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Ducati DesertX: Die wildesten Reiseträume werden wahr

Von Rolf Lüthi
Räder in den Offroad-Dimensionen 21 und 18 Zoll, Federwege von 230 und 220 mm: Die Ducati DesertX soll nicht nur so aussehen, sondern im Gelände brillieren – und auch auf der Strasse.

Nach MV Agusta mit den Modellen Lucky Explorer 5.5 und 9.5 stellt nun auch Ducati eine Reise-Enduro vor, deren Design an die Cagiva Elefant angelehnt ist. Cagiva wurde von den Castiglioni-Brüdern gegründet, die später die Marke MV Agusta wieder auferstehen liessen. Andrerseits wurden alle Cagiva Elefant angetrieben von Ducati-Motoren. Welche der beiden Marken nun die grössere Legitimation vorweisen kann, das Design der Elefanten von Cagiva wieder aufleben zu lassen, darüber liesse sich an realen und elektronischen Motorrad-Stammtischen trefflich streiten.

Die neue DesertX kündigt Ducati als ein Motorrad mit einer starken Offroad-Orientierung an, mit dem Ducati über die bisherigen Grenzen hinausgeht. Wüstendünen, schmale Offroad-Pfade, Schotterstraßen und bergige Serpentinen: Mit der DesertX sollen Reiseträume keine Grenzen mehr kennen.

Das Chassis besteht aus einem neuen Gitterrohrrahmen aus Stahl. Das Vorderrad wird von einer Kayaba Upside-Down-Gabel mit 46 mm Durchmesser und 230 mm Federweg geführt. Das Zentralfederbein von Kayaba ermöglicht zusammen mit der Aluminiumschwinge einen Federweg von 220 mm. Sowohl die Gabel als auch das Federbein sind in Druckstufe, Zugstufe und Vorspannung einstellbar. Dazu verfügt die DesertX über eine großzügige Bodenfreiheit von 250 mm.

Bemerkenswert ist, dass die DesertX mit einer für eine Ducati noch nie dagewesenen Reifengröße ausgestattet ist: 21 Zoll vorne und 18 Zoll hinten. Bei der Erstausrüstung kommen Pirelli Scorpion Rally STR Reifen, 90/90-21 vorn und 150/70 R18 hinten, zum Einsatz. Die DesertX wird auch für die Montage von spezifischen Offroad- und Onroad-Reifen homologiert sein.

Wie bei Ducati üblich ist auch die Bremsanlage mit einem Kurven-ABS ausgerüstet. Vorne kommen Brembo M50 Monoblock-Radialbremssättel mit vier Kolben von 30 mm Durchmesser und zwei 320 mm große Bremsscheiben mit einem Innenring aus Aluminium zum Einsatz. Bedient wird die vordere Bremse über eine axiale Bremspumpe mit verstellbarem Hebel. Das Hinterrad wird durch eine einzelne Scheibe mit 265 mm Durchmesser in Kombination mit einem Brembo Zweikolben-Schwimmsattel verzögert. Bei der Abstimmung der Bremsleistung verfolgten die Ingenieure das Ziel, auf rutschigem Untergrund eine gute Dosierbarkeit zu erreichen. Gleichzeitig kann die Bremsanlage beim Einsatz auf der Straße kräftig zupacken.

Eingebaut ist der flüssigkeitsgekühlte Testastretta 11° Motor mit 937 ccm und desmodromischer Ventilsteuerung, der 110 PS bei 9250/min und 92 Nm bei 6500/min unter Einhaltung der Euro-5-Norm liefert. Beim Motor sind alle Verbesserungen verbaut, die bereits bei der Monster und der Multistrada V2 zu finden sind, so die leichte und kompakte Kupplung mit acht Scheiben und das Getriebe, das mit einer gelagerten Schaltwalze ausgestattet ist, um die Reibung zu verringern und die Präzision und Leichtgängigkeit beim Schalten zu verbessern. Dies trägt auch zu einer Reduzierung des Gesamtgewichts des Motors um 1,7 kg im Vergleich zur Vorgängerversion bei.

Der Testastretta 11° wurde speziell optimiert, um die bestmögliche Performance im Gelände und bei allen anderen Einsätzen zu bieten. Das Getriebe verfügt über eine andere Übersetzung als das der Multistrada V2. Bis zum fünften Gang sind die einzelnen Fahrstufen kürzer übersetzt, um ein optimales Fahrverhalten im Gelände zu ermöglichen. Vor allem der erste und zweite Gang sind deutlich kürzer, um das Fahren bei niedrigen Geschwindigkeiten in schwierigen Offroad-Passagen zu erleichtern. Der sechste Gang ist länger übersetzt, um auf der Autobahn das Drehzahlniveau zu senken.

Die Ergonomie der DesertX wurde in langen und anspruchsvollen Testfahrten im Gelände und auf Asphalt entwickelt. Das Dreieck aus Sitz, Fußraste und Lenker ermöglicht das Fahren im Stehen, bietet aber auch beim Einsatz auf der Straße ein komfortables Fahrerlebnis. Die Sitzhöhe beträgt 875 mm. Die Kombination aus einem besonders schmalen Innenbeinbogen und dem sofortigen Einfedern beim Aufsetzen ermöglicht einen guten Bodenkontakt. Die Sitzhöhe kann durch einen niedrigeren Sitz (als Zubehör erhältlich) noch weiter reduziert werden. Mit einem Tieferlegungskit kann die Sitzhöhe weiter abgesenkt werden.

Der Tank fasst 21 Liter, was schon mal eine stattliche Reichweite ermöglicht. Optional kann im hinteren Bereich ein Zusatztank von acht Litern montiert werden. Der Kraftstofftransfer vom hinteren zum vorderen Tank kann bequem über das Display aktiviert werden, sobald der Kraftstoffstand im Haupttank unter ein bestimmtes Niveau fällt. Die Koffern und das Topcase aus Alublech fassen zusammen knapp 120 Liter. Die Optimierung aller Komponenten führt zu einem Motorrad mit 202 kg Trockengewicht.

Die DesertX verfügt über sechs Riding Modes, die in Kombination mit vier Power Modes (Full, High, Medium, Low) die Leistung und das Ansprechverhalten des Testastretta Motors verändern. Zusätzlich zu den von anderen Modellen bekannten Riding Modes Sport, Touring, Urban und Wet führt Ducati in der DesertX die Modi Enduro und Rallye ein.

In die Assistenzelektronik integriert ist ein Bosch IMU (Inertial Measurement Unit oder Sechsachsen-Gyrosensor). Abhängig von der Bewegung des Motorrads wird so sie Engine Brake Control (EBC), die Ducati Traction Control (DTC), die Ducati Wheelie Control (DWC), und das Kurven-ABS geregelt. Ebenso gibt es einen Quickshifter Up & Down.

Der Enduro-Modus ermöglicht dank reduzierter Leistung und angepasster Assistenzelektronik, unbefestigte Straßen mit größerer Sicherheit zu bewältigen. Zudem erleichtert dieser Riding Mode weniger erfahrenen Fahrern die Abstecher ins Gelände. Der Riding Mode Rallye ist mit voller Motorleistung und reduzierter Assistenzelektronik für erfahrenere Fahrer gedacht, welche sie volle Offroad-Performance aus der DesertX herausholen wollen. Das Kurven-ABS kann in drei Stufen eingestellt werden, wobei die eine nur am Vorderrad regelt. In den Gelände-Modi (Enduro und Rallye) kann das Kurven-ABS auch deaktiviert werden.

Das Display der DesertX ist vertikal ausgerichtet und so positioniert, dass es auch beim Fahren im Stehen zu sehen ist. Es verfügt über ein hochauflösendes fünf Zoll großes TFT-Farbdisplay mit den Anzeigemöglichkeiten Standard und Rallye. Im Anzeigemodus Rallye verfügt der Fahrer über einen Tripmaster.

Die Instrumente sind für die Verwendung des Ducati Multimedia Systems vorbereitet, mit dem der Fahrer sein Handy verbinden kann und somit neue Funktionen wie Musik und eingehende/ausgehende Anrufe oder optional die Turn-by-Turn-Navigation bedienen kann. Die Informationen zu diesen Features werden direkt auf dem Display angezeigt.

Die Beleuchtung basiert vollständig auf LED-Technik. Das Rücklicht ist mit dem Ducati Brake Light System ausgestattet. Bei einer plötzlichen Bremsung blinkt das Bremslicht, um die nachfolgenden Fahrzeuge zu warnen.

In der Sparte der Reise-Enduros werden die grössten Zubehörprogramme angeboten. Ducati bietet für die DesertX Rallye-Sitz, Zusatztank, Aluminium-Seitenkoffer und -Topcase, Zusatzscheinwerfer, Hauptständer und Heizgriffen. Ein zugelassener Auspuff von Termignoni, der auch in der Racing-Variante angeboten wird, steigert dank des speziellen Mappings die Leistungs- und Drehmomentwerte um 7 %.

Das Ducati Centro Stile hat eine eigene Kollektion namens 21/18 entworfen, welche die Lackierung des Motorrads aufgreift und benannt ist nach den Radgrößen der DesertX. Die funktionale Kombi besteht aus Jacke, Hose und Helm und wird in einer limitierten Auflage erhältlich sein. Teil dieser exklusiven Kollektion ist eine Reihe von Lifestyle-Bekleidung, die speziell für dieses Modell entworfen wurde und aus einem Sweatshirt, zwei T-Shirts und einer Mütze besteht.

Die DesertX wird ab Mai 2022 bei den Ducati-Händlern erhältlich sein, in Deutschland ab 15.990 Euro, in der Schweiz ab 16.890 Franken. Die Motorräder werden auch in einer leistungsreduzierten Version für die Führerscheinklasse A2 angeboten

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