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Loris Capirossi: Warum wird seine Nr. 65 stillgelegt?

Kolumne von Günther Wiesinger
Die Startnummer 65 wird zu Ehren von Loris Capirossi in der MotoGP-WM künftig nicht mehr vergeben. Aus welchem Anlaß? Er war nie Weltmeister in der Königsklasse...

Am kommenden Wochenende wird Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta den Italiener Loris «Capirex» Capirossi beim Valencia-GP eine besondere Ehre zuteil werden lassen: Er wird die Startnummer 65 aus der MotoGP-WM zurückziehen.

Man muss nicht alles verstehen, was im GP-Sport vorgeht.

Vor ein paar Jahren wurde die Nummer 34 von Kevin Schwantz zurückgezogen, der 1993 auf Suzuki einen 500-ccm-WM-Titel gewann.

Diese großzügige Geste dürfte die Dorna bald bereut haben, denn vor dem ersten Motorrad-GP auf dem neuen Circuit of the Americas (COTA) kam es zu einem Krach zwischen Dorna und Schwantz und dessen Firma «3FourTexasMGP», die einen 10-Jahres-Vertrag mit der Dorna für den Texas-GP hatte, aber sich mit dem COTA-Rennstreckenbetreiber nie über einen Deal einig wurde.

Schwantz bekam damals im März 2013 für den ersten MotoGP-Test in Austin/Texas sogar Hausverbot.

Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, die COTA-Betreiber treten selbst als GP-Promoter auf. Schwantz hat wieder Zugang zur GP-Piste in Texas.

Auch die Startnummer 58 des 2011 in Sepang tödlich verunglückten Marco Simoncelli wurde aus dem Verkehr gezogen; die Familie Simoncelli kann dieses Manöver jedoch jederzeit rückgängig machen.

Und jetzt also die Nummer 65 von Capirossi.

Da stellt man sich als aufmerksamer Beobachter der Szene die Frage, warum nicht eher die Nummer 7 von Barry Sheene oder die Nummer 19 von Freddie Spencer für immer eingezogen wurde.

Das waren zwei prominente Vorreiter der permanenten Startnummern, die ihnen bald als Alleinstellungsmerkmal dienten, als weltweites Erkennungszeichen. Und immerhin waren sie je zweimal Weltmeister in der «premier class».

Aber Loris Capirossi? Er war nie Weltmeister in der Königsklasse.

Den zweiten 125-ccm-WM-Titel 1990 gewann er nicht zuletzt, weil seine Landsleute wie Gramigni, Debbia, Romboni, Gresini und Casanova beim Finale auf Phillip Island alle Capirossi-Gegner ohne Rücksicht auf Verluste bekämpften; einer fuhr WM-Anwärter Stefan Prein am Startplatz einfach den Schalthebel weg.

Und Loris Capirossi hat sich auch beim GP von Argentinien 1998 im entscheidenden 250-ccm-Rennen im Duell gegen seinen Aprilia-Teamkollegen Tetsuya Harada nicht gerade sportlich verhalten, als er ihn in der letzten Kurve von Platz 2 rempelte und sich auf diese Weise den Weltmeistertitel sicherte.

Aprilia warf den Weltmeister nach diesem Vorfall aus disziplinären Gründen aus dem Werksteam, er ging als Weltmeister zu Honda.

Capirossi war ein erfolgreicher Rennfahrer, er hat immerhin neun GP-Siege in der Königsklasse errungen, er fuhr für Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki. Aber mir fallen aus dem Stegreif zehn andere Fahrer ein, die würdigere Champions waren.

Außerdem mache ich mir Sorgen: Die Nummer 58 wurde in Misano 2016 aus dem Verkehr gezogen, jetzt folgt zwei Monate später die Nummer 65.

Wenn diese Unsitte in diesem Tempo weitergeführt wird, werden wir in der MotoGP-WM bald nur noch Startnummern jenseits der 100 sehen. Denn die 74 von Daijiro Katoh ist auch verbannt worden.

Klar, Capirossi ist jetzt Dorna-Berater und TV-Kommentator bei Sky Italia. Aber solche Jobs dürfen nicht Grundlage für solche Ehrungen sein.

Anlässlich des Rückzugs der Nummer 58 aus der MotoGP-WM wurde übrigens Valentino Rossi beim Misano-GP 2016 gefragt, ob er nach Beendigung seiner Karriere die Stilllegung der Nummer 46 befürworten würde. Rossi antwortete in einem eher höhnischen Unterton mit der Bemerkung, dass er darauf keinen Einfluß nehmen werde und dass ihm das ziemlich egal sei.

Man darf zumindests hoffen, dass sich nach Vales Rücktritt nicht gleich der nächstbeste Nasenbohrer die Nummer 46 zu eigen macht.

Irgendwie ist es ausreichend befremdlich, wenn heute Bautista mit der Nummer 19 herumdüst, die unter den Superstars Freddie Spencer und John Kocinski Karriere gemacht hat.

Ich habe auch nie ganz verstanden, warum sich Max Neukirchner in der Superbike-WM 2013 die Bürde auferlegte, ausgerechnet Casey Stoners Nummer 27 in Anspruch zu nehmen. Gut, Loris Baz hatte sich seiner Seriennummer 76 bemächtigt. Aber es gab zahlreiche andere, unauffälligere Lösungen.

Dass Markus Reiterberger in der Superbike-WM 2016 ausgerechnet mit der Troy-Bayliss-Nummer 21 antrat, sieht für mich auch nicht gerade nach Bescheidenheit oder Weitblick aus.

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