Entscheidung von Weltmeister Erik Riss akzeptieren
Erik Riss konzentriert sich vor den Rennen mit Musik
Erik Riss, gerade mal 21 Jahre alt und in diesen jungen Jahren schon zweifacher Langbahn-Weltmeister, ein deutscher Hoffnungsträger für die immer kleiner werdende Langbahngemeinde, der lässt jetzt alle im Stich und fährt vermutlich vorerst nur noch Speedway?
Das geht doch gar nicht, meinten viele und ein Shitstorm brach in den gängigen Internetforen über den schnellen Schwaben herein. Aber es gab auch verständnisvolle Reaktionen auf die Entscheidung von Erik Riss.
Was ist eigentlich geschehen? Erik Riss hat für sich entschieden, 2017 keine Langbahnrennen zu fahren und nach seinen Worten in Zukunft das zu tun, was seinen persönlichen Wünschen entspricht und sein Inneres mit Freude erfüllt. Weiter wollte er zu dem Thema nicht Stellung nehmen.
Das muss man akzeptieren. Ein junger Mann stellt hier gerade die Weichen für seine Zukunft. Er hat trotz seiner Erfolge auf der Langbahn festgestellt, dass er dabei kein Gefühl von innerem Glück verspürt hat, dass die Langbahn nicht seinem persönlichen Verlangen entspricht. Schon gleich nach dem Gewinn seines zweiten WM-Titels, im September vergangenen Jahres, hatte er SPEEDWEEK.com gegenüber erklärt, erst im Winter darüber zu entscheiden, ob er seinen Titel verteidigen wolle.
Erik Riss hat in seinem Facebook-Post und auch uns gegenüber nicht explizit gesagt, dass er nun seine Speedwaykarriere forcieren wolle, aber das können wir durchaus mal annehmen. Was soll daran schlecht sein? Er sagt von sich selbst, dass er ein guter Speedwayfahrer sei, dass er technisch gut sei, aber dass er auch noch viel lernen müsse – im Speedway.
Darum: Wer im Speedway etwas werden und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten will, der muss fahren, fahren, fahren und zwar Speedway. Natürlich ist auch für Erik Riss die britische Premier League oder die deutsche Bundesliga nicht das Ende der Fahnenstange seiner Träume und sicher wird er sich erhoffen, eines Tages Teil der Speedway-GP-Szene zu sein. Dazu muss er aber in diesem Sektor des Bahnsports seine Prioritäten setzen. Vielleicht auch nur vorerst.
Bei Erik Riss haben wir es mit keinem selbstverliebten Spinner zu tun, einem, der seine Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht richtig einschätzen kann. Der Seibranzer, der nach außen vielleicht manchmal etwas cool und unnahbar wirkt, ist auch ein Feingeist, ein belesener Denker mit guter Schulbildung, einer, der erst nachdenkt und sich und seine Familie, vor allem seinen Bruder Mark fragt, was am besten zu tun sei. Und er ist ein sehr guter Racer, vor allem auf der Langbahn.
Fest steht, dass die Langbahn-Weltmeisterschaft im Grand-Prix-Format nicht attraktiv genug für die Elite der Speedway-Profis ist. Einmal sind es hier die Terminüberschneidungen, dann die Reisen in kürzester Zeit zum Teil über Tausende von Kilometern hinweg und vor allem die fehlenden finanziellen Anreize. Am Ende halten sich Kosten und Gewinn im besten Fall die Waage und auch dann nur, wenn der Fahrer sehr gut ist und vorne mitfährt.
So wie die Verantwortlichen der FIM in den vergangenen Jahren die Langbahn-WM organisiert haben, darf man sich nicht wundern, wenn es mit diesem Format nicht weitergeht. Von Vermarktung der WM nach wie vor keine Spur.
So ist es vor allem nicht gelungen einen Fernsehsender zu finden, der die Läufe zeigt und sei es nur in Ausschnitten. Damit fehlt auf Dauer das nötige Geld, denn Sponsoren sind bei mangelnder Resonanz in der Öffentlichkeit bekanntlich rar gesät.
Und die Regel, nur mit fünf Fahrern pro Lauf zu fahren, ist ein echter Witz und an Dummheit kaum zu überbieten, denn dadurch fehlt es oft an der nötigen Spannung.
Frage zum Schluss: Warum kehrt man bei der WM eigentlich nicht zum Ein-Tages-Finale zurück? Auch einige Top-Speedwayfahrer wären dann sicherlich gerne dabei.