Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Martin Smolinski: «Am liebsten alles hinschmeissen»

Von Ivo Schützbach
Martin Smolinski wehrt sich gegen unfähige Funktionäre

Martin Smolinski wehrt sich gegen unfähige Funktionäre

Nach dem Langbahn-GP in Forus ist Martin Smolinski der Kragen geplatzt. Schmeißt der Vizeweltmeister wegen der Unfähigkeit der Funktionäre alles hin?

Sportlich lief es für Martin Smolinski bei den ersten beiden Langbahn-Grands-Prix 2013 in Forssa/FIN und Forus/N nur mäßig erfolgreich: Wegen Ausfällen liegt der Olchinger in der WM-Wertung derzeit auf Rang 5, zum zweiten Platz von Jörg Tebbe, dem besten Deutschen, fehlen aber nur zehn Punkte.

Trotz vollmundiger Versprechen des Motorrad-Weltverbandes FIM, dass der Langbahn-GP zukünftig professioneller gestaltet werden soll, sind kaum Anzeichen dafür vorhanden. Nach dem Forus-GP hatte Vizeweltmeister Martin Smolinski die Schnauze voll.

Als Mörder betitelt

«Ich habe nichts mehr zu verlieren», sagte der 28-Jährige zu SPEEDWEEK.com. «Ich habe diese Woche überlegt, ob ich alles an den Nagel hänge. Mit der derzeitigen Situation, was da alles abgeht, warum tue ich mir den Stress an? Die Speiser-Mama steht draußen als ich fahre und betitelt mich lautstark und vor versammelter Mannschaft als Mörder, weil ich mit Richi im Zweikampf war. Ein Fahrer ist für seine Mechaniker verantwortlich. Bei Punktgleichheit nach den Halbfinales zählt die Majorität der besseren Plätze in den Vorläufen – für was gibt es dann ein Semifinale?»

«Es gibt neue Auspuffanlagen», fährt Smolinski fort. «Die müssen wir vor der Veranstaltung abbauen, die werden kontrolliert, damit ja kein Loch im Prallblech ist. Ich habe in einem Lauf in Forssa Speiser in der zweiten Runde überholt. Auf einmal überholt er mich wieder Ende der Geraden, ich dachte mir, das kann nicht wahr sein. Ich war Ende der Geraden schneller als Speiser, mir war klar, dass da etwas nicht stimmt. Als ich nach dem Lauf von der Bahn fuhr, kam schon Kylmäkorpi auf mich zu und sagte mir, dass er grade beim Renndirektor und beim Abnahmekommissar war, weil Speisers Auspuff kaputt ist, sein Krümmer ist gerissen. Das interessierte keinen! Für was gibt es eine Abnahme? Für was gibt es einen Abnahmekommissar? Für was gibt es einen Renndirektor? Für was gibt es einen Schiedsrichter? Es macht doch eh jeder, was er will. Für was haben wir eine neue Auspuffanlage? Das war genau der Punkt, der mir ins Finale gefehlt hat. Speiser hat sogar auf seiner eigenen Homepage geschrieben, dass sein Auspuff gerissen ist. Warum wurde er dann nicht disqualifiziert?»

Smolinski: «Ich nehme kein Blatt vor den Mund»

«Was soll ich denn noch machen? Das ist meine Existenz, da geht’s um eine WM», weiß der Publikumsliebling. «Ich nehme kein Blatt mehr vor den Mund. Ich habe keine Lust mehr. Was soll mir denn passieren? Will mich die FIM sperren? Wegen was? Weil ich den Mund aufgemacht habe? Haha. Ich bin ja schon freundlich geworden, aber was bringt’s mir? Was will ich noch auf der Langbahn? Ich bin kurz davor dass ich sage, Leute, ich bleibe daheim. Ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich nur noch das mache, was mir Spaß macht und wo ich Geld verdiene. Und wenn ich morgen aufhöre, ist es mir auch egal. Ich stehe mit dem Rücken zur Wand.»

«Die ganze Europameisterschaft auf der Grasbahn, der ganze Scheiß, was soll das noch? In meiner derzeitigen Situation denke ich wirklich darüber nach, ob ich absage. Finanziell zahle ich drauf, das hat wenig Sinn. Das Finale ist in Bielefeld, das wäre gut. Aber was bringt es mir?»

«Am Samstag treffe ich in Lonigo CCP-Präsident Castagna. Ich werde ihn fragen, was er mit der Langbahn-WM will. Ich werde ihm offiziell einen Protest überreichen, dass die Langbahn-WM wegen Unprofessionalität für die FIM nicht tragbar ist. Mein Vorteil ist, dass ich eine riesen Fanschar habe. Viele hassen mich, aber viele lieben mich auch. Und diese Leute können ganz viel ausrichten. Ich habe einige Leute, die zu hundert Prozent hinter mir stehen. Wenn die nicht da wären, hätte ich eh schon lange eingepackt.»

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