Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Gigi Dall'Igna (Ducati): Warum er an Lorenzo glaubt

Von Günther Wiesinger
Ducati-Renndirektor Gigi Dall'Igna meint, Jorge Lorenzo genieße bei Yamaha nicht mehr genug Unterstützung. Er will aus ihm wieder einen Champion machen – auch im Regen.

Gigi Dall'Igna hat im Oktober 2013 bei Ducati Corse die Aufgabe des neuen General Managers übernommen. Er kam von Aprilia Racing, wo er in den WM-Klassen 125 und 250 ccm sowie Superbike erfolgreich war. «Aber mir fehlt der Erfolg in der MotoGP-WM, deshalb hat mich das Angebot von Ducati gereizt», erklärte der ziegenbärtige Italiener bei seinem Amtsantritt.

In kleinen, zähen Schritten machte Gigi Dall'Igna die Desmosedici zuerst zu einem verlässlichen Podestkandidaten, Andrea Dovizioso schaffte 2014 bereits den fünften Gesamtrang.

Der schlaue Fuchs Gigi Dall'Igna hatte sich für 2014 und 2015 die Open-Class-Vorteile zunutze gemacht, dann für 2015 den neuen Motor mit der gegenläufigen Kurbelwelle ins Geschehen gebracht, für 2016 gelang ihm ein weiterer Geniestreich: Er gewann das Aspar-Team – und setzte jetzt nicht weniger als acht Ducati ein – in einem Feld von 21 Bikes.

Doch 2015 wurde das Saisonziel verpasst: Ducati wollte erstmals seit 2010 Stoner in Australien wieder einen MotoGP-Triumph feiern.
Für die MotoGP-Saison 2016 liess Gigi Dall'Igna das Alu-Chassis bei Suter Racing bauen, damit wurde offenbar ein weiterer kostbarer Fortschritt erzielt – denn inzwischen gab es zwei GP-Siege zu feiern. Durch Andrea Iannone in Spielberg und durch Andrea Dovizioso in Sepang.

Ducati könnte 2016 zum dritten Mal in Serie einen Fahrer unter die Top-5 der Gesamtwertung bringen: 2014 und 2016 dank Dovizioso, 2015 gelang es mit Iannone.

Aber es kommt immer noch zu Rückschlägen: Beim Aragón-GP 2016 kam keine der acht Ducati in die Top-Ten, die italienischen V4-Maschinen landeten auf den Rängen 11 bis 19. So ein Desaster war seit Le Mans 2008 (Toni Elias mit der besten Ducati auf Rang 11) nicht mehr vorgekommen.

Um den Titel konnte Ducati in den bisherigen drei Gigi Dall'Igna-Jahren nie fighten, obwohl «Dovi» die Saison 2015 mit drei zweiten Plätzen äußerst vielversprechend begann. Aber ab Mugello 2015 schlitterte er in ein Tief.

Nächstes Jahr steht der MotoGP-WM-Titelfight für Ducati im Vordergrund. Jorge Lorenzo, der MotoGP-Weltmeister 2010, 2012 und 2015, soll es richten. Seine Verpflichtung soll sich Ducati rund 12 Millionen Euro kosten haben lassen.

Doch Lorenzo hat in den letzten Monaten mehrmals stark geschwächelt, besonders auf nasser Fahrbahn.

Gigi, Jorge Lorenzo hat bei Yamaha 2016 nicht die beste Saison erlebt. Er hat nur drei Rennen gewonnen, seit fünf Monaten ist er sieglos. Er hat viel an Vertrauen verloren. Wie könnt ihr ihn bei Ducati wieder aufbauen?

Ich denke, im Moment fühlt sich Jorge allein gelassen. Er braucht jemanden in seinem Umfeld, der ihm vom menschlichen Gesichtspunkt aus helfen kann. Jorge ist einer der besten Fahrer auf der Welt.

Aber auf nasser Fahrbahn ist Jorge Lorenzo seit dem Sturz in Assen 2013 nur selten wirklich konkurrenzfähig gewesen. Teilweise hat er 2016 im Regen bedenkliche Darbietungen gezeigt. Das lässt sich schwer leugnen. Das war auch 2014 und 2015 so, als er noch die volle Unterstützung durch Yamaha hatte.

Jorge war zu Beginn seiner Karriere im Nassen nicht der Beste. Er hat dann im Laufe seiner Karriere viel dazu gelernt. Aus irgendwelchen Gründen ist ihm jetzt das Vertrauen bei nasser Fahrbahn abhanden gekommen. Aber ich bin sicher, dass er künftig auch im Regen wieder schnell sein kann.

Unser Motorrad ist bei Regenbedingungen konkurrenzfähig, das hat «Dovi» in Assen und zuletzt in Sepang gezeigt. Auch Petrucci und Redding haben es bewiesen. Das kann Jorge helfen, wieder zur alten Stärke zurückzufinden und seinen Speed im Regen zu verbessern.

Jorge hat mehrmals zugegeben, dass er Flashbacks von Assen 2013 hat. Dieses Dilemma dauert jetzt bei ihm schon drei Jahre lang an. Trotzdem bist du überzeugt, diese Schwäche kann in kurzer Zeit bei Ducati ausgemerzt werden?

Ich denke schon, ja.
Jorge hat uns ein paar Wahrheiten und Tatsachen dazu erzählt. Manche Leute vergessen offenbar sehr rasch, wie viel er in der Vergangenheit gewonnen hat. Man weiß ja, wie überlegen er noch in der Saison 2015 oft war.

So ist der Rennsport. Es zählt nur das letzte Rennen, sagt man.

(Er lacht). Ja, das ist der Sport. Aber wird sind überzeugt: Mit der nötigen Unterstützung wird Jorge bald wieder seine Bestform erreichen.

Was erwartest du beim ersten MotoGP-Test in Valencia von Jorge Lorenzo? Vom Platz her, von den Zeitabständen her?

Ich habe keine Ahnung. Und das Ergebnis wird nicht im Vordergrund stehen. Valencia wird nur der erste Test von Jorge auf unserem Motorrad sein. Wir werden vor dem ersten Rennen genug andere Tests haben.
Das Wichtigste sind die ersten Rennen, nicht der erste Test.

Ärgert es dich, dass Jorge von Yamaha im November für den zweiten Test in Jerez nicht freigestellt wird?

Der Plan war, dass wir im November zweimal mit Jorge testen. Jetzt muss ich diesen Plan ändern. Denn wir respektieren die Entscheidung von Yamaha. Aber deswegen geht die Welt nicht unter.

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