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Video: Wie Noah Ludwig (KTM) das Unmögliche schaffte

Von Thoralf Abgarjan
Sarholz-KTM-Pilot Noah Ludwig musste im Talkessel wegen einer Strafe von der ungünstigsten Position aus in die Rennen gehen und ballerte sich zweimal zum Holeshot. Mit dem 'Ludwig-Holeshot' schrieb er Geschichte.

Noah Ludwig hat eine bittersüße Woche hinter sich: Bei einem unverschuldeten Crash im Samstagsrennen der ADAC MX Masters in Jauer zog er sich einen Zehenbruch zu, so dass er das Rennen an der Box beenden musste und am Sonntag zu den Wertungsläufen nicht antreten konnte. Cato Nickel wechselte an einem Bergabsprung die Linie und kollidierte mit Tim Koch, so dass beide Fahrer stürzten. Noah folgte direkt dahinter, konnte nicht ausweichen und landete direkt auf den am Boden liegenden Bikes, wobei er sich die Sohle seines Stiefels komplett abriss und den Fuß verletzte. Nickel musste auf einer Trage abtransportiert werden, aber er kam zum Glück mit dem Schrecken davon.

Noah Ludwig versuchte, seinen Fuß bestmöglich zu schonen, um zum 7. Lauf der Open-DM im Talkessel von Teutschenthal am vergangenen Wochenende anzutreten. Noch vor dem Rennwochenende wurde die Vertragsverlängerung mit dem Sarholz-KTM-Team für 2025 unterzeichnet. Damit ist für den 19-Jährigen die kommende Saison mit den ADAC MX Masters und ausgewählten WM-Einsätzen gesichert.

Noah konnte das ADAC MX Weekend im Talkessel als Führender der stark besetzten Open-DM unbeschwert angehen. Der Talkessel ist nicht nur seine Heimstrecke, sondern hier hat er zahlreiche Erinnerungen. Seine ersten WM-Erfahrungen sammelte er im genau an diesem Ort und am ersten Juni-Wochenende dieses Jahres holte er beim Deutschland-Grand-Prix die ersten MXGP-WM-Punkte seiner Karriere.

Doch der letzte Sonntag begann mit Problemen: Im Zeittraining sprang ihm im die Antriebskette herunter und Noah blieb im hinteren Streckenteil liegen. Motorrad schieben mit gebrochener Zehe war keine Option. Sein Sarholz-Teamkollege Henry Jacobi kam vorbei und chauffierte Noah zurück ins Fahrerlager, wo er auf das Ersatzmotorrad umstieg und damit immerhin noch die achtbeste Trainingszeit erzielte.

Die Offiziellen werteten das Jacobi-Taxi als 'Inanspruchnahme fremder Hilfeleistung' und verhängte eine saftige Strafe. Der Lokalmatador musste statt von Startplatz 8 vom letzten Startplatz (26) ins Rennen gehen.

Doch die Startplätze im Talkessel sind sehr selektiv, denn die Startanlage steht im schrägen Winkel zur Fahrtrichtung. Wer innen steht, hat einen deutlich kürzeren Weg bis zur ersten Linkskurve und ist klar im Vorteil. Wer außen steht, hat kaum realistische Chancen, einen Holeshot zu ziehen.

Noah, bekannt als Blitzstarter, schaffte das schier Unmögliche: Von ganz außen ballerte er seine Sarholz-KTM zum Holeshot. Seine Kontrahenten starteten innen: Roan van de Moosdijk, immerhin in diesem Jahr Interims-Werksfahrer bei HRC und phasenweise Teamkollege von WM-Leader Tim Gajser (im Talkessel auf Kosak KTM unterwegs) sowie Henry Jacobi, der in diesem Jahr im Talkessel zweimal in die Top-10 der MXGP fuhr. Holeshot von der Außenposition, wie ist so etwas möglich? Es war vermutlich der angestaute Frust über die als ungerecht und unfair betrachtete Strafe, die Noah zusätzlichen Schub und Motivation gaben. Im zweiten Lauf wiederholte er dieses Kunststück und ich wüßte nicht, ob jemals seit dem Bau der Startanlage im Jahre 2013 ein Fahrer im Talkessel Ähnliches geschafft hätte.

Im Rennen selbst musste Noah dem Handicap seiner Verletzung Tribut zollen, aber zwei vierte Plätze genügten zum vorzeitigen Gewinn der Open-DM 2024! Falls ein Fahrer in Zukunft wieder einen solchen Start im Talkessel fabriziert, er wird 'Ludwig Holeshot' heißen! Aber ob wir so etwas jemals wieder sehen werden?

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