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Hans Müller: Langsam gebaut, um lange schnell zu sein

Von Thorsten Horn
Hans Müller in Zschorlau

Hans Müller in Zschorlau

Ein bisher kaum bei Klassik-Veranstaltungen mit alten Rennfahrern gesehener Gast ist Hans Müller. Beim kleinen, aber feinen «Zschorlauer Dreieckrennen» machte der 125er-WM-Dritte von 1979 eine Ausnahme.

Drei Mal wurde der am 18. November 1949 in Hirzel im Kanton Zürich geborene Hans Müller Schweizer Meister in den Klassen bis 125 und 250 ccm. 1975 stieg er in die Weltmeisterschaft ein, wobei die Achtelliterklasse die Parade-Disziplin des nur 1,63 Meter großen und ca. 60 Kilogramm leichten Autowerkstatt- und späteren Autohaus-Besitzers werden sollte. 13 Mal stand er auf einem GP-Podest, allerdings nie ganz oben.

«Das wurmt mich schon. In Imatra 1981 war ich weit vorn und bin auch die schnellste Runde gefahren. Aber dann ist die Zündung kaputt gegangen. Das war der einzige Grand Prix, den ich sicher gewonnen hätte. So nahe war ich nie wieder dran», blickt Hans Müller im Gespräch mit SPEEDWEEK.com nur leicht angesäuert zurück.

Aber Hans Müller ist auch heute vielen noch ein Begriff, sodass die Freude groß war, als es hieß, dass er am vergangenen Wochenende als Ehrengast zum Zschorlauer Dreieckrennen kommen würde. Dies auch, weil man ihn bisher so gut wie gar nicht bei vergleichbaren Anlässen gesehen hatte. «Ich war nach meinem Karriereende 1984 einige wenige Male auf solchen Veranstaltungen, zum Beispiel auf der Isle of Man. Aber dann immer inkognito», begann Hans Müller seine Erklärung zu seinem ausnahmsweisen Mitwirken.

Und weiter: «Der hiesige Veranstalter Rainer Pommer hat mich so oft angerufen, da habe ich halt mal ja gesagt. Und wenn ich einmal ja sage, dann gehe ich da auch hin. Ich muss sagen, ich habe es nicht bereut. Es ist eine kleine, liebenswerte Veranstaltung, bei der es sehr viel zu sehen und zu bewundern gibt. Es ist auch unglaublich, wie viele Autogramme ich hier geschrieben habe. Ich kenne die verrückten Fans aus der DDR von meinen Rennen in Brünn. Unglaublich, dass mich noch so viele kennen und mir alte Geschichten erzählt haben.»

Nun ist der Zschorlauer Classic GP, wenngleich mit seiner 26. Ausgabe und Stargästen bis hin zu Giacomo Agostini mit einer langen Tradition und einem wohlklingenden Namen behaftet, nicht unbedingt in einem Atemzug mit Assen, Spa-Francorchamps oder dem Sachsenring zu nennen – und doch lockte er Hans Müller an. «Ich bin früher oft in Brünn gefahren und habe so viele DDR-Zuschauer gesehen. In einem Jahr bin ich dort mit der 250er Fünfter und gleich anschließend mit der 125er Dritter geworden [1980, Anm. d. A.]. Da sind in der Auslaufrunde alle DDR-Leute aufgestanden. Dort hatte ich viele Fans und habe viel Autogrammpost erhalten», erzählte der 74-Jährige. «Bis heute», warf seine Frau dazu ein.

Auch in Zschorlau selbst war Hans Müller ob des Zuspruchs seitens der Fans überrascht. «Sie kommen mit alten Bildern und Zeitungsausschnitten. Ich glaube, ich habe genauso viele Autogramme geschrieben wie früher», merkte er mit einem stolzen Gesichtsausdruck dazu an.

Dabei war Hans Müller, im Gegensatz zum Beispiel der ehemaligen Vize-Weltmeister Aalt Toersen aus den Niederlanden oder seinem Landsmann Rolf Blatter, lediglich passiver Teilnehmer. Dazu erklärte er: «Rolf Blatter hat mir eine Maschine aufbauen wollen, da habe ich gesagt: ‚Rolf, auf die Schnauze fällst du nicht mehr wie früher‘ und habe dankend abgelehnt.»

In Brünn hatte Müller einst auch eine Art Erleuchtung zur Fankultur der damaligen DDR-Bürger und heutigen «Ossis» (zu denen auch der Autor dieser Zeilen zählt). In der Phase von 1983 bis 1986, in der es auf dem alten Kurs keine WM-Läufe, sondern nur EM-Läufe gab und der neue Masaryk-Ring noch in der Entstehung war, wurde er einmal in Assen vom Brünner Veranstalter kontaktiert und zum EM-Rennen eingeladen. «Es durften damals zwei Grand-Prix-Fahrer bei der EM starten. Da haben sie August Auinger und mich eingeladen. Da waren trotzdem unglaublich viele Zuschauer dabei, vor allem aus der DDR. Das war schon ziemlich verrückt, genauso wie die alte Strecke. Aber ich bin dort immer gern gefahren.»

Eine unterhaltsame Geschichte aus seinem Leben ist ebenfalls seine berufliche Entwicklung. 1974 machte Hans Müller sich als Automechaniker selbstständig, vorerst noch in einer bescheidenen Werkstatt. «Da habe ich in einer Scheune ohne Bewilligung Autos repariert. Solange ich Motorradrennen gefahren bin, haben mich die Behörden in Ruhe gelassen. Der Deal war damals, dass ich, wenn ich mit dem Rennsport aufhöre, eine neue Firma bauen muss. 1982 habe ich dann mit dem Bau angefangen, aber extra langsam gebaut. Da haben die Leute schon gedacht, der Müller hat kein Geld mehr», fügte Hans Müller mit einem schelmischen Grinsen an.

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