MX-Wochenrückblick mit Crosslegende Daniël Willemsen

Von Thoralf Abgarjan
Daniël Willemsen ist mit 10 WM-Titeln der mit Abstand erfolgreichste Seitenwagen-Crosser der Geschichte. Im 'Interview der Woche' präsentierte er exklusiv sein diesjähriges Gespann.

Die heißeste Nachricht der Woche ist zweifellos die lange erwartete Fortsetzung der Supercross-WM in den USA. Überraschend kam die Ankündigung, dass die restlichen 7 Rennen der Supercross-WM nicht in Arizona, sondern in Utah als Geisterrennen ohne Publikum stattfinden werden. Hintergrund ist dabei die Tatsache, dass die Corona-Pandemie in Utah weniger stark grassiert als in Arizona. Nun werden also die restlichen 7 WM-Läufe in nur 3 Wochen über die Bühne gehen, wobei jeweils Sonntags und Mittwochs auf unterschiedlichen Strecken-Designs gefahren werden soll.

Der Serienvermarkter der Motocross-WM, 'Infront Moto Racing', veröffentlichte in dieser Woche einen neuen WM-Kalender, der nicht nur Russland, wo die Coronafälle weiterhin explodieren, als nächstes Ziel definiert, sondern auch die Überseerennen in China, Indonesien und Argentinien. In der Motocross-Szene gab es dafür nur Kopfschütteln und niemand nimmt diesen Plan ernst. Wie alle bisherigen Kalender wird auch dieser Plan kaum umsetzbar sein.

Realistischer geht der ADAC die MX Masters Serie an. Nach dem definitiven Veranstaltungsverbot bis Ende August wird es eine Miniserie geben. Als Termine definiert sind bislang nur Drehna am 6. September und Gaildorf am 13. September. Wenn sich die Gefährdungslage bis zum September verbessern sollte, gäbe es mit Möggers, Tensfeld und Bielstein noch drei weitere Veranstaltungsorte, deren Termine aber noch nicht festgelegt wurden.

Auch in der Seitenwagen-WM fällt eine Veranstaltung nach der anderen aus. Von ursprünglich 14 geplanten Rennen sind nur noch 5 im aktuellen Kalender. Aber auch diese Termine wackeln. Im 'Interview der Woche' sprach ich mit Daniël Willemsen, dem erfolgreichsten Seitenwagen-Motocrosser der Geschichte. Auch er ist natürlich enttäuscht, dass in diesem Jahr noch keine Rennen stattgefunden haben.

Dabei hat der Niederländer für dieses Jahr noch einmal große Pläne: «Mein Beifahrer in dieser Saison ist der amtierende Weltmeister Kaspars Stupelis.» Der Lette Stupelis, der sich auch als Trainer von Pauls Jonass einen Namen gemacht hat, ist topfit und versteht es wie kein Anderer, ein Seitenwagengespann um die Kurven zu manövrieren und am Boden zu halten.

Trotz seiner Erfolge ist Daniël Willemsen ein bodenständiger Typ geblieben. Ich erreichte ihn in seiner Werkstatt in Lochem, als er gerade selbst noch an seinem Gespann schraubte. Allein das zeigt schon, wie weit die Welten zwischen Seitenwagenmotocross und der kommerzialisierten Supercross-WM und Motocross-WM auseinandergedriftet sind. Oder kann sich heute überhaupt noch jemand vorstellen, dass - um ein willkürliches Beispiel zu nennen - Eli Tomac seinen Motor aus- und wieder einbaut, dass er selber seinen Reifen wechselt oder an der Rahmenkonstruktion tüftelt? Im Sidecarmotocross geht das! Hier steht der zehnfache Champion noch am Freitagabend im Blaumann in seiner Werkstatt und schraubt an seinem Bike, mit dem er noch einmal Weltmeister werden will. Das ist schon beeindruckend!

«Wir brauchen noch einen richtigen Job, vom Sport können wir im Sidecarcross nicht leben», erklärt Willemsen, der während seiner Karriere auch die Schattenseite des Motorsports kennenlernte. Mit seinem Bruder Marcel gewann er 1999 seine erste Weltmeisterschaft. «Mein Bruder war der beste Beifahrer, den ich je hatte», erklärte er gegenüber SPEEDWEEK.com. Nach einem Trainingsunfall im Jahre 2000 blieb Marcel Willemsen zunächst teilweise gelähmt. Doch er kämpfte sich zurück. Aber auch nach 20 Jahren ist er nicht frei von Beschwerden. «Er hat Probleme beim Gehen und kann auch keinen Leistungssport mehr treiben. Aber er ist dem Sport trotzdem treu geblieben und ist sogar als Fahrer noch einmal angetreten.»

Daniël Willemsen hat mit 'WSP Racing' ein Unternehmen aufgebaut, dass sich auf die Produktion und den Vertrieb von Seitenwagengespannen und Quads für den Renneinsatz spezialisiert hat. «Darum spreche ich auch so gut Deutsch, weil viele meiner Kunden aus Deutschland kommen», meint der sympathische Niederländer.

Das Interview mit Daniël Willemsen in voller Länge:

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