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Seit 2010 traten drei Russen im Motorrad-GP-Sport an

Von Günther Wiesinger
Vladimir Ivano und Vladimir Leonov mischten 2010 bei Gresini und Kiefer in der Moto2-WM mit, Makar Yurchenko fuhr zwei Jahre in der Moto3. Das war der russische GP-Beitrag der letzten zwölf Jahre.

Nach dem Einmarsch der russischen Streitmacht in der Ukraine sind die Sportler und Teams der Russischen Föderation von allen Sportbewerben ausgeschlossen worden, auch von der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die Polen hatten die Teilnahme am nächsten Play-Off-Match Ende März gegen Russland verweigert, auch auf neutralem Terrain wollten sie nicht spielen. Und RB Leipzig bekam jetzt für die nächste Runde der Europa League ein Freilos, weil Gegner Spartak Moskau aus dem Bewerb ausgeschlossen wurde.

Gleichzeitig sind seit Beginn des Kriegs der Formel-1-GP in Sotschi, der Speedway-GP in Togliatti, der SidecarCross-WM-Lauf in der Ukraine und der Motocross-WM in Orlyonok an der Schwarzmeerküste abgesagt worden.

Inzwischen werden auch russische Einzelsportler aus gewissen Wettbewerben ausgeschlossen. Im Motorrad-GP-Sport steht 2022 allerdings kein Russe auf der Teilnehmerliste. Das war im Herbst 2020 noch anders. Damals trat der Moto3-WM-Pilot Makar Yurchenko für das BOE KTM Team in Sepang und Valencia an. Denn er versprach eine Stange Geld des Verbands von Kasachstan und vom 4,4 km langen Sokol Circuit in Kasachstan, für den sogar Jorge Lorenzo bei einem persönlichen Besuch 2016 die Werbetrommel rührte.

Yurchenko sollte auch die gesamte WM 2020 bestreiten. Doch im Februar vor zwei Jahren war der GP-Sport schon wieder um einen Exoten ärmer: Makar Yurchenko aus Kasachstan musste sich nach zwei Jahren aus der Moto3-WM verabschieden. Er zahlte die vereinbarte Mitgift nicht!

Aus demselben Grund war er 2018 schon bei CIP-KTM von Alain Bronec frühzeitig verabschiedet worden.

Doch Stefano Bedon vom Snipers-Honda Team von Mirko Cecchini fiel trotzdem auf den Russen herein. Er transferierte ihn für die letzten zwei Rennen 2019 zum BOE-Skull-Rider-Team und wollte ihn 2020 ins Snipers-Team holen. Doch der Deal platzte wegen finanzieller Ungereimtheiten drei Wochen vor dem Saisonstart.

Yurchenko hatte von 2014 bis 2016 den Red Bull Rookies-Cup bestritten.

Der Franzose Alain Bronec, von 2010 bis 2012 auch Besitzer des Technomag-Moto2-Teams, für das damals der 2010 in Misano tödlich verunglückte Shoya Tomizawa fuhr, trat 2017 in der Moto3-WM mit Marco Bezzecchi und Manuel Pagliani auf, es wurde mit Material von Mahindra gefahren.

Für 2018 stieg das CIP-Team auf KTM um, Bezzecchi wurde Bronec vom deutschen Saxoprint-Prüstel-KTM-Team abspenstig gemacht.

Deshalb plante Bronec für 2018 das neue Fahrerduo Makar Yurchenko und Jules Danilo ein.

Makar Yurchenko, ein Russe, der über den Landesverband von Kasachstan eine saftige Mitgift in Aussicht stellte, war 19 Jahre alt, er stammt aus St. Petersburg, fuhr aber mit kasachischer Lizenz.

Der leidlich talentierte Yurchenko lag damals der CEV-Repsol-Junioren-WM auf einer KTM des Teams Reale Avintia Academy in den Top-Ten, er hatte einige Top-3-Ergebnisse vorzuweisen. Dazu bestritt Yurchenko die Russische Superbike-Meisterschaft, er hielt dort unter den Top-3 mit.

Makar Yurchenko beendete die Moto3-WM 2018 mit neun Punkten an 30. Position, dann unterschrieb er beim französischen CIP-KTM-Team von Alain Bronec, wo er immerhin bei Catalunya-GP Rang 12 erreichte und vier Punkte kassierte. Dazu kam noch ein 13. Platz in Le Mans. In der Saison 2019 steigerte sich Yurchenko: Er schaffte mit Platz 7 in Spielberg sein bestes GP-Ergebnis, kassierte insgesamt 29 Punkte ein, fuhr sieben Mal in die Top-15 und schaffte den 24. Gesamtrang.

Doch weil der in Kasachstan lebende Yurchenko (im russischen St. Petersburg geboren) einen Großteil der vereinbarten Mitgift schuldig blieb, ersetzte ihn Bronec im Sommer durch Stefano Nepa.

Das italienische Snipers-Team war überzeugt, Yurchenkos Sponsoren aus Kasachstan würden brav bezahlen und setzte ihn im selben Jahr beim Malaysia-GP und in Valencia wieder ein. Doch für 2019 transferierte die Snipers-Truppe den Russen zum BOÉ Skull Rider-KTM-Team (vormals RBA-Team), weil Romano Fenati nach seiner Sperre (wegen der Moto2-Attacke in Misano gegen Manzi) beim Snipers-Team von Teambesitzer Mirko Cecchini und Teammanager Stefano Bedon in die Moto3 zurückkehrte und bei Snipers mit Tony Arbolino bereits ein zweiter Siegfahrer unter Vertrag war.

Im Winter 2019/2020 trafen Yurchenkos Ratenzahlungen vom Sokol Circuit im fernen Kasachstan wieder nicht pünktlich ein, daher wurde der 21-jährige Russe ausgebootet.

Snipers musste bei BOÉ Skull Rider-KTM 2019 für den ausgeliehenen Yurchenko das fehlende Geld zuschießen. Auch Jakub Kornfeil konnte beim BOÉ Skull Rider-Team, das dem Vater von Moto2-Fahrer Gabriel Rodrigo gehört, das versprochene Budget nicht rechtzeitig aufbringen. Also trat der Tscheche zurück. Das BOÉ Skull Rider-KTM-Team musste also beide nominierten Fahrer ersetzen; die Wahl fiel auf die beiden jungen Italiener Davide Pizzoli und Riccardo Rossi.

Yurchenko war der erste Russe im GP-Sport seit den Moto2-Piloten Vladimir Ivanov 2010 bei Gresini und Vladimir Leonov, der 2010 für das Kiefer-Moto2-Team auf Suter als Teamkollege von Stefan Bradl unterwegs war und Geld von «Vector» mitbrachte, während Ivanov bei Gresini in der Moto2 für ominösen «Crimea Circuit» auf der Halbinsel Krim (das heißt auf Englisch Crimea) warb.

Aber die Piste auf der Krim wurde genau so wenig als GP-Rennstrecke homologiert wie später der Sokol Circuit. «Die Motorradhersteller haben kein Interesse an einem Grand Prix in Kasachstan», stellte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta damals fest.

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