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Göttlich: «Jürgen Röder hat uns großartig gefördert»

Von Rudi Hagen
Vizemeister 2023 in der IDM Sidecar (v.l.): Lennard Göttlich, Lucas Krieg und Uwe Neubert

Vizemeister 2023 in der IDM Sidecar (v.l.): Lennard Göttlich, Lucas Krieg und Uwe Neubert

Das Bonovo Action Juniorteam mit Lennard Göttlich und den Beifahrern Lucas Krieg und Uwe Neubert wurde Vizemeister in der IDM Sidecar. Die Sachsen konnten sich der Unterstützung von Team-Chef Jürgen Röder sicher sein.

Das jüngste Team in der IDM und WM Sidecar, Lennard Göttlich und Beifahrer Lucas Krieg, stand nach dem unverschuldeten Crash in Schleiz vor dem Aus. Doch der erfahrene Uwe Neubert sprang für den verletzten Krieg zum Saisonschluss ein. SPEEDWEEK.com sprach mit Göttlich über die Saison 2023 und wie es weitergeht.

Hallo Lennard, herzlichen Glückwunsch zum Vizemeister-Titel in der IDM Sidecar. Beschreibe doch mal in höchstens drei Sätzen dein Gefühl, wenn du die abgelaufene Saison Revue passieren lässt?

Na ja, ich habe eher gemischte Gefühle. Klar ist der Vize-Titel ein Erfolg, wenn jedoch bis zur letzten Veranstaltung noch die theoretische Chance auf den Titel besteht, hat man dann doch noch die Hoffnung auf ein kleines Wunder, wenn Du verstehst, was ich meine, auch wenn der Rückstand mit 23,5 Punkten zu groß war, so realistisch muss man sein. Leider blieb uns aufgrund technischer Probleme zweimal die klare Chance auf einen IDM-Sieg verwehrt, was mich persönlich natürlich sehr stört.

Du hast ja mit Lucas Krieg einen neuen Beifahrer im Boot gehabt. Ihr seid gut miteinander zurecht gekommen so als jüngstes Team in der IDM und in der WM, wo ihr ja auch Punkte sammeln konntet, oder?

Ja, Lucas hat einen brillanten Job gemacht und sich keinen einzigen Fehler erlaubt. Wir passen sowohl auf dem Gespann, als auch abseits der Strecke, menschlich zusammen. Wir ergänzen uns gegenseitig sehr gut. Eigentlich war das gesamte «Team #42» diese Saison sensationell gut. Leider konnten wir uns nicht dafür belohnen.

Wahrscheinlich teilst du eure oder besser deine Saison als vor und nach Schleiz ein. Wie lief es bis Schleiz und was war danach?

Ja, damit hast du auf jeden Fall recht. Wir hatten einen richtig guten Lauf, mit Podestplätzen am Fließband. Leider hat sich nach Schleiz dieser «rote Faden» etwas verloren, und sowohl menschlich von meiner Seite aus hatte ich Schwierigkeiten, als auch technisch, hat uns das Sidecar zum Saison-Endspurt in Assen und Oschersleben etwas im Stich gelassen.

Das Rennen in Assen war entscheidend, oder?

Ja, die Chance auf den IDM-Titel haben wir nicht in Schleiz verloren, sondern durch den Ausfall in Assen. Da sind uns sichere 25 Punkte durch einen technischen Defekt drei Runden vor Schluss in die Quere gekommen. Ich hoffe, dass nächstes Jahr wieder ein Rennen für uns in Schleiz ist, weil wir, auch wenn die Strecke nicht zu meinen Favoriten zählt, noch eine Rechnung in Form von 25 Punkten offen haben. Außerdem haben wir in Schleiz eine tolle Show geboten, auch wenn sich vorher viele über die nur sieben Teams lustig gemacht haben.

Als Uwe Neubert bei dir wieder eingestiegen ist, war das schwierig oder lief es gleich wieder wie geschmiert?

Uwe und ich hatten ja zwei mehr oder weniger erfolgreiche Jahre zusammen, daher haben wir uns schnell zurecht gefunden. Wir mussten am Setup jedoch etwas verändern, um die perfekte Balance im Fahrzeug wieder herzustellen. Dass in Österreich dann so bescheidenes Wetter war, hat das Ganze sehr schwierig gemacht. Ab Assen lief es aber wieder so gut wie sonst auch immer.

Welche Unterstützung hast du nach Schleiz aus deinem Umfeld bekommen?

Nun, erstmal waren wir alle froh, dass es Lucas den Umständen entsprechend schnell wieder gut ging. Ich war auch sehr erleichtert, als ich ihn am Donnerstag nach Schleiz wieder aus dem Krankenhaus mitnehmen konnte. Ich habe die Tage nach Schleiz bei meinem Mechaniker und langjährigen Freund unserer Familie, Hubert Eck, verbracht, um jeden Tag schnell bei Lucas in Hof im Krankenhaus sein zu können.

Du warst zwar körperlich unverletzt, aber wahrscheinlich hatte die Seele gelitten.

Ehrlich gesagt, ich war am Boden zerstört, aber alle in meinem Umfeld haben sich darum bemüht, dass ich nicht das Handtuch werfe. Eine Zeit lang habe ich da ernsthaft drüber nachgedacht, das war alles recht schwierig. Die Zeit mit Lucas im Krankenhaus hat aber auch geholfen. Ich habe da über Vieles mit ihm gesprochen, da sind wir auf andere Gedanken gekommen.

Wart ihr nicht über die Entscheidungen der Rennleitung sauer?

Sicherlich waren alle aufgebracht, zurecht meiner Meinung nach, aber am Ende müssen wir alle gut zusammenarbeiten. Ich habe auch mit vielen Verantwortlichen gesprochen, ihnen meinen Standpunkt erklärt, und da gibt es kein böses Blut.

Ihr seid ja auch in der WM mitgefahren. Welches Gefühl war das für dich? Waren die Leistungsunterschiede zu den Top-Teams spürbar?

Es war natürlich sehr aufregend, gegen viele meiner Kindheits-Idole wie Päivärinta, Reeves und Co. zu fahren. Dadurch, dass die IDM nur noch eine Wertung innerhalb der WM ist, konnten wir uns ein klares Bild von dem ganzen Geschehen innerhalb der WM machen. Klar sind die Top-Teams noch zwei Sekunden weg, aber es waren letztes Jahr um diese Zeit noch fünf oder sechs Sekunden. Also eine tolle Entwicklung unsererseits, was ein fast größerer Erfolg für mich persönlich ist, als die gute Platzierung in der IDM.

Was macht den Unterschied zu denen aus?

Ein wesentlicher Unterschied ist der, dass wir Standard-Motoren fahren. Das heißt, so wie die Motoren aus der Kiste kommen, werden die eingebaut und ohne Prüfstand und so weiter gleich losgefahren. Feintuning gibt es bei uns nicht. Außerdem fahren wir keinen Rennsprit und besitzen auch keine Magnesiumfelgen. In der BSB würden wir also nicht in die WM-Klasse, sondern in die Cup-Klasse mit rein zählen, obwohl wir ein WM-Team sind. Es ist alles eine Frage des Geldes.

Wie geht es in der nächsten Saison weiter? Welche Pläne hast du und dein Team?

Wir werden im WM-Paddock bleiben, soviel ist klar. Denn Normann Broy und sein Team, sowie die Motor-Presse als Promoter machen da einen guten Job und es geht vorwärts mit der Sidecar-WM. Und da sind wir gerne ein Teil von. Die Frage ist jedoch, ob wir die gesamte WM-Saison fahren können oder ob wir uns wieder auf die Läufe mit IDM-Wertung konzentrieren. Das muss noch mit dem Team und den Sponsoren besprochen werden. Noch einmal, es ist alles eine Frage des Geldes. Ich als Fahrer wäre natürlich für die komplette WM. Ich denke, in ein paar Wochen wird da mehr Klarheit herrschen.

Firmiert ihr weiter unter Bonovo Action Juniorteam und wie hat Jürgen Röder euch bisher unterstützt?

Jürgen Röder hat uns großartig gefördert. Seit meinem Umstieg 2021 ist er ein wesentlicher Part unserer tollen Entwicklung. Ohne ihn wäre das auch finanziell alles nicht möglich gewesen. Es ist großartig, von diesem Team unterstützt zu werden. Denn eine Investition in uns ist auch eine Investition in die Zukunft des Seitenwagensports in Deutschland, das hat Jürgen als Sponsor und Sidecar-Fan sehr schnell erkannt und zu schätzen gewusst.

Also wird euch Jürgen Röder auch weiterhin unterstützen?

Ja, er wird uns auch im Jahr 2024 weiterhin unterstützen. Wenn Jürgen mir sein Wort gibt, weiß ich, dass ich da zu 100 Prozent drauf zählen kann. Ob wir weiterhin mit der «Junior-Team»-Bemerkung am Start sein werden, entscheiden wir noch zusammen mit Jürgen. Obwohl die Bezeichnung ja schon fast unser Markenzeichen geworden ist.

Zum Schluss beschreibe doch mal die Saison mit einem Satz.

Wenn ich diese Saison mit einem Satz beschreiben müsste, würde ich sagen, die war lehrreich und wichtig für unsere weitere Entwicklung.

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