Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Moto3-WM: Hat Honda ein Schlupfloch entdeckt?

Kolumne von Günther Wiesinger
Der Wettkampf zwischen Honda und KTM wird 2014 ziemlich erbittert geführt. Die Erfolge der kleinen Österreicher schmerzen den Giganten.

Die Moto3-Weltmeisterschaft steht 2014 unter neuen Vorzeichen. Nach zwei Titelgewinnen von KTM mit Sandro Cortese und Maverick Viñales setzt die Honda Racing Corporation in der kleinsten WM-Klasse (gefahren wird mit rund 55 PS starken 250-ccm-Viertakt-Einzylinder-Motoren) erstmals ein echtes Werksteam ein.

Als Nr.1-Team wurde das Estrella-Galicia 0,0-Team von Emilio Alzamora mit den Fahrern Alex Rins (WM-Zweiter 2013 mit sechs GP-Siegen) und Alex Márquez (WM-Vierter 2013 mit einem GP-Sieg) auserwählt. Es blieb allerdings beim Valencia-Test letzte Woche auf den Rängen 10 und 16 sitzen.

«KTM soll nicht glauben, dass HRC kein konkurrenzfähiges Moto3-Rennmotorrad bauen kann, wenn wir das wirklich wollen», sagte HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto letztes Jahr zu SPEEDWEEK.com.

KTM zerstöre den Motorsport, liess er sich dazu noch entlocken.
«Wir tun nichts Illegales. Wir haben das Reglement gelesen und ein Motorrad gebaut», konterte Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM.
Dieser Wettstreit zwischen KTM und Honda wird besonders von japanischer Seite mit grosser Verbissenheit geführt. Der japanische Gigant will sich nicht weiter vom kleinen Offroad-Spezialisten aus Mattighofen auf der Nase herumtanzen lassen.

HRC testete im Winter dreimal in Almeria. Weil im Dezember und Januar in der WM Testverbot herrscht, wurden die Maschinen im Januar einfach von Alzamorars CEV-Piloten Ramirez, Quartararo und Herrera (aus der Spanischen Meisterschaft) probegefahren.

Und sogar der japanische HRC-Motoren-Chefdesigner Shinichi Kokubu war bei den Tests in Almeria und Valencia anwesend. Er kümmert sich sonst nur um die RC213V-Werksmotoren der MotoGP-Asse Márquez, Pedrosa, Bradl und Bautista.

Es steckt viel Würze in diesem Wettstreit Honda gegen KTM. Die Österreicher setzen jetzt auch zwei Werksfahrer (Kent und Ajo) mit ihrer Zweitmarke Husqvarna ein. KTM besitzt auch die Suspension-Firma WP und kann sich auf dem Dämpfungssektor (Gabel und Federbein) Vorteile erarbeiten.

Bei der Motorleistung sind KTM und Husqvarna momentan ohnedies die «benchmark», wie KTM-Firmenchef Stefan Pierer gerne betont.
KTM stellt momentan identische 120 Motoren für die Werks- und Kundenteams her. Die Orangen haben bereits 2013 auf die verringerten Motorenkontingente reagiert und bereits im Vorjahr die Laufzeiten erhöht.

«Wir wollen mit fünf statt sechs Motoren pro Fahrer durch die Saison kommen», betont Pit Beirer. «Der sechste wird als Reserve dienen.»
Zur Erinnerung: 2014 dürfen nur noch sechs statt acht Motoren eingesetzt werden.

Diese neue Vorschrift dürfte Honda schwerer treffen als KTM. Die Werksmotoren der Honda NSF250R sind so neu, dass die Kundenteams Ongetta und RTG in Valencia erst für den dritten Tag einen Motor für ihre Nr.-2-Fahrer Khairuddin und McPhee bekamen. Sie waren an den ersten zwei Testtagen noch per Luftfracht unterwegs.

Das deutet nicht darauf hin, dass diese neuen 250-ccm-Triebwerke schon viele Long-runs hinter sich haben.

Efren Vazquez, in Valencia mit Platz 14 zweitbester Honda-Werksfahrer, traut Honda den Titelgewinn nicht zu. «Denn die KTM-Fahrer bluffen. Die drehen momentan nur 13.000/min statt 14.000, um uns in Sicherheit zu wiegen», vermutet der Baske.

Die KTM-Ingenieure fühlen sich geehrt. HRC hat ihr Doppelauspuff-Konzept kopiert und ahmt jetzt auch das KTM-Konzept mit der maximal erlaubten Bohrung (81 mm) nach.

Honda: GP-Niederlagen schmerzen

Aber Honda läuft die Zeit davon. Denn 2014 ist die Motorenentwicklung erstmals ab dem Verplomben der ersten zwei Motoren pro Fahrer (Mitte März) eingefroren.

Der Kampf David gegen Goliath bleibt spannend.

Bei der Dakar-Rallye hat KTM den Angriff des Honda-Werksteams bravourös abgewehrt – und den 13. Sieg in Serie erzielt.

Die Moto3-WM geniesst aber bei HRC momentan einen wesentlich höheren Stellenwert. Die Japaner haben sich weit aus dem Fenster gelehnt.

Etwaige Niederlagen ohne Stollenreifen schmerzen Nakamoto wesentlich mehr als in der entlegenen Wüste von Südamerika.

Schon der Blick auf die Startliste zeigt die Kräfteverhältnisse auf. 19 Motorräder von KTM, Kalex-KTM und Husqvarna rücken in der Moto3-WM aus. Honda hat bis auf Ongetta und RTG alle Kundenteams verloren. Nur noch sechs Honda befinden sich im Feld. 2012 lag das Verhältnis zwischen KTM und Honda bei 50 zu 50.

Jack Miller war 2013 in der Moto3-WM als Siebter bester Honda-Pilot. Er hat noch nie am Podest geschnuppert. Als KTM-Neuling dominiert er jetzt mit seinem Markenkollegen Antonelli die bisherigen Vorsaisontests.

«Ich hätte diese KTM am liebsten schon vor drei Jahren gehabt», erzählte Miller im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Die Honda zu bändigen, das kam mir vor, als müsse ich mit einem Krokodil catchen.»

Die Auseinandersetzung KTM/Husqvarna gegen Honda wird 2014 noch für viel Gesprächsstoff sorgen, auf und neben der Piste.
Kleines Beispiel: Honda will die neuen Motoren erst beim Katar-GP (Rennen am 23. März) bei der Teamvereinigung IRTA abliefern und verplomben lassen.

«Unsere Information von der IRTA war, wir müssen die ersten zwei Motoren pro Fahrer beim zweiten Jerez-Test abliefern, also von 9. bis 11. März», erklärt KTM-Rennchef Pit Beirer. «Bei uns werden deshalb nächste Woche 42 Motoren verpackt und zum zweiten Jerez-Test geliefert. So war es mit der IRTA ausgemacht.»

KTM prüft jetzt noch einmal das Reglement. Die Österreicher wollen herausfinden, ob die HRC-Ingenieure ein Schlupfloch entdeckt haben, das ihnen rund zehn Tage zusätzliche Entwicklungszeit einräumen würde.

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