Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Maverick Viñales: Nach dem Quali zu milde bestraft?

Von Günther Wiesinger
Catalunya-GP, 1. Runde: Lorenzo räumte Dovi, Viñales und Rossi ab

Catalunya-GP, 1. Runde: Lorenzo räumte Dovi, Viñales und Rossi ab

Im Q2 des Catalunya-GP wurde Maverick Viñales beinahe von Quartararo gerammt. Jetzt ist zu hören: Viñales war noch gar nicht abgewunken, als er winkte und Wheelies machte.

Der «Gran Premi de Catalunya» in Montmeló offenbarte einige Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Race Direction und dem «FIM MotoGP Stewards Panel». Denn Yamaha-Werkspilot Maverick Viñales wurde für sein Vergehen nach dem MotoGP-Qualifying nach Ansicht vieler Experten zu milde bestraft.

Viñales vollführte auf seiner Auslaufrunde Wheelies und winkte ins Publikum, während sich die Gegner wie Fabio Quartararo und Andrea Dovizioso noch auf schnellen Runden befanden. Ein Video auf motogp.com zeigt, dass Maverick in Turn 9 innen von Quartararo nur um ca. zehn Zentimeter verfehlt wurde. Außen wetzte wenig später Dovizioso mit Vollgas vorbei.

Das aus dem Amerikaner Bill Cumbow und den Ex-Rennfahrern Freddie Spencer und Ralph Bohnhorst zusammengesetzte «FIM MotoGP Stewards Panel» bestrafte Viñales für dieses Vergehen mit einem «Grid Penalty of 3 positions» für den Catalunya-GP. Maverick wurde vom dritten auf den sechsten Startplatt verbannt.

Der Yamaha-Pilot zeigte sich rasch einsichtig und entschuldigte sich noch auf der Strecke sofort bei Quartararo. Er hat diesen gefährlichen Zwischenfall um 15.51 Uhr gewiss nicht absichtlich ausgelöst; es dürfte sich allerdings um ein heftiges Blackout gehandelt haben, eine lebensgefährliche Unachtsamkeit, wie sie zum Glück nicht alle Tage vorkommt.

«Die Fahrer müssen auf verantwortungsvolle Art und Weise fahren und dürfen andere Teilnehmer nicht in Gefahr bringen, weder auf der Piste noch in der Boxengasse», lautet Artikel 1.21.2 der «FIM World Championship Grand Prix Regulations».

Als Lorenzo am nächsten Tag im Rennen in der zweiten Runde in Turn 10 des Rennens seine Gegner Dovizioso, Rossi und Viñales abräumte, ging der Repsol-Honda-Star straffrei aus. Viñales zeigte dafür kein Verständnis: «Wenn die Stewards dieselben strengen Maßstäbe wie bei mir nach dem Q2 anlegen, muss Lorenzo beim nächsten Grand Prix auf den letzten Startplatz strafversetzt werden», forderte Maverick barsch.

Doch die FIM-Stewards verzichteten auf eine Strafe. Sie beurteilten den Zwischenfall mit Lorenzo als «racing incident».

Der Weltverband FIM äußerst sich zu diesem Thema nicht. Aber es ist zu spüren: Spencer & Co. wollen nicht Methoden wie in der Formel 1 einreißen lassen, in der quasi jede Attacke sanktioniert wird und Sebastian Vettel in Kanada nach einem Ausritt eine 5-sec-Strafe bekam, für die nicht einmal die Gegner wirklich Verständnis hatten. Vettel verlor dadurch den Montreal-Sieg an Lewis Hamilton. Vorläufig zumindest, denn Ferrari hat Protest eingelegt.

Natürlich kann man es als Widerspruch sehen, wenn Bradley Smith für den Abschuss seines Aprilia-Teamkollegen Aleix Espargaró im Rennen (Runde 1, Kurve 10) mit einem Grid Penalty für seinen nächsten GP-Einsatz sanktioniert wurde.

Anderseits sollte ein Wildcard-Fahrer, für den es in der WM um nichts geht, etwas behutsamer und bedachter ans Werk gehen und nicht in der ersten Runde einen Mitbewerber verletzen. Denn Bradley war 2018 auch nicht begeistert, als ihn Stefan Bradl in Brünn gleich nach dem Start zu Fall brachte.

Jedenfalls ist Viñales mit seinem Grid-Penalty noch sehr glimpflich davon gekommen. Denn entgegen der weit verbreiteten Ansicht, Viñales habe vor seinem Zwischenfall mit Quartararo bereits die karierte Flagge gesehen, wird in Funktionärskreisen jetzt versichert: «Viñales war im Q2 noch nicht abgewunken, als er winkte und seine Wheelies machte. Quartararo und Dovizioso waren noch mit Vollgas unterwegs.»

Viñales hatte in dem 15-Minuten-Q2 seinen zweiten Run beendet und seine letzte «fast lap» absolviert, aber offenbar vergessen, dass die Session noch nicht vorbei war und hinter ihm noch Gegner um die «grid positions» kämpften. Nur für ihn persönlich war eben keine weitere schnelle Runde drin, die weichen Reifen waren am Ende.

Die Onboard-Kameras der Dorna offenbarten die Gefährlichkeit dieser Szene. Die alten Hasen im Media Centre wie Mat Oxley fühlten sich an den Rijeka-GP 1990 erinnert, als Reinhold Roth im 250-ccm-Rennen (bei verdeckter Sicht) mit voller Wucht gegen den langsam auf der Ideallinie spazieren fahrenden Australier Darren Milner krachte – und seither ein Pflegefall ist.

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