Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Aki Ajo (KTM): Titelfight mit Niccolò Antonelli?

Von Günther Wiesinger
Die Red Bull KTM-Armada: Antonelli, Bendsneyder, Espargaró, Smith, Oliveira und Binder

Die Red Bull KTM-Armada: Antonelli, Bendsneyder, Espargaró, Smith, Oliveira und Binder

Red Bull KTM-Teambesitzer Aki Ajo tritt 2017 in der Moto3-WM mit Niccolò Antonelli (21) und Bo Bendsneyder (17) an. «Aber Niccolò ist neu bei uns. Wir können den Titel nicht jedes Jahr gewinnen», winkt der Finne ab.

Seit 2012 betreibt der Fine Aki Ajo das Red Bull KTM-Moto3-Werksteam, zweimal hat er seither die Fahrer-WM gewonnen – 2012 mit Sandro Cortese und 2016 mit Brad Binder. Zuvor eroberte die Ajo-Truppe 125-ccm-WM-Titel 2008 mit Mike di Meglio und 2010 mit Marc Márquez. Dazu kam der zweite 125-ccm-WM-Rang von Johann Zarco 2009 – er verlor den Titelfight gegen Nicolas Terol.

In diesem Jahr geht das Red Bull-KTM-Team mit Niccolò Antonelli und dem erst 17-jährigen Bo Bendsneyder in die Saison. Das neue Design wurde letzten Montag in der neuen KTM Factory Racing-Rennabteilung in Munderfing/Oberösterreich vorgestellt.

In dieser Woche testet die Ajo-Truppe (auch das Moto2-Team mit Oliveira und Binder ist dabei) die Tage lang in Jerez.

Aki Ajo muss fast jedes Jahr einen neuen Siegfahrer für die kleinste Kategorie suchen, weil die erfolgreichen Moto3-Piloten immer in die Moto2-Klasse aufsteigen. Der 21-jährige Antonelli war nicht sein Wunschfahrer Nr. 1. Er verhandelte zum Beispiel zuerst im Juli mit Enea Bastianini und dann mit Romano Fenati, am Schluss blieb nur Antonelli übrig.

Aki, Antonelli ist keine schlechte Wahl – er hat schon drei GP-Siege in der Tasche. Er ist schnell, aber er hat noch nie eine konstante Saison hingelegt. Im Vorjahr zählte er zu den Titelanwärtern – aber er wurde auf der Honda nur WM-Elfter.

Ja, das ist auch für Niccolò eine neue Herausforderung. Die Arbeitsmethode ist bei uns ein bisschen anders, als er von seinen Teams in der Vergangenheit gewöhnt ist. Das ist neu für ihn. Wir müssen einem neuen Fahrer Zeit geben. Niccolò ist immer noch jung, auch wenn er vier Jahre älter ist als Bendsneyder.
Niccolò muss unsere Arbeitsweise noch kennenlernen. Aber ich mag seinen Charakter. Er ist bereit, alles zu opfern und fleißig zu arbeiten. Er hat bereits WM-Läufe gewonnen.
Deshalb bin ich sicher, dass es uns auch gemeinsam gelingen wird.

Bo Bendsneyder gewann 2015 den Red Boll Rookies-Cup, 2016 hat er im ersten WM-Jahr in deinem Team bereits dritte Ränge in Silverstone und Sepang erreicht. Er ist WM-Vierzehnter geworden. Du bist zufrieden mit ihm?

Ja, er ist erst 17 Jahre alt. Ich bin wirklich happy mit den Fortschritten von Bo. Er hat mich – ehrlich gesagt – auch bei den November-Tests überrascht. Und auch beim ersten Februar-Test 2017 in Valencia.

Seine stattliche Körpergröße scheint ihn nicht zu behindern? Ist das ein spürbarer Nachteil?

Ich glaube, der grösste Nachteile seiner Körperlänge ist die Tatsache, dass ich so viel darüber reden muss.
Denn jeder redet ihm ein, dass er groß ist.
In Wirklichkeit glaube ich: Wenn dein Kopf richtig funktioniert, dann kanns du auch mit dieser Figur Erfolg haben in der Moto3. Du musst hungrig sein, du musst Talent haben, das trifft bei Bo alles zu.
Es kann bei manchen Gelegenheiten auch ein Vorteil sein. Letztes Jahr habe ich auf dem Startplatz manchmal zu Bo gesagt: «Zeig’ diesen Zwergen, wie stark du bist. Du bist der Große, du kannst sie trotzdem besiegen.»
Bo hat letztes Jahr bei einigen Rennen wirklich gut gefightet.

Und wir können ihm ja sagen. Dieter Braun ist 1970 mit 188 Zentimeter Größe sogar Achtelliter-Weltmeister geworden.

Exakt. Es muss kein Nachteil sein.

Vom Red Bull Ajo KTM-Team werden GP-Siege erwartet, auch der Weltmeistertitel muss das Ziel sein.

Ich weiß nicht, ob das jeder von uns erwartet. Letztes Jahr haben wir die Weltmeisterschaft gewonnen, ja.
Aber jetzt haben wir in der Moto3 eine Art Junior-Team, unsere Fahrer sind 17 und 21 Jahre alt. Niccolò hat noch keine Riesenerfahrung, bei uns ist er ganz neu. Bo ist erst das zweite Jahr in der Weltmeisterschaft dabei. Keiner kann voraussetzen, dass die beiden um den Titel kämpfen.
Klar, wir nehmen uns immer vor, an der Spitze mitzufahren.
Aber wir haben einen klaren Stil: Wir wollen von Tag zu Tag besser werden. Wenn uns das gelingt, wenn du dich konstant steigerst und du dein Bestes gibst, hast du deine Aufgabe gut erledigt.
In der Moto2-WM ist es noch einmal anders. Dort brauchen wir mindestens zwei Jahre Zeit mit dem neuen Motorrad.
Wir müssen die Füße auf dem Boden behalten. Man kann die WM nicht jedes Jahr gewinnen, besonders wenn sich die Situation ändert und dein bester Moto3-Fahrer aufsteigt.

Du willst nur die Favoritenrolle abstreifen. Aber du bist 2008 mit di Meglio Weltmeister geworden. Im Jahr davor war er nur WM-Siebzehnter! Jetzt hast du Antonelli, einen dreifachen GP-Sieger, im Team.

Ja, richtig. Das ist ein gutes Zeichen. Du darfst die Hoffnung nie aufgeben.

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