KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Stefan Bradl (Honda): «Ich übernehme die Schuld»

Von Günther Wiesinger
Einen Tag nach dem Crash in Brünn und Gesprächen mit den Rennfahrerkollegen und Teamchefs hat Stefan Bradl seine Sicht der Dinge etwas geändert, was den Brünn-Crash betrifft.

HRC-Testfahrer Stefan Bradl (28) musste nach seinem Crash in der dritten Kurve der ersten Runde beim Brünn-GP am Sonntag viel Kritik einstecken. Denn der Bayer räumte auch Smith und Viñales ab und gestand danach zwar gegenüber Vater Helmut die Schuldfrage ein, bei den Interviews hörten sich die Aussagen jedoch weniger klar an.

Maverick Viñales sagte nach der Rückkehr in die Box zu Riding Coach Wilco Zeelenberg: «Bradl ist das Vorderrad weggerutscht, er hat bei seinem Crash Smith mitgenommen und dieser mich.»

Das hatte ihm Bradley Smith mitgeteilt, den der Spanier zuerst für den Schuldigen hielt.

Viñales war vom zwölften Platz gestartet, Smith vom 15. Bradl vom 18. Der Yamaha-Pilot hatte seine Startposition nicht halten können, weil sein Bike im dritten und vierten Gang zu viele Wheelies produzierte.

Augenzeuge Jack Miller (17. Startplatz) teilte nach dem Rennen unmissverständlich mit: «Es passierte unmittelbar vor mir. Ich musste wegen dem Vorfall abbremsen. Bradl versuchte, uns alle auf einen Schlag zu überholen. Dann blockierte sein Vorderrad, und dann passierte ein Domino-Effekt.»

Übrigens: Miller war schon auf dem Sachsenring in der ersten Runde in Kurve 3 in so einen Zwischenfall verwickelt worden, er fiel auch damals weit zurück.

«Stefan hat im Umfallen Smith touchiert, Smith ging zu Boden, und ihre zwei Motorräder haben Maverick aus dem Sattel befördert, der mit einem Highsider abflog. Es war ein übler Sturz. Ich musste hart bremsen und mein Mike fast zum Stillstand bringen, dann musste ich warten, bis die Maschinen an meinem Vorderreifen vorbeigerutscht waren», schilderte der Pramac-Ducati-Pilot.

Miller: «Ich dachte, ‘jetzt passiert es schon wieder’. Aber diesmal habe ich weniger Zeit verloren als in Deutschland. Brünn ist immer ein schwieriges Rennen, weil nach den ersten zwei ersten Rennen viel Dunlop-Gummi auf dem Belag liegt. Dann gegen wir auf die Piste, wollen ein paar Positionen wettmachen, aber der Belag ist rutschig…»

?Red Bull-KTM-Werkspilot Bradley Smith stimmte Miller zu: «Ich habe Turn 3 angebremst, Stefan wollte innen mit Schwung vorbeifahren, dabei ist sein Vorderrad eingeklappt. Sein Motorrad ist in mich reingerutscht, dann bin ich in Maverick reingerutscht – und wir gingen alle zu Boden.»?

Stefan Bradl wollte am Sonntag Video-Aufnahmen sehen, es existierten aber keine. Sein erstes Statement am Sonntag: «Ich hatte einen guten Start, ich habe dann die dritte Kurve angebremst – und auf einmal gemerkt, dass wir stürzen. Erst im Kiesbett habe ich realisiert, wo wir uns befinden und dass drei Fahrer involviert sind. Ich wusste nicht, was genau passiert ist. Ich bin später zur Race Direction gelaufen, um rauszufinden, was genau vorgefallen ist. Aber es gab keine Bilder. Ich bin selber noch am Rätseln, was genau passiert ist.»

Gestern in der Sendung «Sport und Talk im Hangar-7» bei ServusTV nahm Bradl die Schuld auf sich. «Mir ist das Vorderrad weggerutscht. Aber ich kann mich nicht erinnern, ob es vorher einen Schlag getan hat oder nicht, denn es ging alles sehr, sehr schnell. Ich habe dann versucht, das Ganze aufzuklären. Unschuldig bin ich nicht. Ganz klar. Ich will jetzt da nichts abstreiten», stellte der 125-ccm-Brnn-GP-Sieger von 2008 fest. «Aber wir wissen alle, in Kurve 3, unmittelbar nach dem Start, wir sind dort mit mehr als 300 km/h angeschossen gekommen, da geht es schon eng zu. Bei der Race Direction konnte man mir keine Aufzeichnungen zeigen, auch keine Aufnahmen von Onboard-Kameras. Ich habe dann mit den Fahrern und Teamchefs gesprochen. Es ist nichts Schlimmes, es ist keiner verletzt, Gott sei Dank, aber wir sind alle enttäuscht, ich auch, dass es so blöd ausgegangen ist. Aber es war letztendlich ein Rennunfall. Wer da jetzt wie viel Schuld hat, dazu hat jeder seine eigene Meinung. Ich übernehme die Schuld.»

Bradl weiter: «Aber ich kann die Schuld nicht zu 100 Prozent übernehmen, denn mir wurde nicht genug Platz gelassen. Auf dem Sachsenring ist beim Rennen davor in der ersten Runde ein ähnlicher Sturz passiert, auch in Kurve 3, mit Pol Espargaró, Iannone und Nakagami. Das sind Rennunfälle, die passieren. Mir stinkt’s selbst, dass es so passiert ist, weil ich habe als Testfahrer nicht oft die Möglichkeit, ein MotoGP-Rennen mitzufahren. Und wenn es so ausgeht, ist es natürlich bitter und schade. Aber – ‚that’s Racing’.»

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