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Tragödie Joey den Besten: Er wollte 2018 aufhören

Von Günther Wiesinger
Eigentlich wollte sich Joey den Besten nach der Saison 2018 vom Straßenrennsport zurückziehen. Aber dann einigte er mit dem 1000-ccm-Kawasaki-Team von Max Geenen, der nach dem Tod seines Freundes tief erschüttert ist.

Bei der Nachbetrachtung zu den Ursachen des tödlichen Unfalls des Niederländers Joey den Besten (30) auf dem Strassenkurs von Imatra/Finnland gehen die Wogen hoch. Einige Protagonisten der «International Road Racing Championship» (IRRC), die unter der Schirmherrschaft der nationalen Motorradverbände 2023 bei sechs Events in fünf Ländern ausgetragen wird, würden offenbar lieber schweigend zur Tagesordnung übergehen und die Tragödie als unliebsamen Betriebsunfall totschweigen. Der Kawasaki-Pilot war in der Einführungsrunde wegen Aquaplanings mit ca. 180 km/h gegen einen Lichtmast gekracht und auf der Stelle seinen schweren Verletzungen erlegen.  

In den Postings zu den gestrigen Artikeln beschrieben einige Liebhaber des Straßenrennsports unerträgliche Zustände bei manchen IRRC-Events, die jetzt auch bei Teamchef Max Geenen, dem Freund des verstorbenen Niederländers und als Besitzer der Firma Motorradtechnik Geenen GmbH auch Sponsor des 1000-ccm-Kawasaki-Superbike-Piloten, zur Enttäuschung und Erschütterung beitrugen, die sich zu den Gefühlen der Trauer nach dem Verlust des Kumpels und Topfahrers gesellte.

«Mein Vater ist nach dem Unfall von Joey bei der Rennleitung vorstellig geworden. Die haben ihn sofort reingezogen und ihm mitgeteilt, der Fahrer ist tot. So haben wir es direkt erfahren», schildert Max Geenen (26) im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

«Das Fatale daran ist, dass ich mit Joey vor dem Imatra-Wochenende lange über die Gefahren gesprochen habe. Denn wir sind davor in Horice gefahren, wo wir gegen David Datzer nach einer Runde führen konnten. Es ist dann Marcel Elsner aus Deutschland schwer gestürzt. Man hat befürchtet, er werde sterben. Es kamen Sanitäter, es kam ein Helikopter, jeder wusste, es ist ein schlimmer Unfall passiert, es sah nicht gut aus. Aber der Fahrer kam mit Knochenbrüchen davon. Deshalb bin ich am Sonntag in Imatra zuerst davon ausgegangen, dass bei Joey nichts Schlimmes passiert ist. Denn ich habe keinen Helikopter gehört; ich habe nur den Krankenwagen losfahren gehört. Das hätte auch eine Vorsichtsmaßnahme sein können…»

Übrigens: Der Niederländer bewunderte Loris Capirossi und entschied sich deshalb für die Startnummer 65. Und Joey war auch auf den Rundstrecken zuhause. Er nahm als Teenager am niederländischen Junior-Cup teil und wurde auch zum Selection-Event des Red Bull Rookies-Cups mit einer 125er-KTM eingeladen, aber nicht auserwählt.  

Joey den Besten: Statt Thilo Günther in die 1000-ccm-Klasse

Das Unglück in Finnland ist besonders auch deshalb von tragischer Reichweite, weil Joey den Besten seine IRRC-Karriere eigentlich nach 2018 bereits für beendet erklärt hatte.

«Ja, es gab damals Streit mit seinem Team Performance Racing, weil es manchmal zu Motorschäden kam. Joey war auch damals schon ein Fahrer, der immer klar seine Meinung gesagt hat, oft auch sehr explosiv. Deshalb haben sich Toni Wassink und Joey getrennt», blickt Max Geenen zurück. «Bei uns sollte damals eigentlich Thilo Günther fahren. Aber er zögerte dann, und ich wollte ihn nicht zur Teilnahme an dieser Road Race-Serie zwingen, denn er hatte eine Frau und Kinder. Wir haben uns also einvernehmlich wieder getrennt. Thilo hat dann rumtelefoniert und mir Joey vermittelt, der dadurch von der 600er in die 1000er-Klasse aufgestiegen ist. Wir sind dann ganz spontan nach Cartagena in Spanien zum Testen gefahren und haben unterem anderem mit Alex Rins und Aron Canet zusammen trainiert. Wir waren jedes Jahr ein bis zwei Wochen in Spanien, auch in Almeria. Es gab auch Tests in Deutschland. Wir sind auch an einem Rennen in Hockenheim mitgefahren, um ihm den Unterschied zwischen einem Road-Racing-Motorrad und einem Rundstrecken-Motorrad zu zeigen, weil da zum Beispiel das Fahrwerk ganz anders abgestimmt wird, auch vom Mapping her gibt es Unterschiede. So hat sich diese Zusammenarbeit entwickelt. Wir haben zweieinhalb Jahre sehr intensiv miteinander gearbeitet. In der Zwischenzeit hatte sich auch das Verhältnis zwischen Joey und Performance Racing wieder normalisiert. Sie standen bei jedem Rennen neben uns. Der Teamchef von Performance Racing und Joey kamen wieder sehr gut miteinander aus.»

Es wäre zwar im Sinn von Joey den Besten, wenn Max Geenen sein IRRC-Team weiter betreiben würde. Aber er schließt so ein Szenario aus.

«In dieser Serie fahren wir nicht weiter. Nach der fehlenden Unterstützung, die wir am Sonntag in Imatra erfahren haben, werden wir unser Team dort zurückziehen. Denn dass diese Organisation von Imatra und die Verantwortlichen von IRRC in diesen dramatischen Minuten absolut nichts unternommen und uns einfach stehen lassen haben, das war unerträglich. Es war unfassbar. Unfassbar! Deshalb werde ich nie wieder in dieser Serie etwas an den Start bringen.»

Stand in der IRRC-Superbike-Serie (nach 3 von 6 Events)

1. Lukas Maurer, (CH), Kawasaki, 140 Punkte
2. Patrick Hoff (D), BMW, 92
3. Didier Grams (D), BMW, 87
4. Joey den Besten (NL), Kawasaki, 64
5. Nico Müller (D), BMW, 58
6. Markus Karlsson (S), BMW, 57
7. Vincent Lombois (B), Yamaha, 53
8. Luca Gottardi (I), BMW, 52
9. Johannes Schwimmbeck (D), BMW, 45
10. Laurent Hoffmann (B), 44

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