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Steve Jenkner: Sachsenring-Podest-Jubiläum verpennt

Von Thorsten Horn
Steve Jenkner (17) gegen Manuel Poggiali (1) in der letzten Runde 2002 auf dem Sachsenring

Steve Jenkner (17) gegen Manuel Poggiali (1) in der letzten Runde 2002 auf dem Sachsenring

Selbst mit der eigenen Historie geht so mancher Rennfahrer ziemlich stiefmütterlich um. Aktuell ein sehr gutes Beispiel ist Steve Jenkner, der vor 20 Jahren bei seinem Heim-GP auf dem Podest stand.

Am 20. Juli 2002 sorgte der Hohenstein-Ernstthaler Steve Jenkner bei seinem Heim-GP mit Platz 3 im 125-ccm-WM-Rennen für den zweiten GP-Podestplatz eines Deutschen auf dem neuen Sachsenring nach dem unvergessenen Ralf Waldmann 1999 in der Viertelliterklasse. Danach schafften das nur noch Stefan Bradl (2008/2. Platz 125 ccm und 2011/2. Platz Moto2), Sandro Cortese (2010/3. Platz 125 ccm und 2012/1. Platz Moto3), Jonas Folger (2016/2. Platz Moto2 und 2017/2. Platz MotoGP) sowie Marcel Schrötter (2019/3. Platz Moto2).

Besonders tief hat sich der besondere Podiumsplatz, zumal unmittelbar vor seiner Haustür, bei Steve Jenkner allerdings nicht ins Gedächtnis eingegraben. «Ich habe diesbezüglich nicht so den Historik-Fimmel. Wenn mich manche Fans fragen, wann ich wo welchen Platz belegt habe, weiß ich das meist selbst nicht. In diesem Fall mit dem 20. Jahrestag bin ich erst durch SPEEDWEEK.com darauf aufmerksam geworden. Die Reaktion über verschiedene Social-Media-Kanäle war dann schon heftig», gibt der heute leicht ergraute 46-Jährige beim Ortstermin im Rahmen der IDM am vergangenen Wochenende auf dem Schleizer Dreieck zu. Dort unterstützte er wieder seinen im Pro Superstock Cup aktiven Sohn Moritz in der Box und an der Boxenmauer. Und weiter: «Das ist für mich nicht so ein besonderer Tag, wie der Geburtstag meiner Kinder.»

Auf die letzte Runde und den knappen Ausgang von 0,001 Sekunden Vorsprung angesprochen, musste er tatsächlich einen Augenblick überlegen und sagte dann: «Mein Freund Arnaud Vincent und Alex de Angelis waren vorne weg und wir haben uns um den dritten Platz bekriegt. Pablo Nieto war zwar in unserer kleinen Gruppe mit dabei, aber eigentlich ging es in der letzten Runde nur um Poggiali und mich. Vor der Zielkurve war ich knapp vorn und wusste, dass Poggiali, den ich ohnehin nicht besonders leiden konnte, noch mal kommt. Ich konnte also nicht komplett zumachen, weil man dort mit der 125er den Berg hoch zu wenig Leistung hat, um noch mal zu kontern.»

«Also habe ich so ein Zwischending zwischen Blockieren und ‚meinen Stiefel fahren‘ gemacht. So konnte ich genügend Schwung mitnehmen. Obwohl Poggiali es gemacht hat, wie es jeder andere auch gemacht hätte, raus fahren bis zur weißen Linie, habe ich einfach den Bock festgehalten und gehofft, dass der Platz und der Schwung bis zur Ziellinie reichen. Ich war dann wirklich schon im Dreck, aber es hat gereicht, um nicht zu viel Vortrieb zu verlieren.»

Im Endeffekt musste das Zielfoto entscheiden, was für Außenstehende noch bange Momente bedeutete. Nicht so für den Fahrer. «Ich habe mir die Situation später auch mehrfach angeschaut. Da war es wirklich nicht zu erkennen. Als Fahrer merkst du es aber gleich, weil du siehst ja, wo dein Vorderrad und der Lenkerstummel und wo die des Gegners sind. Zu 100 Prozent sicher war ich mir in der Auslaufrunde zwar nicht, aber vom Bauchgefühl her konnte es eigentlich nicht anders sein», blickt er zurück.

In besagter Auslaufrunde ließ er sich, entgegen seiner Gepflogenheiten, doch feiern. «Wenn man nichts Besonderes erreicht hat, muss man sich, zum Beispiel für einen 15. Platz, auch nicht feiern lassen», kann er sich einen Seitenhieb auf so manchen Show-Hasen nicht verkneifen. Und weiter: «Das war diesmal aber anders und eine sehr schöne Erinnerung. Die ganzen Leute sind auf den Tribünen durchgedreht. Das war mal eine lange Auslaufrunde, die ich sehr genossen habe. Dann kam noch Moritz kurz vor der Siegerehrung um die Ecke geflitzt. Den habe ich dann mit aufs Podest genommen, was auch super cool war», so noch einmal der «Rennfloh» aus Sachsen.

Angesprochen auf seine drei besten Rennen, nennt er zu allererst seinen Grand-Prix-Sieg 2003 in Assen, «Weil es da endlich geklappt hat», so Jenkner. Außerdem den soeben beschriebenen dritten Platz 2002 auf dem Sachsenring sowie das WM-Finale 2003 in Valencia. «Da war am Ende nur noch Casey (Stoner) vor mir. Da bin ich von Startplatz 13 durchs ganze Feld geflogen und war erst kurz vor Schluss an der Spitze dran. Ob es am Ende für den Sieg gereicht hätte, kann man natürlich nicht sagen, aber ich war in dem Rennen vom reinen Speed her echt überlegen», erklärt er zu einem weiteren seiner insgesamt 14 Podestplätze.

Einem weiteren Grand-Prix-Sieg ganz nahe war Steve Jenkner beim Saisonauftakt 2002 im japanischen Suzuka. Im Regen führte er die ersten sechs Runden das Feld mit deutlichem Vorsprung an, bis ein Reifenschaden ihn zum Boxenstopp zwang. Nach dem notwendigen Reifenwechsel ging er wieder auf die Strecke und fuhr von der 24. und damit letzten Position zumindest noch auf den 15. Platz in die Punkteränge. «Das war zwar ebenfalls ein sehr gutes Rennen, aber wenn man es nicht ins Ziel bringt, ist es halt Quatsch.»


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