Covid-19: Entwicklung in der Türkei bereitet Sorgen

Von Mario Furli
Von 2005 bis 2007 fand im Istanbul Park noch der Türkei-GP statt, nun entwickelt sich die Stadt am Bosporus zu einem neuen Covid-19-Epizentrum. Experten befürchten eine hohe Dunkelziffer.

Während die Motocross-WM seit 2018 in Afyonkarahisar einen Grand Prix austrägt (dieses Jahr am 6. September), verfügt die Motorrad-WM aktuell über keinen Türkei-GP. WM-Rookie Deniz Öncü hält die türkische Fahne aber in der Moto3-WM hoch. Der Red Bull-KTM-Tech3-Pilot und sein Zwillingsbruder Can Öncü, seit dem Valencia-GP 2018 der jüngste Sieger in der Motorrad-WM und 2020 in der Supersport-WM unterwegs, halten sich während der Corona-bedingten Zwangspause zu Hause in der Türkei fit.

«Wir trainieren mehr in unserem Garten», erzählte Can der türkischen Nachrichtenagentur DHA. Die 16-jährigen Motorsport-Nachwuchshoffnungen riefen ihre Mitbürger schon in den vergangenen Tagen über die sozialen Netzwerke dazu auf, möglichst viel Zeit zu Hause zu verbringen. Pflicht ist die Ausgangssperre in der Türkei erst seit heute für alle unter 20-Jährigen. Das ordnete Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag in einer Fernsehansprache an. Für über 65-Jährige und chronisch Kranke war bereits zuvor eine Ausgangssperre verhängt worden.

Außerdem ist es in 31 Städten – darunter Istanbul und Ankara – für die kommenden zwei Wochen nicht mehr erlaubt, mit Fahrzeugen hinein- oder hinauszufahren. Ab dem heutigen Samstag ist zudem das Tragen eines Mundschutzes in Geschäften und auf Märkten verpflichtend.

Einen Lockdown will Erdogan aber weiter vermeiden, weil er die wirtschaftlichen Konsequenzen fürchtet. Stattdessen rief er seine Landsleute in einer «Kampagne der nationalen Solidarität» zu Geldspenden für Mitbürger auf, die durch die Auswirkungen des Coronavirus ihre Arbeit verlieren. Dazu kündigte er symbolträchtig an, sieben seiner Monatsgehälter für die Bekämpfung von SARS-CoV-2 zu spenden.

In der Türkei wurden nach offiziellen Angaben bislang 20.921 Infizierte registriert, 425 Menschen starben. Mehr als die Hälfte der Fälle wurden aus der Wirtschaftsmetropole Istanbul mit ihren rund 16 Millionen Einwohnern gemeldet.

Zum Vergleich: Erst am Montag überschritt die Zahl der Coronavirus-Fälle die Marke von 10.000, vor zehn Tagen war noch von 2433 Infizierten die Rede. Experten warnen längst davor, dass sich in der Türkei ein neuer Krisenherd entwickle. Die Zahlen steigen rasant an und die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Denn in vier Wochen wurden weniger als 100.000 Menschen auf Covid-19 getestet, während zum Beispiel in Deutschland laut Robert Koch-Institut in einer Woche 350.000 Tests durchgeführt werden.

Für Verunsicherung sorgten vor allem Unstimmigkeiten bei den Zahlen: Als Erdogan kürzlich von 8554 Infizierten sprach, nannte sein Gesundheitsminister Fahrettin Koca am selben Tag noch 4000 Fälle. Der Staatschef korrigierte sich daraufhin auf 5698, eine Erklärung für die immer noch große Diskrepanz gab es nicht. Dann tauchten kurzzeitig Zahlen der Friedhofsverwaltung von Istanbul auf, die nicht mit den offiziellen Todesopfern desselben Datums übereinstimmten. Erst eineinhalb Tage später sprach die Friedhofsverwaltung von einem Fehler ihrerseits.

Auch in puncto Gesundheitswesen werfen die offiziellen Angaben Fragen auf: Das staatliche Fernsehen TRT beschrieb die Kapazität an Intensivbetten als weit höher als in Deutschland oder den USA, pro 100.000 Einwohner seien es 46 – in Deutschland 34,7 und in den USA 29,2. Eine Umfrage der Ärztevereinigung TTB ergab aber, dass die Mehrheit der 1800 befragten Ärzte- und Pflegekräfte nicht einmal mit Handschuhen oder entsprechenden Gesichtsmasken versorgt seien.

Übrigens: In der Türkei wird nicht Toilettenpapier, sondern Kölnisch Wasser gehamstert, weil es von der Regierung als Desinfektionsmittel angepriesen wurde.

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