KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

KTM: «Wir müssen uns mit Zarco in der Mitte treffen»

Von Günther Wiesinger
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer analysiert die Probleme mit Johann Zarco, lobt dessen Betreuer Bayle und sagt: «Johann muss die KTM so fahren, wie eine KTM gefahren werden muss.»

Das rot-weiß-rote Red Bull KTM Factory Racing Team freut sich nach 7 von 19 MotoGP-Rennen in diesem Jahr über 47 Punkte von Pol Espargaró. Damit liegt der Spanier nur noch vier Punkte hinter seiner gesamten Ausbeute aus dem Vorjahr, die ihn mit 51 Punkten auf den 14. WM-Rang brachte.

Aber die Topleistungen von Pol Espargaró in der aktuellen MotoGP-WM können über die schwachen Ergebnisse seiner Markenkollegen Johann Zarco, Miguel Oliveira und Hafizh Syahrin nicht hinwegtäuschen. Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei KTM Factory Racing, will dieses Trio so rasch wie möglich näher an die Top-Ten heranbringen.

Johann Zarco bekam für Mugello zuerst einmal das neue Motor-Update, das Espargaró beim Le Mans-GP auf den beachtlichen 6. Platz brachte. In Catalunya stand für Freitag zumindest ein Bike mit jener Karbonschwinge in der Box, die Pol bereits in Frankreich gelobt und eingesetzt hatte. «Samstag und Sonntag hatte Zarco dann bereits zwei Motorräder mit dem neuesten Stand in der Box. Wir haben in Montmeló am Freitagbend für ihn noch einmal neue Teile gekriegt», schilderte Pit Beirer.

Pit, Johann Zarco hat in Mugello und Catalunya Lichtblicke offenbart. Er war in zwei Trainings schneller als Pol Espargaró und fuhr im Rennen vom 18. Startplatz in Barcelona auf Rang 10. Das neue Material hilft ihm. Aber er wirkt in der Box oft nervös. Wie nützlich ist Betreuer Jean-Michel Bayle für ihn?

Es war schwierig mit Johann. Jean-Michel hilft uns da jetzt ungemein, damit Johann nicht mehr die Nerven wegschmeißt und völlig blockiert.

Am Freitag hatten wir in Barcelona mit Johann einen ordentlichen Tag. Es ist auf Platz 12 gelandet und lag nur 0,6 sec hinter der Bestzeit. Letztes Jahr haben ihm am Freitag bei seinem alten Team auch 0,7 sec auf den ersten Platz gefehlt.

Das sind für mich kleine Hoffnungsschimmer, wo ich mir denke: Mensch, wenn wir uns jetzt von dieser Position aus noch verbessern können.

Aber im Quali ging’s dann wieder nach hinten.

Zumindest schaffte es Jean-Michel, Johann so einzustellen, dass er seinen Job ordentlich macht.

Wird Bayle zu jedem Grand Prix kommen?

Ja, wir haben mit ihm keinen mega-langfristigen Plan gemacht. Aber man merkt jetzt schon, dass es für Johann wichtig ist, dass JMB da ist. Für uns ist es auch hilfreich und sinnvoll.

Es gibt keine Neuigkeiten: Alle wissen, in welchen Bereichen sich Johann mit unserem Motorrad nicht wohlfühlt. Wir wissen, dass wir ihm da etwas geben müssen, was er bisher vermisst, damit es besser wird für ihn.

Wir werden uns in der Mitte treffen müssen.

Denn wir werden aus unserem Motorrad keine Yamaha machen. Gleichzeitig können wir nicht verlangen, dass sich Johann als Fahrer komplett umstellt. Aber er muss auch versuchen, die KTM so zu fahren, wie man eine KTM fahren muss.

Im FP2 in Barcelona gab’s mal zwei Runden, wo er hinter den zwei Ducati und hinter Marc Márquez hergefahren ist. Das hat tadellos geschaut. Er muss auch diese Linien fahren, die die anderen V4-Piloten fahren.

Wenn er aber hinter seinen ehemaligen Traum-Yamaha herfährt und dann versucht, auch eine Yamaha-Linie zu fahren, wird er frustriert sein. Denn das funktioniert nicht!

Es kristallisiert sich jetzt immer mehr heraus, dass du als V4-Fahrer die Linie und die Fahrweise der V4-Jungs aufnehmen und verinnerlichen musst. Das sind zwei verschiedene Fahrstile.

Wo hat Zarco vorläufig die größten Probleme? Beim Kurvenspeed und der Kraftenfaltung?

Sein Problem entsteht in dem Moment, wo er das Gas zudreht und auf der Bremse ist… Das Einlenken in die Kurve fällt ihm zu schwer. Du musst die KTM relativ hart auf der Bremse fahren und sie dann relativ radikal umschmeißen und umlegen. Dann kannst du später bremsen als alle andern. Da quetscht Pol Espargaró seine Vorteile heraus.

Johann möchte relativ früh auf die Bremse und dann einen hohen Kurvenspeed fahren. Aber von der Phase des Bremsens bis zum Kurvenscheitelpunkt muss unser Motorrad aggressiver gefahren werden.

Jorge Lorenzo hat mit Yamaha drei MotoGP-WM-Titel gewonnen. Er klagte dann bei Ducati über den hohen erforderlichen Kraftaufwand beim Fahren, jetzt bei Honda. Muss Zarco eventuell auch eifriger trainieren?

Wir befinden uns in der obersten Liga der Weltmeisterschaft. Wer auf Dauer vorne mitfahren will, bei dem wird es nicht ohne ganz große Anstrengungen funktionieren.

Pol Espargaró ist ein wahres Konditionswunder, ein Kraftpaket. Er steht das kräfteraubende Fahren mit der KTM eine Renndistanz ohne Fehler durch.

Es gibt wenig Hochleistungssportler in einer Weltmeisterschaft, die nicht so fit sind… Wir sind hier in einer Spitzenliga und nicht in einer nationalen Meisterschaft.

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