winter auf jeder Skipiste Pflicht war, ist leider vorläufig auch bei jeder IDM-Veranstaltung vorgeschrieben. Es gibt schlimmere Schicksale.

Im Nachgang einer solchen Veranstaltung kann man gerne in Ruhe nochmals analysieren, was gut und was schlecht gelaufen ist. Dass das Tragen einer Maske im Freien diskussionswürdig ist, bestreitet niemand. Aber in der Box, an der Boxenmauer und in der Boxengasse können die Abstandsregeln nicht immer eingehalten werden. Deshalb herrscht in der IDM die Maskenpflicht!

Corona-Hotspots will in der IDM keiner erleben

Wenn jemand im IDM-Paddock die Anarchie ausrufen und seine eigenen Vorschriften erfinden will, gefährdet er die Gesundheit der vernünftigen und kooperativen Kollegen und den Fortgang der Saison.

Corona-Hotspots können auch trotz häufiger Tests entstehen. Zum Wohle der Meisterschafts-Qualität soll aber kein Team und kein Fahrer von einer Infektion betroffen und dann in Quarantäne gesteckt werden. Das gilt nicht nur für alle Teilnehmer, sondern auch für die Funktionäre.

Im Vorjahr wurde in Jerez das Team 2R Racing Kawasaki aus der Supersport-300-WM ausgeschlossen, weil sie im Paddock gegrillt hatten, ohne Masken, obwohl sie sich mit ihrer Unterschrift zum Tragen dieses Mund- und Nasenschutzes verpflichtet hatten. Genauso wie die IDM-Beteiligten für die Veranstaltung in Oschersleben übrigens.

Deshalb sollte doch der Gedanke an die reibungslose Durchführung der IDM-Serie 2021 und damit ein Beitrag zu deren Fortbestand im Vordergrund stehen.

Das hat herzlich wenig mit deutschemKadaver-Gehorsam zu tun. Das empfiehlt uns der gesunde Menschenverstand.

Wenn 1300 MotoGP-Teammitglieder bis zu Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta seit bald einem Jahr pausenlos mit Masken im Paddock rumlaufen und sich erfolgreichen Firmenchefs bei einem MotoGP-Wochenende täglich an die Regeln zu halten, sollten das ach den IDM-Beteiligten gelingen.

Zum Wohle der IDM. Damit 2021 auch in Most, in Schleiz, in Assen und auf dem Hockenheimring noch IDM-Veranstaltungen stattfinden können.

Das IDM-Fahrerlager ist sicher nicht der geeignete Platz, um seine Revoluzzer-Gene auszuleben.

Hunderte Personen gehen in der IDM ihrer Leidenschaft nach, Dutzende verdienen damit ihren Lebensunterhalt.

Es wäre schade, wenn die echten IDM-Enthusiasten von ein paar Verschwörungstheoretikern, denen es nicht um den Sport geht, ihres Broterwerbs beraubt würden.

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