Luca Boscoscuro: Keine Konkurrenz schlecht für Kalex

Von Sharleena Wirsing
Simone Corsi preschte bei seinem ersten Moto2-Rennen für Speed Up in Katar auf das Podest. Im Interview mit SPEEDWEEK.com sprach Teambesitzer Luca Boscoscuro über seine Pläne mit Speed Up.

Speed Up-Chef Luca Boscoscuro hatte seinen Moto2-Rennstall für 2013 stillgelegt und seine zwei Plätze dem Forward-Team zur Verfügung gestellt, das so mit Simone Corsi, Mattia Pasini, Alex De Angelis und Ricky Cardus antreten konnte. Damals belieferte er neben Forward auch QMMF und AGR. Es waren also acht Fahrer auf Speed Up-Maschinen unterwegs.

Seit 2014 führt Ex-Rennfahrer Boscoscuro wieder sein eigenes Team. In den letzten beiden Jahren trat der Brite Sam Lowes für den Italiener an. Sie feierten einen Sieg, vier weitere Podestplätze und den vierten Gesamtrang. 2016 verließ Lowes das Team, nachdem er von Aprilia zunächst für die MotoGP-Klasse engagiert wurde, dann aber Stefan Bradl weichen musste und nun noch eine Moto2-Saison im Gresini-Team bestreitet, bevor er 2017 in das Aprilia-Werksteam kommt. Speed Up verpflichtete daraufhin den 28-jährigen Italiener Simone Corsi.

Nach drei Jahren im Forward-Team und den WM-Rängen 11, 7 und 12 wurde es für Corsi nun Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Bei seinem ersten Renneinsatz für das Speed Up-Team glänzte er mit Platz 3 in Katar.

Neben Corsi sind 2016 auch die QMMF-Piloten Xavier Simeon und Julián Simón auf Speed Up-Bikes unterwegs. Sie kamen in Katar nicht ins Ziel. Die drei Speed Up-Maschinen, zwei Tech3-Bikes (Isaac Viñales und Xavi Vierge) und eine Suter (Efren Vazquez) treten 2016 gegen die Kalex-Armada mit 24 Fahrern an.

Luca, wie sehen 2016 deine Erwartungen an die Speed Up-Fahrer aus?

Ich hoffe, dass sie sich möglichst gut schlagen. Sie sind sehr talentiert, daher hoffe ich, dass sie auch ihre große Erfahrung nutzen können, um gute Resultate für uns einzufahren. Das ist alles. Simone arbeitet schon zum dritten Mal mit mir zusammen, denn das erste Mal war 2006 in der 125-ccm-Klasse, als ich Gilera-Teammanager war. Danach arbeiteten wir mit ihm und mit dem Forward-Team zusammen. In diesem Jahr waren sie vier Fahrer im Team. 2016 ist aber das erste Jahr, in dem er wirklich zu hundert Prozent mein Fahrer ist. Darüber bin ich sehr froh. Ich glaube sehr an die drei Speed Up-Fahrer, sie haben großes Potential. Wir müssen nun nur gut zusammenarbeiten, um gute Resultate folgen zu lassen.

Welche Resultate erwartest du von den Fahrern im Verlauf der Saison 2016?

Ich denke, sie haben alle die Möglichkeit, es unter die Top-5 zu schaffen. Es hängt davon ab, wie sich die Situation über die Saison hinweg entwickelt, dann sind auch einige Podestplätze möglich. Sie haben die Pace, das sind unsere Ziele für die Saison 2016.

Können die drei Speed Up-Fahrer im Kampf gegen die Kalex-Armada bestehen?

Alle Fahrer denken, dass sie mit einer Kalex automatisch gewinnen, doch ich sehe viele Kalex-Piloten, die es nicht einmal in die Top-15 schaffen. Ich weiß nicht genau, wie stark die Pakete einzuschätzen sind. Nachdem Simone 2013 zu mir kam, wechselte er im darauffolgenden Jahr auf Kalex. Doch seine Resultate waren nicht anders, vielleicht sogar schlechter. Im letzten Jahr traten wir mit Sam Lowes an, in diesem Jahr kann er vielleicht den Titel gewinnen. Auch er ist sehr talentiert, bei uns fehlte ihm noch die Erfahrung, er stürzte oft. Es ist für uns in der Moto2-Weltmeisterschaft natürlich nicht so einfach.

Warum konnte Sam im letzten Jahr nicht um den Titel kämpfen? Der Speed war da, aber es fehlte an Konstanz.

Richtig, wir müssen abwarten, ob er sie in diesem Jahr findet. Nun hat er ein Jahr mehr Erfahrung. Aber ich will nicht über meinen Fahrer aus dem letzten Jahr urteilen. Bevor er zu mir kam, wollte ihn kein Team in diese Meisterschaft holen, denn in der Supersport-WM ist der Wettbewerb zu gering. Das sah man am Sieg von Randy Krummenacher. Sam hat das Talent, er braucht nur auch die Erfahrung. Das ist für mich aber normal. Fahrer wie Márquez gewannen auf Suter auch Rennen und einen Titel. Nun will niemand mehr Suter fahren. Auch Aegerter war auf der Suter schneller als auf Kalex. Die Frage ist warum. Lüthi zeigte 2015 ebenfalls keine bessere Leistung als auf Suter zuvor. Es geht nur um die mentale Einstellung der Fahrer.

Sam Lowes hatte vielleicht nicht genug Erfahrung, aber Lüthi ist beispielsweise sehr erfahren. Auch er konnte bisher nicht die nötige Konstanz für den Moto2-Titel aufbringen. Warum?

Die Moto2-Klasse ist sehr kompliziert. Eine Sekunde entscheidet darüber, ob man Erster oder 20. ist. Man muss mental perfekt vorbereitet sein, während auch das Team seine Arbeit zu hundert Prozent erledigen muss, um zu siegen. Nur das macht in dieser Klasse den Unterschied.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft von Speed Up aus?

Ich habe keine Probleme wegen der Anzahl der Fahrer. Ich hatte hier schon acht Fahrer am Start, wie viele Piloten ich ausstatte, ist nicht so wichtig. Viel wichtiger ist es, schnelle Fahrer zu haben. Auch nur zwei oder drei Kalex-Teams sind siegfähig, das liegt an den Fahrern. Wenn 2017 Teams mit guten Fahrern auf mich zukommen, würde ich auch wieder mehr Teams beliefern.

Speed Up, Tech3 und Suter sind für die Moto2-Klasse sehr wichtig, um zumindest noch ein bisschen Wettbewerb unter den Chassis-Herstellern zu gewährleisten.

Sicher. Im Moment mag ich die Kategorie Moto2 sehr. Wenn alle Kalex fahren würden, dann wäre es ein Kalex-Honda-Cup. Für uns alle ist es besser, wenn manchmal eine Speed Up gewinnt. Wenn es nur einen Hersteller gäbe, wäre das nicht nur schlecht für die Weltmeisterschaft, sondern auch für Kalex.

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