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MotoE-WM: Endlich keine Diesel-Generatoren mehr

Von Günther Wiesinger
Vier Jahre hat es gedauert, bis die Diesel-Generatoren bei der angeblich emissionsfreien MotoE-Rennserie entsorgt wurden. Inzwischen kommt sogar etwas Solarstrom zum Einsatz.

Vor dem Beginn der MotoE-Weltcup-Saison 2022 tischten die Macher dieser Elektro-Rennserie mit den Energica-Corse-Einheitsmotorrädern zum weiderholten Male Märchen zum Thema Nachhaltigkeit auf. Unter anderen wurde behauptet, schon beim Saisonstart in Jerez würden immerhin fünf der 18 Maschinen mit erneuerbarer Energie aufgeladen – mit Solarstrom. Solche Geschichten wurden bereits in der ersten MotoE-Saison 2019 verzapfte, aber sie stimmten damals genau so wenig wie im Vorjahr.

Und wir wissen ja: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Deshalb schaute sich SPEEDWEEK.com 2022 in Jerez aufmerksam um und entdeckte keine erneuerbare Energie als Stromquelle für die MotoE-Bikes. Sondern auch im vierten Jahr wurde fossile Energie zum Laden der ca. 100 kg schweren Batterien verwendet – es kamen weiter die Diesel-betriebenen Generatoren von Pramac zum Einsatz.

Und es wurde vor einem Jahr behauptet, es dauere angeblich nur noch 30 Minuten, um eine 100 kg schwere Batterie für die insgesamt 250 kg schweren E-Bikes zu laden. Die Teams hatten freilich dazu keine genauen Informationen, sie wurden von Sponsor Enel als Betriebsgeheimnis gehütet.

2023 wurde die MotoE-Serie erstmals als Weltmeisterschaft ausgeschrieben, auch wenn sich alle Wettbewerbe in Europa abspielen und nach der Absage von Kasachstan noch zwölf Rennen im Kalender blieben.

Was die Teams und Fahrer am meisten freut: 2023 werden die Elektro-Bikes des Typs V21L erstmals bei Ducati Corse erzeugt, die Konstruktion wirkt tief durchdacht und fühlt sich viel eher wie ein Rennmotorrad an, sind die sich Piloten einig. Das Motorrad wiegt jetzt 225 kg, die Batterie ist 110 kg schwer. Die klobige Energica brachte vier Jahre lang ca. 260 kg auf die Waage. 

Und allmählich hat Serien-Sponsor Enel auch das «Greenwashing» beendet und die Diesel-Generatoren aus den Ladestationen verbannt. Das neue mobile MotoE-Boxengebäude wird einfach aus den Steckdosen der Rennstrecke mit Strom versorgt. Ob dieser Strom durch Atomenergie, Wasserkraft, Solar- oder Windanlagen zustande kommt, weiß niemand.

Serien-Manager Nicolas Goubert erklärte beim ersten MotoE-Test mit Ducati im März in Jerez, während der Rennsaison werde mit der neuen Boxenstruktur Solarenergie genutzt. Der Franzose zeigt gerne jedem Kritiker, dass bei den Ladestationen 2023 keine Diesel-Generatoren mehr zum Einsatz kommen. 

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta hat das eigentlich schon ein Jahr vor der Einführung der MotoE-Rennserie kategorisch verlangt! 

Das französische Tech3-Team setzt in der MotoE-WM den Italiener Alessandro Zacchone und den Japaner Hikari Okubo ein. Teambesitzer Hervé Poncharal und Teammanager Nicolas Goyon haben inzwischen dankbar festgestellt, dass bei der Verwendung von erneuerbarer Energie zumindest erste Fortschritte erzielt wurden. Denn die Generatoren sind definitiv aus den MotoE-Boxen verschwunden.

«Jedes Team hat jetzt ein Quick-Charge-System pro Fahrer», schildert Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Bereits an den zwei Tagen vor dem ersten Training am Freitag werden alle Schnelllade-Systeme mit dem Strom von der Rennstrecke geladen. Die Kilowatt-Kapazitäten im Paddock reichen dafür locker aus.  Sobald dein Quick-Charger vollgeladen ist, hat er genug Kapazität, um die Ducati-Batterie zweieinhalb Mal zu laden. Du kannst also den ganzen Freitag bestreiten. Nach dem ersten Tag werden die Quick-Charger neuerlich geladen für den Samstag mit den zwei Rennen. Parallel dazu haben sie neue Solar-Panels, die an einem Wochenende Strom für vier bis sechs Motorräder erzeugen; das hängt von der Anzahl der Sonnenstunden ab.»

Was die Ladedauer durch die Quick-Charger betrifft, so sind widersprüchliche Aussagen zu hören. Laut Ducati seien die Batterien nach 45 Minuten zu 80 Prozent geladen. Ein Mechaniker meinte, das Laden dauere eher 60 Minuten.
Inzwischen räumen die MotoE-Verantwortlichen auch ein, dass die Pressemitteilung vom Ende April 2022 ein Schwindel war, wonach fünf Bikes mit Solarstrom geladen würden!

«Die Solar-Panels wurden 2022 nicht an die Rennstrecken gebracht, weil der Transport, der Aufbau und die Installation zu aufwändig und zu mühselig war», wird heute eingeräumt.

Bei einem Fragespiel bei der Jerez-Donnerstag-Pressekonferenz 2022 wurden die MotoGP-Asse aber noch gefragt: Wie viele MotoE-Bikes werden pro Wochenende mit Solarstrom betrieben? Die richtige Antwort sollte «fünf» lauten. Es handelte sich zum wiederholten Mal um einen peinlichen Etikettenschwindel.

«Auf jeden Fall laden die Akkus heute viel schneller als im Vorjahr», versichert Jürgen Lingg, Teammanager des Dynavolt-Teams mit Randy Krummenacher (der Schweizer liegt auf dem 4. WM-Rang) und Hector Garzo.

Ergebnis MotoE-WM, 2. Rennen in Le Mans (13. Mai):

1. Matteo Ferrari (I), 8 Rdn in 13:28,079 min
2. Jordi Torres (E), + 0,712 sec
3. Hector Garzo (F), + 1,693
4. Mattia Casadei (I), +3,145
5. Nicholas Spinelli (I), +3,781
6. Andrea Mantovani (I), + 6,052
7. Randy Krummenacher (CH), + 6,555
8. Kevin Zannoni (I), + 7,715
9. Andrea Zaccone, (I), + 10,143
10. Hikari Okubo (J), + 13,561
11. Alessio Finello, + 13,622
12. Miguel Pons (E), + 16,803
13. Luca Salvadori (I), + 17,771
14. Mika Perez (E), + 18,908
15. Maria Herrera (E), + 21,219

Ergebnis MotoE-WM, Rennen 1 in Le Mans (13. Mai):

1. Jordi Torres (E), 8 Rdn in 13:29,947 min
2. Hector Garzo (F), + 0,092 sec
3. Randy Krummenacher (CH), + 7,539 sec
4. Kevin Zannoni (I), + 7,827
5. Hikari Okubo (J), + 9,138
6. Tito Rabat E), + 10,933
7. Kevin Manfredi (I), + 11,198
8. Andrea Zaccone, (I), + 12,488
9. Alessio Finello, + 14,578
10. Luca Salvadori (I), + 14,818
11. Mika Perez (E), + 18,177
12. Maria Herrera (E), + 24,739  

WM-Stand nach 2 von 16 Rennen:

1. Torres, 45 Punkte. 2. Garzo 36. 3. Ferrari 25. 4. Krummenacher 25. 5. Zannoni 21. 6. Okubo 17. 7. Zaccone 15. 8. Casadei 13.

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