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Paolo Simoncelli: «Emotionen machen den Unterschied»

Von Nora Lantschner
In Jerez feierte Paolo Simoncelli mit Tatsuki Suzuki (links) und Niccolò Antonelli (rechts) einen Doppelsieg

In Jerez feierte Paolo Simoncelli mit Tatsuki Suzuki (links) und Niccolò Antonelli (rechts) einen Doppelsieg

Mit seiner SIC58 Squadra Corse erlebte Paolo Simoncelli in der Moto3-WM 2019 eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht er über Tatsuki Suzuki und Niccolò Antonelli – und Marco.

Die Startnummer 58 wird in der MotoGP-WM nicht mehr vergeben – WM-Promoter Dorna zog sie 2016 zu Ehren des vor acht Jahren tragisch verunglückten Marco Simoncelli zurück. Trotzdem ist die 58 im Fahrerlager noch immer allgegenwärtig, was auch an der SIC58 Squadra Corse liegt, mit der Paolo Simoncelli im Namen seines Sohnes seit 2017 in der kleinsten Klasse der Motorrad-WM an den Start geht.

2019 feierte sein Rennstall ausgerechnet in Jerez de la Frontera den ersten GP-Sieg – wo einst am 30. April 2004 Marco seinen ersten Sieg gefeiert hatte: Er gewann damals das Regenrennen der 125er-Klasse – vor seinem Rauch Bravo-Aprilia-Teamkollegen Steve Jenkner. 15 Jahre später bescherten Niccolò Antonelli und Tatsuki Suzuki Paolo Simoncelli an gleicher Stelle einen Doppelsieg.

Nicht weniger emotional war der erste Sieg von «Tatsu» auf dem «Misano World Circuit Marco Simoncelli» im September. Auch die Motegi-Pole von Antonelli am 19. Oktober wertete Paolo als Zeichen, denn am 19. Oktober 2008 hatte sein Sohn in Sepang den 250er-WM-Titel fixiert. Der italienische Teameigentümer machte sich keine große Mühe, seine Gefühle zu verstecken – und steckte damit nicht selten alle, die vor Ort oder vor dem Bildschirm dabei waren, an.

«Es ist schön zu hören, dass wir Emotionen geweckt haben. Es waren unglaubliche Momente, angefangen mit dem Doppelsieg in Jerez. All diese Zufälle lassen dich an Dinge denken, die vielleicht nicht existieren. Aber die Zufälle sind da», blickte Paolo Simoncelli sichtlich gerührt zurück. «Dann kam Misano und wieder einer dieser schönen Zufälle: Der erste Sieg von Tatsu auf der Strecke von Marco. Er hatte ihm versprochen, dass er auf das Treppchen steigen würde… Ich hoffe, dass das alles wahr ist, dass jemand seine Finger im Spiel hat. Denn mein großer Traum und mein Wunsch ist, ihn auf irgendeine Weise wieder zu umarmen. Ich hoffe, dass es wirklich etwas gibt.»

Paolo hielt inne – und nach einem typisch italienischen Kraftausdruck – fügte er an: «Wir machen weiter.»

Die Erfolge machen Lust auf mehr, denn ganz zufrieden ist der Teameigentümer mit der diesjährigen Ausbeute nicht. Wie fällt bei der SIC58 Squadra Corse die Bilanz nach den WM-Rängen 7 und 8 für Antonelli und Suzuki aus?

«Es war ein gutes Jahr», grübelte Paolo. «Ja, das richtige Wort ist gut. Wir hätten viel mehr schaffen können, aber wir haben viele Dinge gelernt. Nicht unbedingt ich und die Mechaniker, aber unsere zwei Fahrer haben sich entwickelt und haben viele Dinge verstanden. Jetzt sind es, meiner Meinung nach, zwei wirklich starke Fahrer, die sicher ein Wörtchen um den Sieg – und im nächsten Jahr vielleicht auch um den Titel mitreden können. Dann hängt alles vom Glück, dem Zufall und den Rennen ab – denn die Rennen sind Rennen. Ich glaube aber, dass wir in diesem Moment eine tolle Mannschaft mit zwei tollen Fahrern sind.»

«Jeder hat seine Eigenschaften: Antonelli ist sehr schnell, aber vielleicht ein bisschen anfälliger. Tatsu ist schön konstant. Mit ein bisschen Glück können wir mit beiden eine schöne WM-Saison zeigen und weit nach oben kommen. Aber im Leben macht das Glück und eine Episode den Unterschied», weiß Simoncelli. «So waren in diesem Jahr andere Schuld daran, dass Canet die Weltmeisterschaft verloren hat. Das ist nicht richtig. Die andere Sache, die nicht richtig ist: Wer diese Dinge macht, müsste bestraft werden. Punkt.»

Den Titelgewinn will der SIC58 Squadra Corse-Chef daher nicht als erklärtes Ziel für die Moto3-Saison 2020 ausgeben: «Titel sagen wir besser nicht, aber das Ziel ist zu kämpfen, um zu gewinnen.»

Für die Zukunft hat sich Paolo aber viel vorgenommen: «Es ist klar, dass der Traum die MotoGP-Klasse ist. Mir ist bewusst, dass die Situation nicht einfach ist, es braucht dazu auch sehr viel Geld. Mit meinen 70 Jahren habe ich meinen Teil geleistet, ich hoffe, dass es gut läuft. Dann werden wir sehen, was passiert. Denn die Situation verändert sich immer wieder, auch von politischer Seite. Das Schöne ist, dass wir die ehemaligen Sponsoren von Marco haben und neue dazu kamen – und keiner verlässt uns. Das bedeutet, dass die Emotionen auch bei ihnen ihre Wirkung zeigen.»

Denn darauf ist Paolo besonders stolz: «Was uns von den anderen unterscheidet, ist genau das – die Emotionen.» Und was will er seinen Fahrern mit auf den Weg geben? «Das wissen sie sehr genau: Dass ich sie gern habe – und dass sie Gas geben sollen», schmunzelte Paolo Simoncelli.

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