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Argentinien-GP: Hohe Kosten, Skepsis bei den Teams

Kolumne von Günther Wiesinger
Der Argentinien-GP am 27. April in der verlassenen Gegend von Las Termas stösst beim GP-Tross auf Widerstand. Die Teams erwartet eine Reise ins Ungewisse.

Der Argentinien-GP auf dem Circuito Termas de Rio Hondo bei Santiago del Estero macht vielen Teams Kopfzerbrechen – wegen der hohen Kosten.

Die von der Dorna organisierten Direktflüge vom internationalen Flughafen in Buenos Aires zum Aeroport Las Termas (500 Meter neben der Rennstrecke) kosten 700 Euro. Wer einen Linienflug nach Tucumán nimmt, kann zwar 300 Euro sparen, muss aber in Buenos Aires mühsam zum nationalen Airport wechseln und nachher von Tucumán auf schrecklich verwahrlosten Strassen eineinhalb Stunden nach Las Termas tuckern.

Leihautos in Las Termas kosten 1000 Euro für vier Tage, fünfmal so viel wie anderswo. Jeder abgetakelte 3-Stern-Schuppen verlangt 250 Euro pro Person und Nacht.

Kein Wunder, wenn die GP-Teams mit möglichst geringer personeller Besetzung nach Argentinien reisen, auch viele Berichterstatter bleiben daheim.

Dabei wird die Strecke als attraktiv beschrieben, Stefan Bradl, Cal Crutchlow und Alvaro Bautista wie Nico Terol und Tito Rabat haben bereits im Juli 2013 dort getestet.

Am 27. April 2014 wird erstmals seit 1999 (in Buenos Aires) ein Motorrad-GP in Argentinien stattfinden. Mitte Juni 2013 wurde die Piste mit einem Lauf zur argentinischen Motorrad-Meisterschaft eingeweiht. Der benachbarte Flughafen Las Termas wird momentan nur von Privatmaschinen angeflogen. Der nächste grössere Flughafen liegt in Santiago del Estero, 70 km von der Piste entfernt; der Flug von Buenos Aires dorthin mit Aerolineas Argentinas dauert 1 Stunde 45 Minuten. Die Fahrstrecke von Buenos Aires zur GP-Piste beträgt 1150 km und dauert mindstens zwölf Stunden.

Nach einer Inspektion durch Franco Uncini (FIM Grand-Prix-Sicherheitsbeauftragter und 500-ccm-Weltmeister von 1982), Javier Alonso (Geschäftsführer Event-Bereich, Dorna Sports), Arturo Scalise (Präsident CAMOD, argentinische Motorrad-Föderation) und Orlando Terranova (CEO der Grupo OSD, die den argentinischen WM-Lauf organisiert), bekam die Anlage «Circuito Termas de Rio Hondo» das offizielle GP-Gütesiegel verliehen.

«Die Strecke ist schön und die Sicherheitsstandards sind sehr hoch», erklärte Uncini. «Wir sind von der Qualität der geleisteten Arbeit sehr beeindruckt.»

Das ganze Rennstreckenareal liegt an einem See und erstreckt sich über 150 Hektar. Für die Büros, der Kontrollturm, das Media Centre und die technische Abnahme sind bisher nur 1000 Quadratmeter verplant worden. Diese Gebäude sind bereits fertig. Das Fahrerlager samt Servicegebäude misst rund 33.000 Quadratmeter.

Der «Circuito Termas de Rio Honda» liegt nur 6 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Er kann für unterschiedliche Motorsportkategorien genutzt werden und ist mit 4400 Metern Länge eine der größten des Landes; es existiert auch eine Kurzanbindung von 1350 Metern Länge. Die Rennstrecke bietet Platz für mehr als 60.000 Zuschauer und verfügt über Parkplätze für 25.000 Autos.

Argentinien war letztmals im Jahr 1999 Gastgeber einer MotoGP-Veranstaltung. Damals fand das Rennen im «Autodromo Oscar Alfredo Galvez in Buenos Aires» statt.

Die hohen Kosten in Argentinien haben mit der enormen Inflation zu tun. Nach offiziellen Angaben liegt sie bei zehn Prozent im Jahr, unabhängige Experten rechnen aber für 2014 mit 40 Prozent.

Kostete ein Becher Joghurt im Dezember 2013 noch 1,99 Pesos (0,18 Euro), so muss dafür inzwischen ein Betrag von 7,47 Pesos (0,68 Euro) bezahlt werden. Kein Wunder, wenn alle Erwerbstätigen ihr Geld so rasch als möglich in US-Dollar wechseln, notfalls auch zu exorbitant hohen Schwarzmarkt-Umrechnungskursen.

Argentinien hat 2002 schon einmal einen Staatsbankrott hingelegt – und steuert jetzt auf den nächsten zu. Streiks, Plünderungen, Proteste und Strassenblockaden sind an der Tagesordnung.

Eigentlich hätte der Motorrad-GP bereits 2013 stattfinden sollen. Aber 2012 hat Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner den von Repsol gekauften argentinischen Ölkonzern YPF wieder zwangsverstaatlicht, was Argentinien eine EU-Klage vor der Welthandelsorganisation wegen Protektionismus einbrachte. Es war eine schlichte Enteignung, was zu zwischenstaatlichen Spannungen mit Spanien führte.

Der Motorrad-GP soll Devisen ins Land bringen. Die Region um Las Termas ist eine Thermengegend, die durch den MotoGP-Event weltweit populär gemacht werden soll.

Aber dieser exotische WM-Lauf könnte genau so schnell wieder vom Kalender verschwinden wie einst Welkom/Südafrika, Istanbul/Türkei und Shanghai/China. «Lieber fahren wir fünfmal in Spanien», lautet bisher der Tenor der Teams.

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